Verkostung: Wie 3D-gedruckter Lachs auf Pflanzenbasis schmeckt

Verkostung: Wie 3D-gedruckter Lachs auf Pflanzenbasis schmeckt
Öle für die Reichhaltigkeit, Algen für den salzigen Geschmack, eine Druckerspritze für die Form, serviert auf Brot. Und so hat es gemundet.

Am vergangenen Samstag fanden zwei aufsehenerregende Ereignisse statt und das sogar in ziemlicher Nähe. Während Demonstranten den Donaukanal entlang marschierten und Stimmung gegen Corona-Regeln machten, bissen in einer Seitenstraße Food-Blogger, Medienvertreter und Freikarten-Gewinner zum ersten Mal in ihrem Leben in ein veganes, 3D-gedrucktes Lachsfilet.

Täuschend echt

Serviert wurde es mit Brot, Rucola, roten Zwiebeln und Kapern oder gänzlich als rohes Filet. Und hätte man nicht vorher gewusst, dass das Imitat aus Erbsenproteinen, Zitrusfasern und Algenöl besteht, hätte man auch nie Verdacht geschöpft.

Geschmack, Geruch und Zusammensetzung sind täuschend echt und fischig. Selbst die typisch wellenförmige Oberflächenstruktur wurde detailgetreu in die pflanzliche Masse gedruckt. Und: es schmeckt!

Ess- und marktreif

„Essen nach etwas schmecken zu lassen, ist relativ einfach. Die Königsdisziplin ist die Textur“, erklärt Robin Simsa. Er ist CEO des Start-ups Revo Foods, welches früher Legendary Vish hieß.

Seit dem Interview im vergangenen Herbst hat sich viel getan. Zu dem Zeitpunkt tüftelte das Gründer-Team, bestehend aus Simsa, Theresa Rothenbücher und Hakan Gürbüzm, noch an ihren Prototypen.

Verkostung: Wie 3D-gedruckter Lachs auf Pflanzenbasis schmeckt

Den Räucherlachs wurde im Lokal "Budapest Bagel" verteilt und Corona-konform draußen verkostet

Inzwischen ist das Gründer-Trio auf zwölf Köpfe angewachsen. Und der geräucherte Lachs, genannt „The Smokey One“, sowie zwei vegane Brotaufstriche, die nicht 3D-gedruckt, sondern in Gläser abgefüllt werden, sind nun ess- und marktreif.

Nicht ohne Stolz werden die belegten Brote an die geladenen Gäste verteilt. Wie viel die Produkte kosten sollen, müsse erst kalkuliert werden. „Zu Beginn werden sie sicher im Premium-Segment sein, mittelfristig wollen wir aber einen günstigeren Preis erreichen.“

Jetzt gehe es darum,eine automatisierte Produktionslinie weiterzuentwickeln, um eine größere Menge an Lachs in verschiedenen Formen 3D-gedruckt herzustellen, so Simsa.

Verkostung: Wie 3D-gedruckter Lachs auf Pflanzenbasis schmeckt

Der 3D-Drucker bei der Arbeit – hier nur für Vorführzwecke. Für die  industrielle Produktion benötigt das Start-up größere Anlagen  

„Außerdem sind wir bereits in der finalen Entwicklung von unseren Sushi-Produkten, bestehend aus Thunfisch und Lachs, die wir hoffentlich in ein, zwei Monaten präsentieren dürfen.“ Die nächsten Ziele? „Fuß fassen möchten wir zunächst in der Gastronomie und später auch im Lebensmittelhandel“, sagt Simsa.

Investoren gesucht

Doch noch gibt es einige Hürde zu überwinden. Denn in Österreich gibt es bislang keine Druckanlage, die für eine größere Herstellung in Frage kommt. Die 3D-Technologie im Lebensmittelbereich ist noch jung, mit ihnen würden sich nur drei andere Firmen mit dem Thema beschäftigen.

„Geplant wäre eine Anlage mit Kapazitäten von bis zu 20 Tonnen Lachs im Monat.“ Dazu benötigt Revo Foods Kapital und will rund 500.000 Euro anwerben, bisher erhielten sie Fördergelder in Höhe von 50.000 Euro.

Im Oktober 2020 erzählte Robin Simsa, CEO des Start-ups Revo Foods, von seiner Vision, in knapp zwei Jahren vegane, 3D-gedruckte Räucherlachsfilets  auf den Markt zu bringen. Nur kurze Zeit später ist es ihm gelungen.

Das Produkt soll eine Alternative zu Lachsen aus industrieller Aquakultur bieten, wo Schwermetalle, Mikroplastik, Antibiotika und andere Abfallstoffe vorkommen. Zielgruppe sind sogenannte Flexitarier. Konsumenten, die Fleisch essen, aber aus tierschutzrechtlichen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen seltener zugreifen. 

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