Karstadt: "Rücksichtsloser Sanierungskurs"

Karstadt in Köln
Gewerkschaft will Neuausrichtung zulasten der Mitarbeiter nicht mittragen.

Die Rosskur, die der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl der maroden deutschen Kaufhauskette (17.000 Mitarbeiter, 83 Standorte) verpasst, stößt bei der Gewerkschaft ver.di auf heftigen Widerstand. "Mit einer reinen Kostensenkungsstrategie auf dem Rücken der Beschäftigten steigern sie keine Umsätze und gewinnen sie keine Kunden zurück", sagt Eva Völpel, Sprecherin des ver.di-Bundesvorstands zum KURIER. "Das ist für uns ein rücksichtsloser Sanierungskurs, den tragen wir nicht mit." Nachsatz: "Wir schließen auch Streiks nie komplett aus."

So fordert die Gewerkschaft, dass die Konzern-Führung und die neue Eigentümerin, die Signa Retail GmbH des Österreichers René Benko, ihre Pläne offenlegen. Indes hat Karstadt-Boss Fanderl angekündigt, dass die Sanierung unter hohem Zeitdruck durchgeführt werden wird. Er gibt jenen Filialen, die Verluste schreiben, nur bis Mitte 2015 Zeit, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Laut ver.di könnten zumindest weitere acht bis zehn Standorte diesem Sparkurs zum Opfer fallen. Bereits im Oktober wurde das Aus für sechs Filialen fixiert. Es sei utopisch anzunehmen, so die Gewerkschaft, dass die Neuaufstellung des Karstadt-Konzerns und des Sortiments ohne Analyse der Probleme der einzelnen Filialen und ohne Investment bis zur angepeilten Frist zu schaffen sei. Mindestens 2000 Jobs sollen auf der Kippe stehen. Verlässliche Zahlen hat die Gewerkschaft bisher aber nicht.

Laut Fanderl werden die Standorte künftig auf zwei Warenhaus-Typen ausgerichtet: Ein Kaufhaus für den "Erlebniseinkauf" und eines für die Nahversorgung.

In den vergangenen zwei Geschäftsjahren hat Karstadt laut Creditreform rund 289 Millionen Euro Verlust geschrieben.

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