Was gute Chefs ausmacht und welche Regeln sie niemals missachten würden

Dass Führungseigenschaften angeboren sind, war bis zu den 1930er-Jahren ein gängiger Glaube. Es war die „Great Man Theory“, die plötzlich vom Wissen überrollt wurde, dass Führung durchaus erlernbar ist, erklärt Christine Güttel, Leiterin des Leadership-Studiengangs an der FH Wien. Seitdem hat man die Qual der Wahl: Zwischen Führungsstilen – von autoritär bis laissez faire – und sehr vielen Möglichkeiten, sich diese anzueignen.
Fokus auf das Individuum
Elisabeth Proksch setzt auf das sogenannte „Excalibur-Prinzip“. Ihren Klienten zeigt sie, wie im Umgang mit Pferden Führungsqualitäten trainiert werden können. Im Mittelpunkt steht der achtsame und klare Umgang mit den Grenzen anderer. „Führung ist keine Frage der Technik, sondern der emotionalen Intelligenz“, sagt Elisabeth Proksch.

KURIER-Redakteurin Roxanna Schmit macht den Selbsttest von Elisabeth Prokschs "Excalibur-Prinzip"
Weil jedes Pferd (oder eben auch der Mensch) etwas anderes unter Kontaktaufbau verstehe, müsse man ganz individuell an Aufgabenstellungen herangehen. Denn nicht immer liegt es am mangelnden Gehorsam, wenn Aufgaben nicht erfüllt werden. Womöglich liegt es einfach an der unklaren Kommunikation.
Nicht nachdenken, führen
Spätestens, wenn gute Führung über Leben oder Tod entscheidet, müssen Widersprüche in der Kommunikation völlig ausgemerzt werden. Deswegen wird in der Offiziersausbildung der Theresianischen Militärakademie (MilAk) nichts dem Zufall überlassen. Nach zwei Modellen werden angehende Offiziere mit herausfordernden Problemstellungen konfrontiert. Trainiert werden mentale Stärke, physische Leistungsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz, erklärt Georg Kunovjanek, Institutsleiter der Offiziersausbildung. Das Ziel?

Georg Kunovjanek ist Oberst des Generalstabsdienstes und Leiter der Offiziersausbildung an der MilAk
Nach Abschluss der Ausbildung sollen Offiziere – ganz gleich wie anspruchsvoll eine Situation ist – automatisiert handeln und dadurch schnell Entscheidungen treffen können. Ob bei Umweltkatastrophen oder Kriegseinsätzen. Der raue Ton, die Kommandosprache, ist dabei das notwendige Instrument.
Denn Aufträge müssen von militärischen Führungskräften möglichst ident erteilt werden. „Wenn da jeder anders agieren würde, wäre das unmöglich“, sagt Kunovjanek. „Daher ist alles strukturiert. Aber wie die Führung mit Leben gefüllt wird, liegt schon an der Person selbst.“ Ein einfühlsames Eingehen auf das Individuum, wie das in Prokschs „Excalibur-Prinzip“ der Fall ist, hat hier keinen Platz und braucht es auch nicht, so Kunovjanek.
„Im Militär gibt es keine Problemstellung, die einer allein lösen könnte. Ich bin immer auf die Mitwirkung anderer angewiesen.“ Der respektvolle Umgang sei deshalb Voraussetzung, merkt Kunovjanek an: „Im Ernstfall muss ich einen Auftrag erteilen, der Gesundheit oder Leben gefährdet. Das kann ich nur, wenn ich Menschen so respektiere, dass sie mir folgen.“ Und umgekehrt.
Grundfeste guter Führung
Sucht man Komponenten, die alle Führungskonzepte eint, wird man beim kanadischen Professor Henry Mintzberg fündig. Er definierte, dass in jeder Führung drei Punkte zentral seien: Der soziale Aspekt, die Kommunikation und das Treffen von Entscheidungen.

Christine Güttel ist Leiterin des Leadership-Studiengangs an der FH Wien, der gemeinsam mit dem Hernstein Institut angeboten wird
Geht man ins Detail, analysiert Christine Güttel fünf Grundfesten guter Führung: Sie sollte (1) authentisch sein und die eigenen Werte vermitteln, (2) souverän sein, indem eigene Schwächen auch eingestanden werden. Sie sollte (3) Klarheit schaffen, welche Ziele und Erwartungen an das Team und Unternehmen gestellt werden sowie (4) Arbeitsbeziehungen entstehen lassen, in denen Vertrauen vorherrscht. Zuletzt gilt es, die (5) eigene Rolle als Führungskraft richtig zu verstehen. Die da ist: Unterstützer und Coach zu sein.
Kommentare