Time to say good bye

Time to say good bye
Wann Sie das Handtuch werfen und das Taschentuch zücken sollten

Für den großen Mann Gottes war die Zeit gekommen, zu gehen. Er war müde geworden, der Körper alt, der Geist träge.

Ein Schritt, für den Benedikt XVI. zurzeit viel Anerkennung erhält. Doch wann ist es tatsächlich Zeit, auf Nimmerwiedersehen zu sagen? Wir haben die gängigsten Motive identifiziert:

Der Job setzt zu Es ist anstrengend geworden. Man stresst sich zu viel und schläft zu wenig, der Boss bosst, die Kollegen mobben. Was immer der Grund ist, der Gang zum Arbeitsplatz kostet immense Überwindung. „Wenn man in der falschen Branche ist, wenn das Herz für den Job nicht brennt – nichts wie weg“, rät Othmar Hill, Wirtschaftspsychologe und Geschäftsführer der Personalberatung Hill International. Wer trotzdem bleibt, wird krank. Auch wenn es einen „unlösbaren Konflikt mit den eigenen Werten und jenen des Vorgesetzten “ gebe, sei es Zeit zu gehen. Zu lange zu warten sei jedenfalls schlecht: „Wer wechseln will, muss das vor dem 50. Geburtstag tun, danach geht nur mehr Selbstständigkeit.“ Denn 50 plus haben’s am Arbeitsmarkt schwer.

Spätestens wenn man innerlich gekündigt hat, wird es Zeit, dem auch im Außen Ausdruck zu verleihen. Das Hauptmotiv für den Jobwechsel ist die Unzufriedenheit mit dem Gehalt, gefolgt von mangelnder Anerkennung, einem schlechten Betriebsklima und wenig Karrierechancen, wie die aktuelle Jobwechsler-Studie von Imas zeigt. Aber Achtung: Ständige Jobwechsel können nach hinten losgehen. „Wenn Sie nie einen Job länger als zwei Jahre gemacht haben, werden Sie als Jobhopper von den Personalisten ausgehebelt“, sagt Hill. Zumindest eine Periode von fünf Jahren sollte im Lebenslauf drin sein.

Macht macht böse Österreichs Politiker sind Sesselkleber. Abgedankt wird erst, wenn der Gerichtshammer fällt. Oder die Partei wegen drohendem Imageschaden ordentlich Druck macht. Experten wie Politologe Fritz Plasser orten einen Mangel an Rücktrittskultur. Einen schnellen Rücktritt wie bei den Deutschen a la Christian Wulff sucht man in heimischen Polit-Sphären tatsächlich vergebens. In der Wirtschaft sind es ebenfalls meist Korruptionsfälle oder Finanzdebakel, die Top-Manager zu Fall bringen (siehe Kasten). „Abkassieren und abhauen ist die falsche Methode“, meint Othmar Hill. Doch nicht immer sei der Rücktritt ein Zeichen von Schuld: „Möglicherweise kann der Manager gar nichts für schlechte Bilanzen“ – eine Fehlkonstruktion in Unternehmen oder eine Branchenkrise können die Ursache sein.

Die Nachfolger drängen Es ist das Syndrom, das viele Firmenpatriarchen gepackt hat: Sie krallen sich an ihrem Unternehmen fest, das sie gegründet, aufgebaut, über Jahrzehnte geführt haben. Man bekomme oft den Eindruck, „dass der Altunternehmer die Firma lieber selber gegen die Wand fährt als es jemand anderem zu überlassen“, sagt Ernst Jauernik, Unternehmensberater mit Schwerpunkt Betriebsnachfolge. Denn: „Viele Unternehmer sehen in ihrer Firma das Lebenswerk, haben Angst vor Perspektivenlosigkeit.“ Der richtige Zeitpunkt für die Übergabe werde aber durch äußere Faktoren bestimmt. Sei das Geschäftsmodell nicht mehr zeitgemäß, sei es Zeit, an die jüngere Generation zu übergeben: Denn sie ist mit den wirtschaftlichen Herausforderungen, den Kommunikationstechnologien vertraut.

Ganz sicher, meint Othmar Hill, helfe dieses Zitat von Konfuzius: „Wer den Job annimmt, der ihn glücklich macht, braucht nie mehr im Leben zu arbeiten.“

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