Wie wir die Alten halten

Die EU forciert Programme zur Förderung älterer Arbeitnehmer.

Europa wird älter: 2050 wird jeder dritte Europäer über 60 Jahre alt sein. Schon im Jahr 2020 wird die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen erstmals den größten Anteil der Personen im Erwerbsalter stellen.

Die steigende Lebenserwartung macht es möglich und notwendig, auch das durchschnittliche Berufsleben zu verlängern. Laut einer aktuellen EU-weiten Eurobarometer-Umfrage sind die Menschen darauf auch schon eingestellt: 61 Prozent halten es für eine gute Idee, dass es Arbeitnehmern erlaubt werden soll, nach Erreichen des offiziellen Pensionsalters im Job zu bleiben. 53 Prozent lehnen ein verpflichtendes Pensionsantrittsalter ab.
Für den Arbeitsmarkt ist das eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre: Wie gelingt es, ältere Arbeitnehmer im Job zu halten – und zwar so, dass beide Seiten dabei gut aussteigen?

Die Europäische Union hat sich des Themas angenommen und 2012 zum „Europäischen Jahr des aktiven Alterns und Solidarität zwischen den Generationen“ erklärt, um Bewusstsein zu schaffen.

Altersgerecht arbeiten

„Aktiver Altern heißt mehr als nur länger arbeiten“, sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer bei der Abschlussveranstaltung des Europäischen Jahres vergangene Woche. Neben den bereits gesetzten gesetzlichen Maßnahmen wie dem Programm „fit2work“ (Slogan: „Gesundheit erhalten – Job behalten“) sei hier, sagt Hundstorfer, „vor allem auch die Wirtschaft gefordert“, eine altersgerechte Arbeitswelt zu schaffen. Auch „muss die berufliche Rehabilitation in das Bewusstsein gebracht“ werden. In diesem Bereich sei man bereits auf einem guten Weg, „aber es muss noch einiges getan werden“, sagte Hundstorfer.

Herausforderungen

Im Abschlussbericht der EU-Kommission zum Aktionsjahr sind konkrete Pläne angeführt, die die Erwerbsquote der Älteren steigern sollen:

Umfeld anpassen Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) werden verwendet, um ältere Arbeitnehmer (neu) zu schulen, Unternehmen an die Beschäftigung Älterer anzupassen und Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Im EU-Budget 2014–2020 sind in Summe 84 Milliarden Euro eingeplant.

Soziale Mobilität fördern Die europäische Verordnung zur Koordinierung der Sozialsysteme stellt sicher, dass Pensionsansprüche auch über Grenzen hinweg gelten. Ziel ist es, dass Betriebspensionen bald grenzenlos erworben werden können.

Beschäftigung Das „aktive Altern“ ist ein zentraler Punkt in der europäischen Beschäftigungsstrategie. Gefördert werden besonders Projekte, die die Qualifikation älterer Arbeitnehmer stärken. Ein Schwerpunkt: Ältere nicht von der Arbeitslosigkeit in die Pension abgleiten zu lassen, sondern sie auf den Arbeitsmarkt zurückzuholen.

Lebenslanges Lernen Im EU- Programm „Lebenslanges Lernen“ werden im Zeitraum 2007 bis 2013 sieben Milliarden Euro investiert; es wird 2014 vom Programm „Erasmus für alle“ abgelöst. Ein Ziel: Erwachsenenbildung und Lernen im Alter.
Internet für Ältere Seit 2007 gibt es den Aktionsplan der Kommission für IT und Altern („Ageing Well in the Information Society). Ziel: Ältere Arbeitnehmer sollen mit den neuesten Technologien Schritt halten, um (auch) fit für den Job zu sein.

FAKTEN

Österreich unter dem EU-Schnitt 22 Prozent der 60- bis 64-Jährigen waren 2010 in Österreich erwerbstätig. In dieser Altersgruppe liegen wir deutlich unter dem EU-Schnitt von 31 Prozent. Allerdings gab es seit dem Jahr 2000 eine deutliche Steigerung von damals zwölf Prozent.
Vorbilder sind Schweden, wo 61 Prozent der 60- bis 64-Jährigen arbeiten, Großbritannien (44 Prozent) und Deutschland, wo sich der Anteil seit 2000 auf 41 Prozent verdoppelt hat.

Anteil der Älteren wächst 2011 waren 41,5 Prozent der 55- bis 64-Jährigen Österreicher erwerbstätig (EU-Schnitt: 47,4 Prozent) 2020 wird die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen erstmals den größten Anteil der Personen im Erwerbsalter stellen 2050 wird jeder Dritte Europäer über 60 Jahre alt sein.

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