Waldbrände: Feuerwehrmann Roland Pachtner über den Hilfseinsatz in Nordmazedonien

Rechts im Hintergrund: Roland Pachtner, Leiter der Flughafenfeuerwehr in Wien-Schwechat
Roland Pachtner ist von seinem Hilfseinsatz in Nordmazedonien wieder zurück und berichtet über den Kampf gegen Flammenwände.

Viel Zeit zum Überlegen blieb Roland Pachtner nicht. Erst einen Tag vor seinem Einsatz sollte der Feuerwehrkommandant erfahren, dass er die Einsatzleitung von 161 freiwilligen Feuerwehrmitgliedern in Nordmazedonien übernehmen soll.

Ein kurzes Gespräch mit seinem Arbeitgeber, der Flughafenfeuerwehr Wien-Schwechat, genügte jedoch für eine Einwilligung. „Das war keine große Diskussion.“ Eine Woche lang unterstützten die Einsatzkräfte aus Feuerwehr-Verbänden der Steiermark, Niederösterreich und Wien die mazedonischen KollegInnen im Kampf gegen die Flammen.

KURIER: Was war Ihr Auftrag als Einsatzleiter?

Roland Pachtner: Der Hauptauftrag bestand darin, dafür zu sorgen, dass keine Personen vor Ort in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich war für die Sicherheit von 161 Einsatzkräften zuständig und musste zudem den Campbetrieb sicherstellen. Wir haben uns vor Ort komplett autark eingerichtet, mit Duschen, WC’s, eigener Tankstelle, medizinischem Personal. Hinzu kamen taktische Überlegungen, wie man Einheiten zur Waldbrandbekämpfung einteilt und kontrolliert, ob die Maßnahmen auch helfen.

Sie sind eigentlich Experte für Flughafenbrände – hilft Ihnen das bei der Bekämpfung von Waldbränden?

Die Flughafenfeuerwehr ist eine Spezialeinheit, das kann man mit Waldbränden nicht vergleichen. Hier ist alleine die Dimension völlig anders: Ein Flugzeug ist örtlich überschaubar, eine brennende Fläche von 3.500 Hektar ist eine ganz andere Dimension. Das war auch die größte Herausforderung: so eine große Fläche ohne vernünftiges Kartenmaterial zu bearbeiten. In Nordmazedonien ist auch die Topografie anders als in Österreich. Es gab ein völlig anderes Brandverhalten – das war für uns aber sehr lehrreich.

Waldbrände: Feuerwehrmann Roland Pachtner über den Hilfseinsatz in Nordmazedonien

Ein kleiner Junge schenkt dem Einsatzleiter Roland Pachtner (im Bild rechts) zum Dank ein Spielzeug-Feuerwehrauto

Ein Wald in Mazedonien brennt anders als in Österreich?

In unserem Einsatzgebiet war ein Mischwald ohne Humusschicht. Es gab vereinzelt Pinien, die hochbrennbar sind bei der Trockenheit und Laubbäume, die sehr widerstandsfähig sind. Zudem gibt es in der Gegend keine klassische Forstwirtschaft, in Österreich sind die Wälder größtenteils befahrbar und mit Wegen erschlossen. In Nordmazedonien nicht, das hat unseren Kraftfahrern viel abverlangt. Durch die Winde wurden auch immer wieder Feuer angefacht, wo man mit Fahrzeugen oder zu Fuß nicht hinkam.

Keine Karte, keine Wege: Wie verschafft man sich da einen Überblick?

Uns ist es für die Aufklärung gelungen Hubschrauber zu bekommen. Wir waren aber auch abhängig von der örtlichen Bevölkerung, speziell von den Förstern. Zum Glück hatten wir auch Drohnen dabei und konnten so Luftaufnahmen machen.

Sie setzen sich freiwillig großen Risiken aus. Warum?

Ich würde nicht sagen, dass die Risiken neu für uns waren – wir sind auch in Österreich mit den verschiedensten Situationen konfrontiert worden. Trotzdem war die körperliche Belastung mit der extremen Hitze von über 40 Grad für uns sehr groß. Es ist auch psychisch herausfordernd, wenn man an vorderster Front ist und eine 40 Meter hohe Flammenwand vor einem ist.

Wie haushalten Sie bei solchen Einsätzen mit Ihrer Energie?

Man muss sich als Führungskraft auch ablösen lassen. Man hat nicht dieselbe körperliche Belastung wie die Mannschaft, aber trotzdem sehr viel zu denken, zu überlegen, zu verantworten. Da muss man aufpassen, dass man zu seinen Stunden Schlaf kommt, um fit zu bleiben, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wie ist die Lage derzeit?

Der Einsatz war zu 100 Prozent erfolgreich. Natürlich wurden große Waldflächen zerstört, aber es konnten zwei Ortschaften gerettet werden. Wir konnten das Einsatzgebiet brandlos übergeben. Die Dankbarkeit der Bevölkerung war unglaublich groß.

Hauptberuflich ist Roland Pachtner als Leiter der Flughafenfeuerwehr in Wien-Schwechat tätig, seit 1989 ist er freiwilliges Feuerwehrmitglied und seit 2019 bei der Feuerwehr Stadt Bad Vöslau. Dort hatte er verschiedene Funktionen  inne.

Aktuell ist er u. a. Gruppenkommandant der 1. Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Bad Vöslau, Abschnitts-
kommandant im Abschnitt Schwechat-Stadt und stv. Vorsitzender im NÖ Betriebsfeuerwehrausschuss.  Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. 

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