Die Gründerin
„Ich bin die Erste in meiner Familie, die sich selbstständig gemacht hat“, erzählt Vada Müller dem KURIER. Vor über einem Jahr startete sie mit ihrem Business-Networking-Unternehmen „Leaders in Heels“. Davor war Selbstständigkeit nie ein Thema. Erst durch ihre Arbeit in einem Start-up wurde sie neugierig: „Ich habe gemerkt, dass ich mehr Fähigkeiten besitze und mit dem Angestelltendasein nicht glücklich bin.“
Der nächste logische Schritt war, sich zu informieren und mit Leuten auszutauschen, die den Sprung ins Ungewisse gewagt haben. „Ein Bekannter fragte mich, wovor ich Angst habe“, erinnert sie sich. Das gab ihr den Anstoß, um „langsam in die Selbstständigkeit zu gleiten“, sagt sie: „Es hat sicher ein halbes Jahr gebraucht, bis ich mich getraut habe zu kündigen und mich Vollzeit um mein Unternehmen zu kümmern.“ Dabei stand die eigentliche Herausforderung erst an: Der bürokratische Aspekt des Gründens. „Es ist schwierig, sich da zurechtzufinden“, gibt sie zu. Umso wichtiger war es, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen und nach Hilfe zu fragen, so die Gründerin.
Visionäre Workaholics
Denn obwohl Gründer oft als visionäre, risikofreudige Menschen mit einer starken Willenskraft beschrieben werden, betont Vada Müller, dass es Biss und Ausdauer braucht: „Der Lebensstil ist nicht für jeden. Viele vergessen, dass Selbstständigkeit auch Dauerstress und eine Menge Arbeit bedeutet. Man verlässt das „9 to 5“-Hamsterrad und tauscht es mit einem „24 /7“-Job.“
Rückblickend bereut Müller ihre Entscheidung dennoch nicht. Ganz im Gegenteil: „Wenn man sieht, wie eine Idee aufgeht und man spannende Leute kennenlernen kann, ist der Stress fast wieder vergessen.“ Das Einzige, das sie bereut: „Dass ich mich nicht schneller vom Angestelltenverhältnis gelöst habe. Aber ich habe diese Zeit zur Vorbereitung gebraucht.“
Der Nachfolger
Christian Pedak ist „ein Nachfolger mit starker Gründungs-Ausrichtung“. Die Firma, die er 2007 von seinem Vater übernommen hat, richtete er nämlich „völlig neu aus“. Aus einem Versicherungsmakler wurde 2015 der Digitalversicherer „Lamie InsurTech“ mit Lizenz in Malta.
Die Frage, ob er von Anfang Nachfolger werden wollte, beantwortet Pedak mit einem klaren „Nein“. Er wollte das nie, habe Jus studiert und sich auf eine ganz andere Karriere vorbereitet, „aber mein Vater hat mich charmant überredet.“ Die Überredungskunst seines Vaters wendete Pedak später bei seinem Bruder Roland an: „Ich habe ihn davon überzeugen können, dass Versicherungen noch spannender als die Anwaltei sind“, lacht er. Die Firma hat heute 60 Mitarbeiter und eine Million Kunden.
Wie man das schafft? „Niemals von den eigenen Prinzipien abweichen und immer auf die Kunden hören“, so Pedak. Und: „Zurückhaltend mit Finanzierungsangeboten umgehen. Also in gewisser Weise konservativ bleiben, damit man sich nicht fügen muss.“
Neu erfinden
Sich nicht fügen zu müssen, ist Pedak wichtig. Er geht damit sogar recht radikal vor. Wenn ihm etwas an der gegebenen Situation nicht passt, wirft er es über Bord. Hier überlappen sich seiner Meinung nach die Grenzen zwischen Gründer und Nachfolger: „Beides bedarf Vision, Mut und Entschlossenheit. Wenn man ein Unternehmen führt, muss man es jeden Tag neu erfinden.“
Die Sorge, dass dabei Traditionen verloren gehen, hat er nicht. „Dass ich alles genauso weiterführe, war auch nie eine Voraussetzung.“ Dafür hatte sein Vater Verständnis. „Er hat mir ein erfolgreiches florierendes Unternehmen überreicht und stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite, ohne sich einzumischen.“ Ein wertvoller Vorteil, meint Christian Pedak.
Kommentare