Die WorldSkills 1995
Barbara Huber wuchs in einem Bergbauernhof als ältestes von sechs Kindern auf. Nach ihrer Ausbildung zur Koch-Kellnerin arbeitete sie im Parkhotel Pörtschach in Kärnten, wo man sie auf die Skills vorbereitet hat. „Ich habe nie gefragt, was sie dazu bewegt hat, ausgerechnet mich zu trainieren. Dort waren über 60 Lehrlinge tätig, aber ich habe teilnehmen dürfen. Das war etwas ganz Besonderes.“
Bei der Berufsolympiade in Lyon war Huber gerade mal 19 Jahre alt. Und nervös. „Sicherlich! Es hat viel dahintergesteckt und mir wurde viel vorgelegt“, so die Weltmeisterin. „Die Latte war sehr hoch. Aber direkt beim Wettbewerb dreht man das ab, fokussiert sich nur auf die Arbeit“, erzählt sie. Im Gastro-Service-Bereich bedeutet das: Blumengesteck, sowie Tischarrangements vorbereiten, Serviettenfalttechniken demonstrieren, an der Bar Cocktails mixen und dann filetieren, tranchieren, flambieren und Gäste bedienen.
Wie konzentriert Huber tatsächlich war, merkte sie erst im Nachhinein: „Man bekommt wirklich kaum etwas mit. Mein Vater hat mit meiner Schwester den weiten Weg nach Lyon gewagt. Mit dem Auto. Nur um mich zu sehen. Ich habe aber erst nach dem zweiten Wettbewerbstag registriert, dass sie mir zuschauen“, erzählt sie dem KURIER lachend.
Wie gewinnt man Gold?
„Ich habe nie damit gerechnet, dass ich gewinnen würde“, erzählt sie. Auch weil ihr während des Wettbewerbs ein Fauxpas unterlaufen ist: „Ich habe hundert Mal dekantiert und aufgepasst, dass ja kein Tropfen auf das weiße Tischtuch fällt.“ Aber genau das ist während des Bewerbs passiert. „Ich wäre am liebsten im Boden versunken.“ Für Gold hat es trotzdem gereicht. Ein Gänsehaut-Moment an den sich Huber heute noch erinnert.
Die Konkurrenz war nämlich hart: „Japan und China waren immer schon stark. Aber in Österreich sind wir einfach gemütlicher, das kann man nicht kopieren.“ Auch wenn sie es versucht haben. „Sie standen da mit ihren Kameras und haben jeden meiner Schritte fotografiert und dokumentiert.“ Die einzigartige österreichische Art war letztlich der Gewinnfaktor, wie sie meint. „Technik und Können hatten die anderen auch. Nur das Authentische kann keiner einfach so nachvollziehen und abschauen“, sagt sie.
Eine weitere Geheimzutat für den Goldgewinn? „Wir haben uns als Team gegenseitig aufgebaut und motiviert“, so die Weltmeisterin. „Die Skills schweißen zusammen und es entstehen Freundschaften fürs Leben.“ Mit einigen Teamkollegen ist sie auch heute noch in Kontakt.
Neue Wege
Kurz nach den WorldSkills ist Barbara Huber ihrer Leidenschaft nach Velden, auf die Turracher Höhe und nach Vorarlberg gefolgt, war in vielen renommierten Betrieben tätig. Und dann? „Dann waren die Liebe und mein erstes Kind da, die mich nach Salzburg geführt haben.“ Heute hat sie sieben Kinder und einen kleinen Bergbauernhof mit Zimmervermietung. Das „Pertillbauer“ in Feuersang bei Flachau. Auf ihren Weltmeistertitel wird sie immer noch angesprochen, besonders vom Ortspfarrer, der stolz darauf ist, im Pfarrgemeinderat eine Olympiasiegerin zu haben.
Zu den heutigen Skills-Bewerben sagt sie: „Wir müssen uns nicht verstecken. Unsere heimischen Betriebe bilden Lehrlinge top aus.“ Und die Gewinnerinnen und Gewinner der vergangenen Jahre beweisen das. Bei den EuroSkills 2023 in Danzig konnte Österreich 18 Medaillen nach Hause bringen.
Team Austria
Am 10. September gehen bei den WorldSkills in Lyon 47 Bewerber aus Österreich an den Start. Den Beruf „Restaurant-Service“ übernimmt Simon Wieland von der Eventagentur Perfect in Feldkirchen. Auch sein Ziel ist Gold.
Barbara Hubers Tipp: „Verlasst euch auf euer Können. Ihr habt es in euch und könnt die Routine schon im Schlaf. Vertraut auf eure Fähigkeiten und genießt die Zeit in Lyon.“
Kommentare