Verjüngungskur für Lehrberufe im Tourismus

Reception - Hotel bell just before using Bildnummer: 48291930 Tisch, Glocke, Klingel, Hand, Rezeption, läuten
Veraltet und unflexibel: Die Wirtschaft will die Ausbildung im Tourismus erneuern.

„Wir sind zwar Tourismusweltmeister. Wir sollten aber dem restlichen Europa zeigen, dass bei uns noch mehr möglich ist.“ Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), gibt sich kämpferisch.

Im Tourismus steigt die Zahl der Mini-Jobs, dafür werden immer weniger Lehrlinge ausgebildet. Die Gewerkschaft vida kritisierte in der Vergangenheit immer wieder die geringen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen im Tourismus, die zum Nachwuchsproblem führten.

Doch auch eine Modernisierung der Lehre könnte laut Reitterer helfen, mehr Lehrlinge zu finden. Die Österreichische Hoteliervereinigung pocht seit Jahren auf die Modularisierung der Lehrberufe. Reitterer wünscht sich eine Lehre mit allgemeinem Grundmodul und Aufbaumodulen, in denen sich die Lehrlinge zwischen Koch, Kellner und weiteren Berufen entscheiden können. „Wir sollten die Lehre an die geänderte Lebensweise der jungen Menschen anpassen“, meint sie. Ihr schwebt der Lehrberuf Rezeptionist vor: Früher hätten viele in dem Beruf arbeiten wollen, eine Lehre sei nicht als nötig erachtet worden, aber: „Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren geändert, ist komplexer geworden.“ Viele Gäste würden online buchen. „Mit Schwerpunkten auf EDV und Social Media wäre das keineswegs eine Schmalspurlehre“, spielt sie auf Kritiker an. 300 Lehrstellen könnten so geschaffen werden, ließe sich aus Umfragen der ÖHV ableiten.

Das Wirtschaftsministerium hat indes ein Konzept der Modul-Lehre „Tourismusfachkraft“ ausgearbeitet, die die bestehenden vier Lehrberufe ersetzen soll (siehe Kasten). Die Wirtschaftskammer präferiert wiederum eine Lehre zum „Hotelfachmann“, einem Bürokaufmann für Hotels. „Ein Allrounder, der aber nicht nur an der Rezeption agiert“, sagt Christian Vanik, Referent für Bildungspolitik der Bundessparte Tourismus der WKO. Eine modulare Lehre sei nicht zwingend notwendig. Viel wichtiger sei eine „Generalsanierung“ der Lehrausbildung.

Soziale Fähigkeiten

Konkret meint Vanik damit Einführungskurse für angehende Tourismuslehrlinge: „Es sollen Social Skills vermittelt, die Jugendlichen in Rollenspielen mit den Anforderungen konfrontiert werden“, sagt er. Schließlich agierten die Lehrlinge im Tourismus vor Publikum. „Ist die Suppe verschüttet, gibt es keinen zweiten Versuch“, so Vanik.

Bisherige Verhandlungen über eine Modernisierung der Lehre sind an den Gewerkschaften im Bundesberufsbildungsbeirat (Anm.: Gremium für Lehrberufsentwicklung) gescheitert. Nun startet das Wirtschaftsministerium einen neuen Anlauf: „Wir laden im März zu einer Sozialpartner-Runde ein“, heißt es aus dem Büro von Minister Mitterlehner.

Neue Modul-Lehre

Reform Das Wirtschaftsministerium plant den neuen modularen Lehrberuf „Tourismusfachkraft“. Er soll die vier bestehenden Tourismuslehrberufe „Koch“, Restaurantfachmann („Kellner“), Gastronomiefachmann („Koch/Kellner“) und Hotel- und Gastgewerbeassistenz ersetzen. Im Baukastensystem können sich die Lehrlinge auf ein Modul – z. B. Hotelfachmann – spezialisieren. Mit der höheren Flexibilität will man die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Mehr Wert soll auch auf EDV gelegt werden.

Kommentare