Sie arbeiten seit Mitte der 1960er-Jahre. Was ist heute anders geworden?
Vor allem die Firmentreue. Früher war man stolz über eine langjährige Firmenzugehörigkeit. Heute wechseln die Leute oft den Arbeitsplatz. Alles ist beweglicher, internationaler. Die Handschlagqualität ist aus meiner Sicht gesunken. Früher hat man ein Telefonat geführt und die Vereinbarung hat gegolten. Das ist nicht mehr so. Und in den 50er- bis 70er-Jahren hat man Work-Life-Balance auch nicht gekannt. Heute fordert man Homeoffice und 4-Tage-Woche – ob das der richtige Weg ist, lasse ich offen.
Was mussten Sie lernen?
Die Chancengleichheit war früher nicht gegeben. Man hat mir als Kind das Fußballspielen mit den sogenannten Besseren verboten. Da war eine große gesellschaftliche Teilung, ich habe das früh verstanden. Meine Großeltern waren Holzknechte, ganz arme Leute. Aber das hat mir viel Kraft für später gegeben. Ich habe nicht aufgegeben, viel gelernt, wurde selbstbewusster und habe meine Ziele verfolgt.
Rückblickend: Was hätten Sie gerne früher gewusst?
Ich bin ein spontaner Mensch, ich liebe Überraschungen und Herausforderungen – mit dieser Frage habe ich mich also nie wirklich beschäftigt.
Wie geht man beruflich seinen Weg?
Man sollte frühzeitig sein Talent und seine Stärken erkennen. Mit 14 Jahren wusste ich davon noch nichts. Deshalb habe ich eine Lehre machen müssen. Das war es aber nicht für mich. Ich habe erkannt, dass ich spontan, kreativ, und ideenreich bin. Ein Quantum Glück braucht man auch. Und Zufall. Das alles zusammen hat den Weg bereitet. Mir hat das Arbeiten außerdem immer Freude gemacht.
Was sind Fehler, die man nie machen sollte?
Ich war nie karrieresüchtig, jeder kleine Schritt war für mich ein Fortschritt. Ich bin ja aus ganz einfachen Verhältnissen. Was immer ich gemacht habe, es hat mir ein Glücksgefühl gegeben. Und ich lasse mein Umfeld immer am Erfolg teilhaben, das kommt jedes Mal positiv zurück.
Kann man eine Karriere überhaupt planen?
Planen ist gut, geht aber auch nicht immer. Dann muss man flexibel und beharrlich bleiben. Darf nicht aufgeben.
Was wird besser im Alter?
Man wird gelassener und ruhiger. Nur mein Umfeld bemerkt das leider nicht. Ich glaube sogar, die sind fast vom Gegenteil überzeugt. Man hat im Alter auch keine Zukunftssorgen mehr. Mir ist beruflicher Erfolg immer noch wichtig, die Gesundheit und das Wohlergehen sind aber auch sehr wichtig geworden. Ich nehme mir ein bisschen mehr Freizeit und nütze sie intensiver.
Wie lange wollen Sie weitermachen?
Jedes Jahr will ich mit dem Arbeiten aufhören. Und jedes Jahr verlängere ich letztlich.
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