Urlaub von der Jobsuche

Mit dieser Postkarte an Minister Hundstorfer fordert der Verein drei Wochen Urlaub für Arbeitslose
Arbeitslose verlieren ihren Anspruch auf AMS-Geld, wenn sie ins Ausland fahren. Dagegen wird protestiert.

Die Aktion startete am Graben in Wien: Rund 20 Erwachsene machen es sich am 8. August gemütlich, breiten am Betonboden Handtücher aus, blasen Schwimmreifen auf, sonnen sich, kommen mit Touristen ins Gespräch. Sie verteilen Ansichtskarten an Touristen. Auf deren Rückseite ist auf Englisch und Deutsch zu lesen: "Wir sind auf Urlaub im wunderschönen Österreich. Wir mussten leider erfahren, dass in Österreich Arbeitslose im Gegensatz zu vielen anderen Staaten nicht ins Ausland verreisen dürfen." Die Touristen sollen die Karten an Sozialminister Rudolf Hundstorfer schicken. Von ihm fordern die Mitglieder des Vereins Aktive Arbeitslosen, dass Arbeitslose den Anspruch auf drei Wochen Urlaub – auch im Ausland – bekommen, ohne die Leistungen zu verlieren. Bisher verlieren Arbeitslose jeglichen Anspruch auf Leistungen, auf Versicherung und Arbeitslosengeld, sobald sie Österreich verlassen. Auch bei Urlaub im Inland müssen sie sich nach Kontrollterminen richten, denn: nicht das persönliche Urlaubsinteresse, sondern das öffentliche Interesse an der Vermittlung des Arbeitslosen hat Vorrang.

Anstrengende Suche

Martin Mair ist Obmann des Vereins Aktive Arbeitslose und weiß aus Erfahrung: "Arbeitslos zu sein ist anstrengend: der bürokratische Aufwand ist enorm, man besucht Kurse beim AMS, hat ständig Termine, schreibt Bewerbungen. Umso länger man arbeitslos ist, desto frustrierender wird es. Man hat dann in Wahrheit keine Chance mehr auf einen Job und muss trotzdem so tun, als hätte man eine." Unter dem emotionalen und finanziellen Stress würde auch die Familie leiden. Mair: "Arbeitslose dürfen nicht auf Urlaub fahren, auch nicht mit den Kindern oder um Verwandte zu besuchen." Der Verein hat eine Online-Petition gestartet: Knapp 60 Unterstützer haben bisher unterschrieben.

Auf Anfrage heißt es aus dem Sozialministerium, dass es oberste Priorität hat, Arbeit zu vermitteln: "Dazu muss man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – manche Angebote kommen kurzfristig. Sie können Urlaub im Inland machen. Zudem gibt es Ausnahmeregelungen." Ändern wird sich in nächster Zeit nichts.

In Deutschland hat die Linke-Parteichefin Katja Kipping kürzlich Reisegutscheine für Empfänger von Sozialleistungen gefordert. Die Zeit eröffnete daraufhin die Diskussion im Leserforum: "Wozu benötigt jemand Urlaub, der nicht arbeitet?" schreibt dort Simone M.. "Um seinen geistigen Horizont zu erweitern? Andere Länder zu sehen? Neues zu entdecken? Neuen Input im Leben?", antwortet Jan von W.

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