Verhaltensökonom: "Ölkrise, Finanzkrise: Alles ein Witz gegen die globale Corona-Krise“

Verhaltensökonom: "Ölkrise, Finanzkrise: Alles ein Witz gegen die globale Corona-Krise“
Der Verhaltensökonom Gerhard Fehr im KURIER-Gespräch über die Sorgen der Menschen, Krisen und wie sich die Wirtschaft erholt

KURIER: Die Corona-Krise ist eine nie da gewesene globale Krise, wie beeinflusst das die Menschen?

Gerhard Fehr: Die Finanzkrise 2008, die Ölkrise in den 70er Jahren, das alles ist ein Witz gegen die globale Corona-Krise. Das ist ein immenser globaler Schaden. Das hat eine psychologische Wirkung auf den Konsumenten. Denn es hängt von der grundlegenden Frage ab: Glaube ich, dass sie Situation besser wird, oder wird es schlimmer? Wenn ein Großteil glaubt, dass es schlimmer wird, hat das große Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Wie äußern sich die Auswirkungen auf das Konsumverhalten?

Das zeigt sich schon bei kleinen Kaufentscheidungen, wie einer Hose, neuen Schuhen. Denn eines muss uns klar sein: der Großteil der Österreicher braucht die neue Hose nicht. Der Konsum war nur lange ein großer Teil des österreichischen Lebens. Aber wenn die Menschen denken, dass es schlimmer wird, wird gespart – und das ist schlecht für die Wirtschaft.

Das heißt, die Wirtschaft braucht Konsumenten ohne Angst?

Angst ist das falsche Wort. Es reicht Sorge, damit Menschen ihr Konsumverhalten runterschrauben. Und dass sie so auf eine Krise reagieren, ist valide. Natürlich müssten wir die Konsumstimmung aufhellen, aber es gibt reelle Faktoren, wie Arbeitslosenzahlen, die das verhindern. Jetzt haben wir noch stabilisierende Maßnahmen – aber wenn die Kurzarbeit ausläuft, wird es eventuell noch schlimmer.

Wie wird der Sommer? Gibt es Erholung? Wird es schlimmer werden?

Wir werden sicher ein Sommerloch verzeichnen. Die Leute kaufen weniger, verreisen weniger. Sie fürchten nach dem Sommer noch schlechtere Zeiten. Außerdem wollen sie lieber auf Nummer sicher gehen als einen teuren Urlaub in Isolation zu verbringen. Sie denken also neue Urlaubskonzepte und Tagesausflüge. Der einzige Weg, wie Wirtschaft und Konsumstimmung Aufschwung erhalten, ist zu lernen, mit Corona zu leben. Nur wenn Corona ein Teil des akzeptierten Alltags ist, die Schutzmaßnahmen Normalität werden und nicht Ausnahmezustand, kann die Wirtschaft einen Aufschwung erleben. Aber das wird in den nächsten Monaten sicher nicht geschafft, das dauert 12 bis 18 Monate - der Sommer ist schon verloren. Danach kann es schlimmer werden.

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