CEOs für die junge Elite
"Proudly small" – das Motto des diesjährigen St. Gallen Symposiums, diesem studentischen Mini-WEF, es passt zur Schweiz. Klein ist dieses Land ohne Zweifel und stolz ebenso. Selbiges gilt für die Hochschule St. Gallen (HSG). Sie spielt zwar nicht in derselben Liga wie die große ETH Zürich, aber man setzt hier eben auf Elite und der Stolz grenzt bei manchen an Snobismus. Wie dem auch sein, der Output stimmt: die Absolventenliste ist beeindruckend.
Selbst die Drop-out-Liste der HSG kann mit wahren Wirtschafts-Stars glänzen. Mr. Swatch Nick Hayek etwa, der heuer zum Symposium geladen war, um gemeinsam mit ABB CEO Ulrich Spiesshofer und Novartis-Vorsitzendem Jörg Reinhardt darüber nachzudenken, inwieweit große Unternehmen überhaupt innovativ sein können. Bei der großen Panel-Diskussion unterhielt Hayek aber vor allem wegen seiner Ansagen gegen ein Übermaß an Angepasstheit. Der CEO des 35.600-Mitarbeiter-Unternehmens schmiss nämlich nach zwei Semestern das Studium in St. Gallen und bereut das bis heute nicht. Im Gegenteil: Er gab den jungen Zusehern Tipps mit auf den Weg: Offenheit zähle mehr als Uni-Diplome und bei Swatch bekomme man trotz und nicht wegen eines Studienabschlusses einen Job. Das Publikum – schon sehr auf Karriere getrimmt – lachte. Wie viele es aber tatsächlich wagen, Hayeks Anregungen zum Regel- und Vorschriften-Bruch zu folgen, ist fraglich.
Streng nach Plan verlief dann auch der Rest des Symposiums in St. Gallen. Die Professionalität, mit der das Internationale Studentenkomitee (ISC) diese Großveranstaltung jährlich auf die Beine stellt, verdient aber Achtung. Im Dreier-Führungteam des ISC sind heuer zwei Österreicherinnen. Der KURIER traf Charlotte Festa und Barbara Wögerbauer zum Interview.
KURIER: Sie waren schon im Vorjahr im Organisationskomitee. Warum machen Sie das noch einmal?
Charlotte Festa: Es ist dieses Jahr für uns etwas ganz anderes. Solche Führungserfahrung in so jungem Alter, das ist eine Riesenchance!
Barbara Wögerbauer: Und es will auch nicht jeder machen...
Aber das kostet Sie ein weiteres Studienjahr?
Festa: Nein. Man bekommt die Organisation zum Teil angerechnet und man kann im Sommer noch Prüfungen schreiben. Diese Brücke zur realen Wirtschaftswelt, die man hier schlägt, ist extrem hilfreich.
Zwei Österreicherinnen an der Spitze – war das je Thema?
Festa: Nie.
Wögerbauer: Österreicher haben sogar eine lange Tradition in dem Organisationskomitee.
Jahr auf Jahr ist das Symposium sehr ähnlich, scheint austauschbar. Wie viele Möglichkeiten hatten Sie, Akzente zu setzen?
Wögerbauer: Es gab schon Neuerungen, etwa dass wir die Sitzordnung in der Aula gedreht haben. Programm und Teilnehmer sind jedes Jahr anders.
Festa: Natürlich kommt man in Versuchung, es gleich zu machen wie die Vorgänger. Man muss daher viele Dinge hinterfragen, darf aber auch nicht mit allem brechen.
Wögerbauer: Oft sind es die kleinen Dinge und Veränderungen, die viel Arbeit machen.
Klein ist auch das heurige Thema. Einer der Redner hat gerade den Slogan "proudly small" einen völligen Unsinn genannt.
Festa: Es ist gut, wenn Dinge kritisiert werden. Sonst wäre es ja langweilig. Das Thema wurde aber nicht von uns gewählt.
Sehen Sie auch die Gefahr, vom Kleinen – wenn auch Feinen – ins Kleingeistige zu rutschen?
Wögerbauer: Gerade heuer erlebte ich was für Vorteile es hat, im kleinen Team zu arbeiten.
Festa: Nur wenn man mit kleinen Dingen beginnt, schafft man Großes.
Ein Jahr investieren rund 25 Studierende der Schweizer Hochschule St. Gallen (HSG), um das jährlich dort stattfindende Symposium zu organisieren. Im dreiköpfigen Führungsteam sitzen heuer zwei Österreicherinnen: Die Wienerin Charlotte Festa, geboren 1994 und Barbara Wögerbauer, geboren 1993 in Innsbruck. Beide studieren in St. Gallen BWL im sechsten Semester. Die Organisation des Symposiums ist ihre erste Erfahrung in einer Führungsposition; als bisherige Arbeitserfahrung können beide Nachhilfeunterricht anführen, Charlotte Festa auch ein Praktikum im Innenministerium.
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