Was haben Sie vor, Herr Minister?

SuperministerTausendsassa Reinhold Mitterlehner: Vizekanzler und Minister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
Reinhold "Django" Mitterlehner hat als Wirtschafts- und Wissenschaftsminister und als Vizekanzler in Österreich die Macht – auch über die Hochschulen. Was haben Sie vor, Herr Minister?

KURIER: Sie haben Rechtswissenschaften studiert. Warum?

Reinhold Mitterlehner: Ich dachte, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, Jus zu studieren, weil dann ein weites Spektrum im Beruf möglich ist. Außerdem hat mich Rechtsanwalt immer interessiert. Nach einem Gespräch mit meinem Vater war klar, dass ich das mache. Mein Vater war Beamter, Postenkommandant bei der Gendarmerie im Ort. Er hat die Einstellung gehabt, dass er seinen sechs Kindern nicht viel mitgeben kann. Aber er wollte uns eine gute Ausbildung finanzieren.

Würden Sie das Jus-Studium heute wieder wählen?

Es war eine sehr gute Wahl. Weil man nicht nur Wissen vermittelt kriegt, sondern das Rüstzeug bekommt, Sachverhalte analytisch bewerten zu können und auch das strategische Denken lernt. Man lernt auch, sich einigermaßen gut auszudrücken.

War Ihnen klar, dass ein Studium ein Einstieg in ein gutes Leben bedeutet?

Absolut. Ein Studium ist keine Garantie für Erfolg, aber eine Eintrittskarte in eine andere Liga. In der Liga muss man dann entsprechend viel leisten. Von selber kriegt man gar nichts. Eine Hochschulausbildung ist eine Grundlage für späteren Lebenserfolg – nicht nur monetär, sondern auch die Selbstverwirklichung betreffend.

Absolventen finden heute andere Rahmenbedingungen vor als zu Ihrer Zeit: Gute Einstiegsjobs gibt es wenige, die Einstiegsgehälter sind niedrig, der Bachelor ist am Arbeitsmarkt nicht besonders angesehen.

Die Ausgangslage ist heute sicher anders. Ich habe nach dem Abschluss mehrere Jobangebote gehabt. Aber auf der anderen Seite hat man heute mehr Möglichkeiten als damals, kann leichter ins Ausland gehen, sich sozial engagieren. Ich kann jedem nur raten, Kompetenzen und Erfahrungen auszuweiten.

Was ist das Versprechen, dass Sie Studierenden geben?

Als Wirtschaftsminister bemühe ich mich, dass die Rahmenbedingungen für entsprechende Jobangebote in Österreich da sind. Aber man kann auch über die Grenzen Österreichs hinaus erfolgreich sein. Jedenfalls zeigen alle Statistiken: Je höher die Qualifikation, desto höher sind die Chancen im Beruf.

Wie sehr soll man sich bei der Studienwahl danach richten, was die Wirtschaft will?

Es ist ein Faktor, aber nicht der entscheidende – denn sonst ist es nur ein Job. Man sollte einen Beruf haben, der Freude macht.

Im Winter 2013 wurde die Wissenschaft ins Wirtschaftsministerium integriert – das gab Kritik. Haben die Hochschulen nun mit Ihrer Beförderung zum Vizekanzler auch gewonnen?

Das hoffe ich. Die Neukonstellation wird von vielen als Chance gesehen, als ein positives Statement gegenüber der Wissenschaft.

Chefsache also.

Ja, aber nicht, weil ich ein Machtbewusstsein leben möchte. Es ist von der Wichtigkeit der Materie her notwendig. Wir reden ständig von der Wissensgesellschaft.

Muss ein größerer Anteil des BIP in die Hochschulen fließen? Derzeit liegen wir bei rund 1,43 Prozent. Seit Jahren ist von 2 Prozent des BIP die Rede.

Ja. Wir wollen die zwei Prozent für den gesamten tertiären Sektor. Klar muss man die Effizienzen steigern, aber im Prinzip brauchen wir auch mehr Geld.

Sie sind Vizekanzler, Wirtschafts- und Wissenschaftsminister – machen Sie das doch.

Ja, ich hoffe auch, dass ich da einen Beitrag leisten kann. Eine Wissensgesellschaft braucht auch entsprechende Dotierungen. Ich kann nicht überall sparen, sondern muss da und dort auch Ausnahmen machen. Sonst zerstöre ich das Biotop.

Bis wann wollen Sie die zwei Prozent erreichen?

Wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren einen großen Sprung machen werden. Aber ich kann die Konjunkturentwicklung nicht einschätzen.

Die besten Unis weltweit haben strenge Zugangsregeln und bekommen viel Geld von privater Hand. Ist das ein Weg, den Österreich gehen muss?

Naja, strenge Zugangsregeln ... Ich finde, es braucht Zugangsregeln und eine Steuerung des Zugangs, "streng" klingt so unobjektiv. Und ja, wir brauchen mehr Privatmitte – aber ergänzend zu den staatlichen Investitionen. Es geht nicht um entweder / oder, sondern um sowohl / als auch.

Wie viel Ihrer Minister-Zeit verwenden Sie für Hochschulthemen?

In der ersten Phase, seit Dezember 2013, habe ich Hochschulthemen intensiv bearbeitet. Es war mir ein Anliegen, zu erfassen, worum es geht. Ich habe alle Hochschulstädte besucht, damit ich einen Eindruck bekomme und mich alle kennenlernen. Das hat mich echt sehr gefordert, aber ich habe viel gelernt. Mit meinem Staatssekretär glaube ich, die wichtigsten Themen auch in den richtigen Schienen zu haben.

In den internationalen Rankings sind österreichische Unis nie vorn dabei. Wieso nicht?

Rankings sind nicht unproblematisch, weil sie große Universitäten bevorzugen. Aber sie stellen durchaus die Betreuungssituation zwischen Student und Lehrpersonal dar – da haben wir relativ schlechte Relationen. Hier können Sie sehen, wo wir in Zukunft im Universitätsbereich ansetzen müssen. Und wir müssen die Qualität der Lehrtätigkeit stärker in den Fokus rücken.

Ein Professor also für wie viele Studierende?

Wir haben teilweise eine Relation von 1:100. Das sollte weit darunter liegen. Grundsätzlich brauchen wir mehr Professorenstellen, mehr Assistentenstellen und deshalb auch mehr Geld. Wir arbeiten daran. Auf der anderen Seite braucht es Zugangsregelungen – das stößt nicht nur auf positive Reaktionen. Das brauchen wir aber, wenn wir keine Beliebigkeit wollen.

Stichwort Akademikerquote: Wo wollen Sie hin? Wir liegen jetzt, wo die BHS dazugerechnet werden, bei 39 Prozent.

Im Endeffekt sollten wir eine gute Mischung haben.

Mehr oder weniger Akademiker?

Wenn wir die jetzige Quote halten, finde ich die aktuellen Zahlen durchaus in Ordnung, weil es ja um Qualität geht. Wir können nicht ein Land mit lauter Akademikern sein.

Kommentare