Karstadt-Sanierung: Den Handel in die Wiege gelegt

SIGNA Holding, Wirtschaft
Die Karstadt-Sanierung läuft erfolgreich, Rene Benkos Handels-Manager Stephan Fanderl erzielt positives Vorsteuer-Ergebnis in Höhe von 50 Millionen Euro.

Die deutsche Lebensmittel-Handelskette Kaiser’s Tengelmann (446 Filialen, 15.285 Mitarbeiter) fährt seit Jahren Verluste ein. Zuletzt sollen es 170 Millionen Euro gewesen sein. Seit Längerem versuchte die Eigentümer-Familie Haub, der auch die Baumarktkette OBI und der Textildiskonter kik gehören, die marode Kette en bloc zu verkaufen. Als Käufer konnte sie im Oktober 2014 den deutschen Marktführer Edeka gewinnen. Gegen diesen Deal, der erst durch eine Weisung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Gang gebracht wurde, hatte sich aber das Bundeskartellamt quergelegt. Zugleich haben die Mitbewerber Rewe, Markant und Norma Klagen gegen die sogenannte Ministererlaubnis Gabriels eingebracht. Die "Spieler" konnten keinen Zug mehr machen. In der Schach-Sprache nennt man das Patt.

Deshalb wurde gestern Donnerstag ein Gipfel der Mitwerber anberaumt. In letzter Sekunde wurde am Donnerstagabend ein Durchbruch geschafft. Bis 17. Oktober 2016 soll durch weitere Gespräche eine einvernehmliche Lösung mit den Mitbewerbern Rewe, Markant und Norma sowie mit der Gewerkschaft Vida erzielt werden.

Karstadt-Sanierung: Den Handel in die Wiege gelegt
Durch die aufgeregte Debatte um die mögliche Rettung von Kaiser`s Tengelmann rückte eine andere Groß-Sanierung in den Hintergrund, die eigentlich sehr spannend verläuft. Der österreichische Immobilien-Investor René Benko hat vor zwei Jahren mit seiner Handels-Division Signa Retail, an der Niki Lauda mit seiner Privatstiftung zehn Prozent hält, den maroden Konzern Karstadt (14.000 Mitarbeiter) übernommen.

Schwarze Zahlen

Karstadt galt als aussichtsloser Sanierungsfall. Doch zwei Jahre nach der Übernahme schreibt die Kette schon wieder schwarze Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EbitDA) für das Geschäftsjahr 2015/16 beträgt rund 50 Millionen Euro. Die Cashflow-Rendite beträgt laut Lebensmittelzeitung 2,5 Prozent.

Diesen Erfolg darf sich Karstadt-Chef Stephan Fanderl auf die Fahnen schreiben. Fanderl war früher Vorstand im Kölner Rewe-Konzern und bei Euro-Billa in Wiener Neustadt. Der Lebensmittelhandel wurde Fanderl in die Wiege gelegt. Seine Familie betreibt mit rund 233 Mitarbeitern im Großraum Ingolstadt mehrere Edeka-Läden. Laut Lebensmittelzeitung hat Fanderl auf einer internationalen Handelstagung auch offengelegt, dass 65 der 79 Karstadt-Filialen per Juli 2016 ein positives EbitDA erzielen, zehn Häuser arbeiten an der Null-Linie und vier seien defizitär. Die Sanierung sei aber noch nicht abgeschlossen.

Karstadt-Sanierung: Den Handel in die Wiege gelegt
epa04461480 (FILE) A file photo dated 21 September 2006 shows Stephan Fanderl in Cologne, Germany. Former Karstadt supervisory board member Fanderl will be the new CEO of the beleaguered department store chain Karstadt. The supervisory board has appointed the 51 year old manager as successor to Eva-Lotta Sjoestedt, who suprisingly resigned this summer, the company said on 23 October 2014 in Essen. EPA/ROLF VENNENBERND
"Fanderl ist ein ausgebuffter Vollprofi im Lebensmittelhandel" sagt ein gut informierter Branchenexperte zum KURIER. "Er hat in nur zwei Jahren das Ruder völlig herumgedreht. Nachsatz: "Bei Karstadt wurden 20 Prozent der Mitarbeiter abgebaut, in der Zentrale sogar fast 40 Prozent." Die Signa wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.

Das Imperium von René Benko

1999 gründete der Tiroler René Benko die Signa Holding und ist mittlerweile einer der größten Immobilienentwickler Europas. Im Jahr 2013 übernahm er den Händler Karstadt Sports und die Karstadt-Sparte The KaDeWe-Group. Ein Jahr später krallte er sich die gesamte Warenhauskette Karstadt und brachte sie 2015 in die Signa Retail ein. Stephan Fanderl ist auch Geschäftsführer der Signa Retail. Sie setzt mit 20.000 Mitarbeitern rund drei Mrd. Euro um.

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