Uns reicht's!
Ein paar Hundert Leute sind es geschätzt, die am Donnerstag auf den Stufen zur Hauptuni sitzen. Durch ihre Sonnengläser blicken sie auf die Redner. Sie klatschen und pfeifen, wenn der Mikrofonhalter zum Widerstand aufruft. "Das lassen wir uns nicht gefallen", findet immer Resonanz. Unter der Parole "Wessen Uni? Unsere Uni! Wessen Bildung? Unsere Bildung" ziehen sie dann langsam durch die Tore der Uni ein. Das Ziel: das Senatsbüro. Dort soll der Senat an diesem Donnerstag ab 14.30 Uhr über die Einhebung von Studiengebühren an der Uni Wien diskutieren und eine Entscheidung treffen.
Eben das wollen die Studierenden verhindern.
Vor den Eingängen zur Senatskanzlei sind je zwei Securities positioniert. Die 18 Senatsmitglieder werden erwartet. Helmut Fuchs, der Senatsvorsitzende, betritt die Uni. Er wird unten im Eingangsbereich nicht erkannt – oder die Studierenden wollen nicht mit ihm sprechen. "Es ist eine Sicherheitsfrage, ob die Sitzung heute stattfinden kann, aber wir werden uns von unserem Beschluss nicht abhalten lassen", sagt Fuchs.
Immer mehr Studierende kommen auf die Uni, um sich anzuschließen. Ein friedlicher Protest - zumindest Anfangs. Ein Sit-in, die Studierenden blockieren sitzend – später auch stehend – die Eingänge. Irgendwie haben es einige Senatsmitglieder, inklusive Helmut Fuchs, ins Senatsbüro geschafft. Studierende versuchten ins Senatsbüro einzudringen. Um 18 Uhr stand es dann fest: Die Studiengebühren werden für einen Teil der Studierenden ab kommenden Wintersemester wieder eingeführt (siehe links).
IE, TU, Studiengebühren Angefangen hat der Aufruhr am Donnerstag vor einer Woche. Studierende besetzten das Audimax, um sich gegen die Abschaffung des Bachelorstudiums der Studienrichtung Internationale Entwicklung zu wehren. Zwei Mal ließ das Rektorat der Uni Wien die Studierenden am 19. April aus der Uni entfernen.
Am Montag diskutierten sie mit Uni Wien Rektor Heinz Engl im Juridicum über die spontane Besetzung und über die Einhebung von autonomen Studiengebühren. Die Stimmung? Gereizt, unruhig, emotional. Ein junger Student meldet sich: "Sie bauen Scheiße und wir müssen es ausbaden."
Am Mittwoch wurde bekannt, dass vier von fünf Lehramtsstudien an der TU Wien auslaufen sollen. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle bezweifelt, dass die Einstellung der Lehramtsstudien aus finanziellen Gründen passiert, sondern deutet sie als eine Entscheidung in Richtung einer Profilierung. Wer sich profilieren will, der kommuniziert anders, könnte angenommen werden: mutiger, stolzer, proaktiver. Tatsächlich hat die TU Wien einen Haufen Schulden: 20 Millionen Euro. Eine TU-Sprecherin bestätigte gegenüber der APA, dass der Entscheid "natürlich im Zusammenhang mit der finanziellen Situation" stehe, aber nicht den Hauptgrund darstelle. "Unsere Situation ist eine Mischung aus Unterfinanzierung und Selbstüberschätzung. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt", erklärte TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler. Die Vertretung der ÖH der TU Wien (HTU) traf sich am Donnerstag, um das weitere Vorgehen zu beschließen. Proteste stehen vorerst nicht im Raum. Man will sich mit Lehrern, die an der TU Wien studiert haben, solidarisieren.
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