Betriebsübernahmen: Warum sie gelingen müssen

WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz, Bettina Dorfer-Pauschenwein, Bundesvorsitzende der JW und Reinhard Prügl der WU Wien (v.li.)
Familienunternehmen unter Druck: Gelingen Betriebsübernahmen nicht, drohen Konsequenzen.

Familienunternehmen sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, lautet der Tenor der Pressekonferenz der Jungen Wirtschaft diesen Donnerstag. Das verdeutlichen auch die Zahlen, die Reinhard Prügl, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, präsentiert. Denn 50 Prozent aller Unternehmen in Österreich sind Familienunternehmen und ihnen sind auch 55 Prozent der österreichweiten Umsätze zuzurechnen. Umso wichtiger sei es, dass diese Familienunternehmen erhalten bleiben, schlussfolgert er.

Aktuell gerate ihr Fortbestand aber zunehmend unter Druck. Allein bis 2029 sollen rund 51.500 Familienunternehmen vor einer Übergabe stehen. Die brennende Frage: Wie können diese Betriebe erhalten bleiben? Bekommt man diese Nachfolgewellen nämlich nicht unter Kontrolle, könnte es weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, sagt Reinhard Prügl. Im Extremfall sogar einen Verlust von Wissen, Kompetenzen, Innovationskraft, Arbeits- sowie Ausbildungsplätzen. Kurz: „Scheitern Nachfolgen, drohen massive Verluste für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort“, sagt WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz.

Gelungene Übernahmen

Umgekehrt bringt eine gelungene Übernahme viele Vorteile, heißt es. So konnten laut Prügl 61 Prozent der Nachfolger ihren Umsatz steigern. Und bei der Hälfte der Unternehmen konnte die Beschäftigungssituation stabil gehalten werden – bei 36 Prozent wurde sogar zusätzliches Personal eingestellt. Um Betriebsübergaben zu unterstützen, entwickelten WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz und Bettina Dorfer-Pauschenwein, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft eine „Nachfolgestrategie“ mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket. 

Eine Maßnahme ist etwa die Aktualisierung der steuerlichen Rahmenbedingungen bei entgeltlichen Betriebsübertragungen. Speziell wird hier der Freibetrag bei Veräußerungsgewinnen kritisiert, da er seit 1975 nicht aktualisiert wurde und auch heute noch bei 7.300 Euro liegt. Gefordert wird nun eine mutige Summe von 45.000 Euro (das Sechsfache).

Die Hälfte
aller Unternehmen in Österreich sind Familienunternehmen im engeren Sinn, heißt es in der KMU Forschung Austria

63 Prozent
aller selbstständigen und unselbstständigen Personen arbeiten in Familienunternehmen. 692.000 Arbeitsplätze werden in den nächsten zehn Jahren durch erfolgreiche Betriebsübergaben gesichert

Die meisten
Betriebsübernahmen finden in der Fachgruppe  Gastronomie statt 

Nachfolge als Karriere

Trotz Übergabeaufschwung könnten Nachfolger demnächst ausbleiben, sagt Bettina Dorfer-Pauschenwein. „Viele wollen sich die Bürokratie nicht antun, und auch bei den Finanzierungen gibt es Handlungsbedarf. Nachfolger müssen oft Fremdkapital aufnehmen. Das ist eine große Hürde“, sagt sie. Reinhard Prügl sieht den Grund im verstaubten Image der Nachfolger-Karriere: „Man sieht es als traditionell und altmodisch, aber das Gegenteil ist der Fall.“

Auch das ist Teil der Nachfolgestrategie: Neue Initiativen zur Bewusstseinsbildung und die Stärkung von Nachfolgekompetenzen. Analog zum Start-up-Rat soll die Bundesregierung etwa auch einen Nachfolgerat einrichten, gibt Bettina Dorfer-Pauschenwein bekannt.

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