8 Fragen und Antworten zu Private Equity

Private Equity, also das Investment in Unternehmen abseits der Börse, war bis vor Kurzem für Privatanleger kein Thema, da oft große Tickets von mehreren Millionen Euro notwendig waren, um überhaupt einsteigen zu können. Vor allem institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder große Family Offices nutzen diese besondere Anlageklasse jedoch seit Jahren, denn in der Vergangenheit lieferte Private Equity eine überdurchschnittliche Rendite. Über Fonds ist Private Equity nun auch für private Anleger zugänglich und bietet hohes Renditepotenzial schon ab niedrigeren Investments.
Experten erklären diese interessante Anlageklasse:
1.Was ist Private Equity?
Private-Equity-Gesellschaften und -Fonds sowie auch private Investoren erwerben Anteile von Unternehmen mit dem Ziel, diese weiterzuentwickeln, durch aktive Beratungen die betrieblichen Abläufe zu optimieren, den Wert zu steigern und nach einigen Jahren mit Gewinn weiterzuverkaufen. Private-Equity-Fonds verwalten das Kapital von Investoren und suchen gezielt nach Erfolg versprechenden Unternehmen. Diese Art der Investition ist langfristig – meistens zehn Jahre – angelegt und erfordert eine sorgfältige Auswahl der Unternehmen.
2. Welche Private-Equity-Segmente gibt es?
- Buyouts: Übernahmen von etablierten Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, um diese gezielt umzustrukturieren und effizienter zu gestalten.
- Venture Capital: Hier stehen Investitionen in junge Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial im Fokus.
- Growth Capital: Finanzierungen für etablierte Unternehmen, um Expansionen zu ermöglichen.
- Secondaries: Der Kauf von Beteiligungen an bestehenden Private-Equity-Fonds von anderen Investoren.
„Die Wahl des Private-Equity-Segments ist wesentlich, da sich die einzelnen Strategien hinsichtlich Investitionsphase, Geschäftsmodell und Stabilität der Unternehmen deutlich unterscheiden”, erklärt Bernardette Ules, Leiterin Private Equity bei Schelhammer Capital. „Wir verstehen Private Equity wie Anleihen, Aktien und Rohstoffe als Anlageklasse und nicht als Spekulation. Im Segment Buyout herrscht aus unserer Sicht ein sehr gutes Risiko-/Ertragspotenzial für Investoren. Wir erwarten hier nach Abzug der Kosten eine moderat zweistellige Rendite für den Privatanleger”, so Ules weiter.

Bernardette Ules, Leiterin Private Equity bei Schelhammer Capital
Im Segment Buyout erwarten wir nach Abzug der Kosten eine moderat zweistellige Rendite für den Privatanleger“
3. Warum ist Private Equity auch für Privatanleger interessant?
Private Equity bietet Privatanlegern zwei zentrale Vorteile: Erstens ein potenzieller Mehrertrag zu den traditionellen Märkten. Hier haben Private-Equity-Investments in der Vergangenheit teils deutlich höhere Renditen erzielt als börsengelistete Aktien. Die Überrendite von Private Equity betrug durchschnittlich vier Prozent p. a. (Zeitraum 2001–2024). Zweitens eröffnet Private Equity Zugang zu einem erweiterten Anlageuniversum.
4. Wie ist ein Investment in Private Equity möglich?
Eine Möglichkeit sind Private-Equity-Fonds, die von erfahrenen Managern verwaltet werden und diversifiziert in mehrere Unternehmen investieren. Wer über mehr Kapital verfügt, kann sich direkt an Unternehmen oder über sogenannte Secondaries an bestehenden Fonds beteiligen.
„Durch technische Fortschritte ist mittlerweile ein Investment in Private Equity ab Beträgen wie 50.000 Euro möglich. Kathrein bietet mit der Private Markets Platform für ihre qualifizierten Kunden Zugang zu dieser Asset-Klasse. Nicht nur wird so die Einstiegsschwelle deutlich niedriger gesetzt, wir wählen mit Experten aus unserer Sicht vielversprechende Fonds aus. Darüber hinaus bieten wir Private-Equity-Dachfonds, die das Investment über mehrere Fonds unterschiedlicher Anbieter streuen”, so Harald Holzer, CIO und Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank.

Harald Holzer, CIO und Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank.
Ein Investment in Private Equity ist bereits ab Beträgen wie 50.000 Euro möglich."
5. Wo liegen die Herausforderungen für Privatanleger?
Für Anleger ist neben den Risiken vor allem die Illiquidität eine Herausforderung. Eine Bindung von zehn Jahren ist durchaus langfristig. Dazu kommt, dass die Kapitalflüsse aus den Investments üblicherweise erst nach fünf Jahren zu fließen beginnen, das heißt man erhält die Erträge mit einiger Verspätung. Holzer: „Wir empfehlen langfristigen Investoren bei Private Equity einen stufenweisen Einstieg, um die potenziellen Auszahlungen dann über einen längeren Zeitraum zu ermöglichen.”
Im Unterschied zu klassischen Fonds werden Private- Equity-Fonds für neue Investments geschlossen, sobald ein gewisses Investoren-Volumen zugesagt ist. „Somit ist der Zugang zu Private-Equity-Fonds im Vergleich zu Aktien, ETFs und Fonds stark limitiert”, erklärt Holzer.
6. Wie risikobehaftet ist eine Investition in Eigenkapital von nicht an der Börse gelisteten Unternehmen?
Private Equity birgt – neben den klassischen Risiken eines Aktieninvestments – das Risiko eingeschränkter Handelbarkeit. Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen können in der Regel nicht kurzfristig verkauft werden, insbesondere nicht in schwierigen Marktphasen. In solchen Zeiten kann ein Unternehmensverkauf entweder stark verzögert oder nur mit erheblichen Abschlägen auf den Unternehmenswert realisiert werden.
Darüber hinaus unterscheidet sich das Risiko innerhalb der Anlageklasse Private Equity je nach Segment deutlich – etwa zwischen Venture Capital und Buyout. Während Venture Capital in junge, oft noch nicht etablierte Start-ups investiert und hohe Renditechancen mit sehr hohen Ausfallraten (geschätzt 75–90 Prozent) kombiniert, konzentriert sich der Buyout-Bereich auf profitable, etablierte Unternehmen. Diese zeichnen sich durch stabilere Geschäftsmodelle, kalkulierbarere Cashflows und vergleichsweise verlässlichere Renditen aus.
7. Lassen sich die Risiken mit Private Equity Fonds gut managen?
„Aus unserer langjährigen Erfahrung heraus lassen sich zwei zentrale Erfolgsfaktoren zur Risikosteuerung ableiten: Zum einen ist die sorgfältige Auswahl des Fondsmanagements entscheidend. Nur wer über fundierte Erfahrung, tiefes Marktverständnis und einen strukturierten Due-Diligence-Prozess verfügt, kann geeignete Investments identifizieren und erfolgreich umsetzen”, weiß Ules. Zum anderen ist für Ules die Diversifikation ein wesentliches Element des Risikomanagements. Wie am Aktienmarkt sollte auch im Private-Equity-Bereich nicht alles auf eine Karte gesetzt werden. Eine breite Streuung über verschiedene Manager, Branchen und Investitionsjahrgänge ist essenziell, um Risiken zu minimieren und Ertragspotenziale optimal zu nutzen. Diese Grundsätze lassen sich für Privatanleger besonders gut über Private-Equity-Fonds, in denen mehrere Investments gebündelt werden, umsetzen – vorausgesetzt, man setzt auf einen erfahrenen und qualitativ hochwertigen Fondsmanager.
8. Welche Erläge können Anleger erwarten?
Die Erträge von Private Equity sollten ähnlich sein wie die Erträge von börsennotierten Firmen. „Auf der einen Seite profitieren Private-Equity-Investoren von der „Kontrollprämie“, da sie oft die Mehrheit halten. Bei Wagniskapital, also Investitionen in junge Unternehmen, sollten die Wachstumsraten höher als bei börsennotierten Unternehmen sein, aber auch die Ausfallsraten. Aufgrund der Illiquidität, die Investoren auch kompensiert haben wollen, können Anleger auch eine Illiquiditätsprämie verdienen. Andererseits sind diese Erträge natürlich nicht garantiert, wie bei jedem Investment sind auch Verluste möglich”, so Holzer.
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