Kathrein Privatbank: "Es gibt überhaupt keine Steuervorteile mehr"

Bis zum Jahr 2030 werden in Österreich laut einer AK-Studie Vermögenswerte von rund 100 Milliarden Euro an die nächste Generation weitergegeben. Stefan Neubauer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, sieht darin eine große Chance für sein Haus.
„Die Nachfolgegeneration stellt sich finanziell neu auf. Der Markt wird in den nächsten Jahren umverteilt.“ Schon in den vergangenen Jahren hätten sich sehr viele Erben an das Institut gewandt.
Entscheidend sei neben Sympathie auch in Zeiten wie diesen „ein stabiles und resilientes Geschäftsmodell“, wie es Eva Födermayr, die vor Kurzem die Leitung des Private Banking Teams für Österreich bei Kathrein übernommen hat, beschreibt. Und die Produktpalette, die aus Vermögensmanagement, Family Consult (für Familienunternehmen und Stiftungen) sowie Finanzierungen besteht. „Der Kunde will, dass alles aus einem Guss kommt“, so Neubauer. Früher wären solche Dienste wie von Kathrein geboten nicht allumfänglich bei einer Bank verfügbar gewesen.
Kathrein Privatbank: Carl Kathrein gründete 1924 die Kathrein Privatbank. Seit 1977 ist sie im Besitz der Raiffeisen Bankengruppe, wobei sie zur RBI firmiert. Mit rund 140 Mitarbeitenden wurden 2023 rund 2,15 Mio. Euro Bilanzgewinn erzielt bei einer Bilanzsumme von 1,5 Mrd. Euro.
Eva Födermayr: Die 45-Jährige übernahm im Mai die Leitung des Private Banking bei Kathrein. Sie verfügt über 18 Jahre Erfahrung im Wealth Management und Private Banking, zuletzt bei der RLB OÖ.
Knapp 2.000 Kunden
Die Kathrein Bank, heuer 101 Jahre alt und inzwischen eine Tochter der Raiffeisen Bank International (RBI), betreue viele Kunden seit Generationen, insgesamt seien es knapp unter 2.000. „In den letzten Jahren ist es uns sehr gut gelungen, mindestens so stark wie der Markt zu wachsen“, so die beiden Banker im KURIER-Gespräch. Das sind laut einer Studie rund 5,7 Prozent jährlich in Bezug auf das verwaltete Vermögen. Die meisten der Kunden kämen aus Österreich, der Rest aus jenen Staaten, wo die RBI tätig ist. Wachsen will Neubauer aber primär in Österreich, wobei die persönliche Weiterempfehlung an erster Stelle stehe.
2021 wurde laut Neubauer ein komplettes Rebranding durchgeführt, das den Bekanntheitsgrad des Hauses gesteigert habe. „Wir haben uns verjüngt.“ Nächster Schritt ist laut Födermayr eine Effizienzsteigerung durch weitere Digitalisierung (etwa in Form eines überarbeiteten Internetbankings ab Herbst).
Nicht geschadet habe ein Betrugsfall vor einigen Jahren, bei dem ein Mitarbeiter Gelder von einer „Handvoll Kunden“ abgezweigt hat. Der Schaden sei zur Gänze zurückgezahlt worden. „Lediglich noch bei einem Kunden geht es um hypothetische Gewinne, wo es bis dato noch keine Einigung gibt“, sagt Neubauer.

Eva Födermayr leitet das Private-Banking-Team der Kathrein Privatbank
Nach einigen Übernahmen am heimischen Private-Banking-Sektor wird sich laut Neubauer hierbei nicht mehr viel tun. „Das Volumen teilt sich auf weniger Player auf.“ Dennoch werde der Markt kompetitiver. „Am Ende des Tages wird sich eine Privatbank bei den Kunden eher über Qualität und Performance abheben und nicht über den Preis.“
Stiftungen
Dazu zählt auch Stiftungsmanagement. Die Konstruktion ist nicht zuletzt wegen Rene Benko in Verruf geraten, dennoch bricht Neubauer eine Lanze für sie. „Rund die Hälfte aller Unternehmen im Wiener Leitindex ATX waren irgendwann in Stiftungen eingebracht. Ebenso wie die Mehrheit der 100 größten Familienunternehmen Österreichs.“ Zudem seien Stiftungen in den vergangenen Jahren steuerlich immer unattraktiver geworden. „Es gibt eigentlich überhaupt keine Steuervorteile mehr.“
Zivilrechtlich seien sie aber noch immer hochinteressant. „Bei komplexen Familien- oder Firmenstrukturen ermöglicht eine Stiftung oftmals wesentliche Vorteile.“ Es sei wichtig, über das Konstrukt Stiftung Aufklärungsarbeit zu leisten. Daher habe Kathrein vor vielen Jahren den Stiftungspreis ins Leben gerufen, der akademische Arbeiten zu dem Thema auszeichnet.

Stefan Neubauer ist Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank
Bei Krediten bietet Kathrein neben klassischen Hypothekardarlehen auch Lombardkredite (dabei werden Depotwerte als Sicherheit genutzt) sowie Spezialkredite. Hier können Edelmetalle, Kunstobjekte oder Weine belehnt werden. Diese werden für die Laufzeit von der Bank sicher verwahrt.
Vertrauensverlust in US-Werte
Bei Veranlagungen ist Neubauer zufolge das Risikomanagement ebenso wichtig wie die Performance. Aktien seien aktuell übergewichtet, allerdings sei Anfang 2025 der US-Anteil reduziert worden zugunsten Europa. „Wir haben Dollarinvestitionen zu einem Großteil währungsgesichert und das war eine weise Entscheidung“, verweist er auf die aktuelle Dollarschwäche. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, da es einen Vertrauensverlust in US-Werte gebe. Auch Diversifikation sei Teil der Risikoreduktion, daher sei Kathrein auch in den großen US-Techwerten deutlich untergewichtet gewesen. „Wir setzen unser Konzept konsequent um.“
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