Zurück zum Ex? Boomerang-Hiring im Praxistest

Zurück zum Ex? Boomerang-Hiring im Praxistest
Boomerang-Hiring verfolgt das Ziel, ehemalige Mitarbeiter zurück an Bord zu holen. Funktioniert das auch in der Praxis?

„Ein Arbeitsverhältnis entwickelt sich ähnlich wie eine Liebesbeziehung“, sagte eine Karriereberaterin erst vor ein paar Wochen im KURIER-Interview. Zu Beginn würden Verliebtheitshormone für Glücksmomente sorgen, die mit der Zeit aber nachlassen würden.

Heißt, auch im Berufsleben kann der Anfangszauber allmählich verblassen. Und entweder, es pendelt sich wieder ein oder man erreicht den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Es erfolgt eine Trennung, der Arbeitnehmer kündigt. Normalerweise wäre das dann das Ende einer (Arbeits-)beziehung.

Eher Ausnahme, keine Taktik

Hier kommt nun das Boomerang-Hiring ins Spiel: eine Taktik, deren Fokus darin liegt, mit den Verflossenen aus einem Unternehmen weiterhin in Kontakt zu bleiben. In der Theorie holt man die Aussteiger zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück ins Unternehmen. Ende gut, alles gut – aber schaut so auch die Realität am Arbeitsmarkt aus?

Aus der HR-Branche hört man dazu unterschiedliche Stimmen. Gerhard Novak, Geschäftsführer der Personalberatung Anova HR-Consulting, gehört den Skeptikern an: „Ich glaube nicht, dass Boomerang-Hiring als grundsätzliche Strategie angewendet wird. Wenn Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen, sagen diese zu Ehemaligen in der Regel ’Nein danke’“.

Wird ein Ex-Mitarbeiter wieder angestellt – was durchaus vorkommen kann – so folge das keiner Taktik, so Novak. Ausnahmen gebe es natürlich immer. „Bei Saisonarbeitskräften gibt es häufig eine Wiedereinstellungszusage für die kommende Saison. Zudem mussten coronabedingt viele Betriebe in der Gastronomie und im Tourismus Mitarbeiter entlassen. Hier kann ich mir gut vorstellen, dass es bei dem ein oder anderen zu Absprachen kommt.“

Neue, kreative Lösungen

Julie Gruber, Geschäftsführerin der Wolkenrot Personalmanagement GmbH sieht die Sache aus einem anderen Blickwinkel. Das Besetzen vakanter Stellen in Unternehmen sei Teil der Führungsaufgabe, so Gruber.

„Führungskräfte sollten hier auch offen für neue, kreative Lösungen sein.“ Doch auch sie teilt in diesem Punkt die Ansicht Novaks: Arbeitgeber in Österreich seien bei Trennungen, die von Mitarbeiters ausgehen, eher nachtragend. „Sie geben selten eine zweite Chance.“

Wenig Kontakt zu Ehemaligen

Bislang würden Unternehmen mehr Energie darauf verwenden, gute Mitarbeiter zu halten, indem mehr Gehalt, neue Aufgabenfelder oder Goodies wie ein Dienstauto angeboten werden.

Gruber: „Kommt es zu einer Trennung, pflegen Unternehmen selten den Kontakt zu ihren Alumni oder bauen sich ein Alumni-Netzwerk auf. Da gibt es in Österreich auf jeden Fall großen Aufholbedarf.“

Win-Win-Situation

Auch wenn es oft heißt „aufgewärmt schmeckt nur Gulasch“, das Aufwärmen alter Arbeitsbeziehungen könne sich durchaus für beide Seiten lohnen, so Gruber. Für den Dienstgeber, weil er sich zeitintensive Bewerbungsprozesse und Einarbeitungszeiten erspart, da Ex-Mitarbeiter Unternehmenskultur und -abläufe kennen.

Für den Dienstnehmer , weil er vielleicht einen spannenderen Posten erhält oder höheres Gehalt – oder beides. „Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich, dass die Trennung im Guten erfolgt ist.“

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