"Wir wollen eine der größten Spielzeugfirmen der Welt werden"
2007 gründete der Amerikaner Rhett Power Wild Creations mit und entwickelte die Spielzeugfirma bis 2010 zum „Fastest Growing Business“ in South Carolina.
Wild Creations erhielt den Blue Ribbon der 75 Top-Unternehmen der USA von der US-Handelskammer und wurde als eines der 500 „Fastest Growing US Companies“ vom Inc. Magazine nominiert. Wild Creations hat mehr als 40 Preise für innovativen Spiele abgeräumt. Das Gründerservice der WKÖ holte in Kooperation mit der U.S. Botschaft Rhett Power nach Wien.
KURIER: Sie haben erst Ende 30 gegründet – war das ein gutes Alter?
Rhett Power: Wann auch immer man dazu bereit ist, ist es ein gutes Alter. Ich wusste nach der Uni nicht, was ich machen soll.
Wie wurden Sie Entrepreneur?
Ich hatte als Student ein kleines Kajak-Unternehmen, um mir die Uni zu finanzieren. Ich habe das geliebt, aber nie daran gedacht, dass das eine Karriere sein könnte. Ich beendete die Uni, suchte mir einen Job. Eines Tages, ich war 28 Jahre alt, haben meine Frau und ich darüber geredet, dass wir unzufrieden sind. Wir haben uns dann für das US-Friedenscorps beworben und sind die nächsten Jahre um die Welt gereist. Das hat unser Leben verändert. 2006 hatte ich wieder das Gefühl: Ich mag was ich mache, aber ich liebe es nicht.
Was hat gefehlt?
Es waren immer die Projekte anderer: Sie wurden in Washington geplant und wir haben sie dann, zum Beispiel in Pakistan, umgesetzt.
Wie haben Sie Wild Creations gegründet?
Ich war mit einem Kollegen in Kasachstan Pizza essen und wir redeten über Selbstständigkeit. Ich erinnerte mich an mein kleines Unternehmen zu Unizeiten – ich war frei und glücklich. Wir haben beschlossen, ein bestehendes Unternehmen, das Hilfe braucht, zu kaufen. Wir haben ein Jahr lang gesucht, bis uns ein Anwalt auf ein Unternehmen aufmerksam machte. Wir haben es uns angesehen und uns in das Produkt verliebt. Das Unternehmen gehörte einem altem Gentleman, ein Wissenschaftler, er hatte keine Buchhaltung, keine Aufzeichnungen, keine Infrastruktur, keinen Sinn für Business.
Was war das Produkt, in das Sie sich verliebt haben?
Ein Aquarium für Frösche.
Wie haben Sie Wild Creations erfolgreich gemacht?
Wir haben zwei Jahre lang versucht, unser Produkt zu verkaufen, haben zwei Jahre nichts verdient, haben beide unser Haus verkauft, haben das Toilettenpapier aus Hotels mit ins Büro genommen. Wir sind bei allen Spielzeugläden raus geflogen. Dann kam die Wirtschaftskrise: Die Geschäfte waren verzweifelt, sie brauchten etwas Neues. Ein Spielzeugladen hatte 18 Aquarien ins Sortiment aufgenommen und zwei Tage später waren alle verkauft. Ab da ging es schnell, wir hatten 200 Spielzeuggeschäfte zu beliefern und eine große Kette mit 900 Geschäften. Inzwischen sind wir an der Börse.
Das war vor einem Jahr, da haben Sie Ihr Unternehmen an die Börse gebracht. Wieso dieser Schritt?
Wir waren bereit für die nächste Stufe, haben all unsere Ressourcen investiert und wollten expandieren. Wir wollen eines der Top-Spielzeug-Unternehmen der Welt werden.
Da haben Sie starke Konkurrenz mit Mattel oder Hasbro. Diese Firmen bringen jedes Jahr Dutzende neue Spielzeuge auf den Markt. Wie wollen Sie da mithalten?
Die haben alle klein angefangen. Wir haben zum Beispiel ein Open-Innovation-Programm. Jeder Erfinder kann mit seiner Spielzeug-Idee zu uns kommen. Wir haben eine Crowdfunding-Plattform nur für Spielzeug-Innovationen gegründet, dort werden sie getestet und finanziert. Funktioniert das Spiel auf der Plattform, ist es ein starkes Argument für Händler, das Produkt ins Sortiment aufzunehmen.
Sie halten im Rahmen der Gründertage den Vortrag "Call me crazy – I want to start a business". Warum ist Gründen verrückt?
Ich glaube, dass auch heute noch der Mindset so ist, dass man einem sicheren Pfad folgen soll. Diesen Pfad zu verlassen ist für viele crazy.
Glauben Sie an ein Unternehmer-Gen?
Ich diskutiere das oft mit meinem Partner. Er glaubt, man wächst hinein. Ich glaube, man muss dafür gemacht sein.
Der Traum vieler österreichischer Start-ups ist, ins Silicon Valley zu gehen. Wird das Silicon Valley romantisiert?
Sicher. Ich kann verstehen, wenn man dorthin möchte, aber ehrlich: Woanders kann man jemand sein, im Silicon Valley ist man niemand.
Ihr wichtigster Rat an Gründer?
Sei leidenschaftlich.
Das klingt zu einfach.
Ist es auch. Heute hat mir jemand darauf geantwortet, dass er gerne Golf spielt. Ich sagte ihm, dass er alles dafür tun sollte, um besser zu werden, alles darüber lernen, öfter spielen, Stunden nehmen sollte. Aber es ist auch ganz klar: Manche Dinge lassen sich nicht zu Geld machen. Eine Leidenschaft zu haben ist sehr wichtig – egal, was es ist. Sie muss nicht notwendigerweise im Beruf ausgelebt werden.
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