Teurer MBA: Warum Führungskräfte und Manager sich weiterbilden
Die WU Executive Academy in Wien ist krisenerprobt. Nach der Finanzkrise 2008 machte Dekanin Barbara Stöttinger die Erfahrung, dass Führungskräfte vermehrt in ihre Aus- und Weiterbildung investierten, um sich für die nächste Krise zu rüsten. Wer sich fragt, ob man genau jetzt, oder besser nach Corona in einen MBA investieren sollte, gibt die Dekanin folgenden Rat: „Man ringt sich durch oder nicht. Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht.“
KURIER: Österreich ist im Krisenmodus. Was würden Führungskräfte bei Ihnen nun lernen, um so eine Herausforderung zu meistern?
Barbara Stöttinger: Im Grunde unterscheiden sich die Leadership-Fähigkeiten, die jetzt gefragt sind, nicht von jenen, die auch vorher gebraucht wurden. Führungskräfte müssen mit täglich neuen Herausforderungen umgehen können. Im Moment haben diese politische, wirtschaftliche und gesundheitliche Aspekte. Sie müssen Mitarbeitern Mut und Zuversicht geben können und klar kommunizieren, was die Krise für die Belegschaft bedeutet, um so Unsicherheiten zu nehmen.
Diese Fähigkeiten kann man auch mit Berufserfahrung lernen. Warum ein MBA-Programm absolvieren?
Viele Wege führen nach Rom. Für einen MBA spricht, dass man strukturiert wichtige Themen und Führungsmechanismen vermittelt bekommt. Vieles lernt man auch im Austausch mit anderen Teilnehmern. Sie alle sind ja Manager oder Führungskräfte und haben vielleicht schon gewisse Probleme in der Vergangenheit gemeistert. Außerdem lernt man, auf eigene Fähigkeiten zu vertrauen, der MBA an sich ist auch schon eine Herausforderung.
Wie meinen Sie das?
Er bringt die Leute an ihre Grenzen. Die Teilnehmer üben keinen Nine-to-five-Job aus. Sie befinden sich in einer Führungsposition und neben einem fordernden Job absolvieren sie unsere mehrmonatige Ausbildung. Personaler schätzen einen MBA-Abschluss übrigens sehr. Er sagt aus, dass man sich über längeren Zeitraum aus der Komfortzone pushen kann.
Ein MBA bedeutet Stress und mit bis zu 49.000 Euro ist er auch ein großer finanzieller Aufwand. Warum nehmen Ihre Teilnehmer das in Kauf?
Die meisten wollen ihre Weiterentwicklung selbst in die Hand nehmen, es sind ehrgeizige, ambitionierte Menschen, die nicht Passagier im eignen Leben sein wollen. Sie wollen die Karriereplanung nicht dem Unternehmen überlassen, sondern planen den nächsten Schritt selbst. Viele befinden sich in einer bestimmten Phase ihrer Karriere, wo sie sich überlegen: so weiter machen, oder etwas ändern? Ein MBA eröffnet oft ganz neue Karriereoptionen.
Sie haben zwar schon eine Teilantwort auf die nächste Frage gegeben, aber: Warum ist lebenslanges Lernen so wichtig? Warum reichen Bachelor und Master nicht mehr aus?
Erstens verändert sich das Wissen rasend schnell. Zweitens, beim Abschluss ihres Bachelor- oder Masterstudiums hat vielen Studierenden die Berufserfahrung gefehlt, um gewisse Inhalte auch einordnen zu können. Die meisten unserer Teilnehmer kehren nach knapp 15 Jahren Praxiserfahrung an die Uni zurück, mit konkreten Fragen und Wissenslücken. Nach ein paar Jahren im Job erkennt man, wie wichtig fächerübergreifendes Wissen ist. Ansonsten ist man nur eingeschränkt erfolgreich.
Frauen fehlen in den Chefetagen. Wie hoch ist der Frauenanteil in den MBA-Programmen?
Das ist unterschiedlich. Er liegt um die 35 bis 40 Prozent. Wir bemühen uns aktiv, durch spezielle Stipendien Frauen an Bord zu holen. Wir arbeiten mit Frauennetzwerken zusammen und haben ein eigenes Netzwerk von Studierenden und Alumni, die unsere Botschaft, den „next step“ zu machen, auch an Frauen weitertragen.
Nach welchen Kriterien entwickeln Sie Ihre Kurse?
Sie müssen natürlich aktuelle Entwicklungen widerspiegeln. Zudem ist persönliche Interaktion sehr wichtig. Man tauscht sich in Workshops aus, geht gemeinsam abends essen. Auch das spricht für einen MBA: Man vernetzt sich mit Führungskräften und kann später immer auf dieses Netzwerk zurückgreifen.
Zur Academy: Mit ihrem Angebot zählt sie heute zu den führenden Weiterbildungsanbietern in Zentral- und Osteuropa. 2019 nahmen mehr als 2.400 Führungskräfte aus über 75 Ländern an den Programmen teil.
Kursangebot: Master of Business Administration (MBA), Master of Law, das Universitätsstudium Diplom BetriebswirtIn, Universitätslehrgänge und Führungskräfte- bzw. spezielle Unternehmensprogramme.
Preise: MBA/Master of Laws Programme: zwischen € 17.900 bis 49.000 Euro; Universitätslehrgänge und Diplom- betriebswirtIn: zwischen € 7.500 und 12.000 Euro; es gibt auch maßgeschneiderte Unternehmensprogramme: Preis je nach Art, Dauer und Umfang.
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