Über Probleme in den Lieferketten und Lehren für die Zukunft

Über Probleme in den Lieferketten und Lehren für die Zukunft
Lieferketten sind das Rückgrat des globalen Handels, Corona zeigt, wie fragil es ist. Welche Schlüsse man daraus für Zukunft ziehen kann.

Wie fragil globale Lieferketten sind, offenbarte ein Ereignis am 23 März. An diesem Tag lief das Containerschiff „Ever Given“ im Suezkanal auf Grund und blockierte tagelang ein bedeutendes Nadelöhr für den Warenverkehr zwischen Europa und Asien. Es staute sich Frachtschiff an Frachtschiff. Noch immer sind die Folgen in Form von Lieferengpässen zu spüren, auch in Österreich.

Aber es ist nur ein Problem unter vielen. „Wir erleben einen Containermangel in Fernost, steigende Rohstoffpreise bei Metall, Engpässe bei Vorlieferanten, Verzögerungen durch die Einführung der neuen EU-Energie-Labels sowie covid-bedingte Ausfälle bei internationalen Fabriken“, zählt Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will auf. Hinzu komme die gestiegene Nachfrage nach bestimmten Produkten wie Fitnessgeräten, Küchen und Möbel.

Transportwechsel keine Lösung

Die Pandemie habe wie so oft auch in den Lieferketten wie „unter einem Brennglas“ gezeigt, wo die Schwächen im System liegen, so Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts Transportwirtschaft und Logistik der WU.

„Kurzfristig lösen kann man diese Probleme kaum, denn ein großer Teil der Verzögerungen hängt mit Transportproblemen zusammen. Somit bringt auch ein Wechsel der Verkehrsträger nicht viel, da Flugzeuge, Schiffe und Züge gleichermaßen betroffen sind.“ Wichtig sei nun, Lehren aus der aktuellen Krise zu ziehen, so Kummer.

Auf Vorrat einkaufen

Bereits jetzt beobachte er, wie Unternehmen zunehmend „Pufferbestände“ aufbauen würden, um Störungen mit ausreichend Bestand zu überbrücken. „Andere setzen vermehrt auf lokale Lieferanten, verlagern Teile der Produktion nach Europa. „Sie sind weniger anfällig für Schwankungen in den Lieferketten.“

So versuchen auch große Player wie Amazon sich von Abhängigkeiten zu lösen, indem sie neue Transportkapazitäten aufbauen. „2016 entschied sich Amazon dazu, eigene Flugzeuge zu betreiben, auch große Speditionen setzen zunehmend eigene Lkw ein“, erklärt Kummer.

Investitionen in die Unabhängigkeit

Er glaubt: Um in Zukunft früher auf Engpässe reagieren zu können, bräuchten Unternehmen bessere Frühwarnsysteme. „Der weitsichtige, strategische Einkauf darf nicht vernachlässigt werden. Firmen könnten sich über Rahmenverträge Kapazitäten sichern. Damit sie bei plötzlicher Knappheit nicht von höheren Preisen betroffen sind.“

Zudem müsse Europa stärker in Produktionswerke im Hochtechnologiebereich investieren, etwa die Produktion von Mikrochips, um autarker zu werden und weniger von internationalen Märkten abhängig zu sein, so der Experte. „Auch transparente Lieferketten können dabei helfen, Bestände von Lieferanten, ihre Kapazitäten und damit auch Probleme frühzeitig zu erkennen.“

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