Technik: Wo ein Boom, da auch ein Fachkräftemangel

Technik: Wo ein Boom, da auch ein Fachkräftemangel
Fachkräfte sind vor allem im IT- und Technikbereich in Österreich schwer zu finden – die Branchen aber boomen. Warum der Sektor so attraktiv ist.

„Der Fachkräftemangel hemmt das Wachstum und die Zukunftsaussichten des Landes. Gleichzeitig bleibt jede Menge Potenzial am Arbeitsmarkt ungenutzt“, weiß Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich und bezieht sich dabei auf das Ergebnis des aktuellen Deloitte-Radars.

Laut der Industriellenvereinigung (IV) braucht alleine die Industrie rund 60.000 Spezialisten, wobei 10.500 dieser Stellen voraussichtlich gar nicht besetzt werden können.

Im IT-Sektor fehlen gemäß dem diesjährigen IKT-Statusreport zudem 10.000 Fachkräfte. Im Februar 2019 wurden unter anderem 631 Diplomingenieure für Datenverarbeitung und 541 Techniker für Datenverarbeitung mit höherer Ausbildung in Österreich gesucht– so die Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS).

Wo sind die Spezialisten?

Laut Helmut Dornmayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) ist generell zwischen Fachkräftebedarf, also der Nachfrage, und Fachkräftemangel, also Nachfrage abzüglich Angebot, zu unterscheiden. „Im IT-Bereich ist die Nachfrage riesig, der Mangel aber gar nicht so groß.

Das liegt daran, dass die Nachfrage zwar jedes Jahr gigantisch steigt, gleichzeitig aber auch das Angebot in der Form, dass jährlich rund 5.000 gut ausgebildete Absolventen – vor allem von HTLs und Unis oder Fachhochschulen – neu auf den Markt kommen“, sagt er.

Während viele Arbeitnehmer diverser Berufsgruppen kurz vor einer Pensionierungswelle stünden, gebe es im IT-Bereich noch kaum Beschäftigte, die in Pension gehen. Warum der IT-Sektor so attraktiv ist, begründet Dornmayr, dass die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft immer weiter voranschreitet.

Guter Verdienst

Die Verdienstmöglichkeiten in der Technik und IT sind aber auch nicht schlecht: Gemäß dem Österreichischem Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ) verdienen Masterabsolventen eines Technikstudiums bei Jobeinstieg zwischen 2.900 und 3.040 Euro brutto im Monat – je nachdem, ob das Studium an einer Uni oder FH absolviert wurde.

Besonders gefragt am Arbeitsmarkt sind dem ibw-Fachmann zufolge Datenbank-Experten, Programmierer, Security-Experten und Netzwerktechniker. In der Technik fehlen speziell Elektro- und Metalltechniker sowie Holztechniker. Der Grund: Immer weniger Lehrlinge und Jugendliche haben in den vergangenen Jahren eine technische Ausbildung begonnen.

„Zu einem wesentlichen Teil war dies einfach auch auf den demografisch bedingten starken Rückgang der Jugendlichen zurückzuführen“, so Dornmayr. Er betont, dass Fachkräfte jedoch nicht nur in der IT und Technik fehlen, sondern speziell auch im Tourismus – vor allem Köche.

Schwer zu finden

Fachkräfte sind dennochspeziell im IT-Bereich schwierig zu finden, „weil die Nachfrage so stark wächst“, ergänzt Dornmayr. Im übrigen Technik-Bereich liege es hingegen am sinkenden Angebot von in technischen Berufen ausgebildeten Jugendlichen, insbesondere Lehrlingen.

Doch auch die Schnelllebigkeit in diesem Bereich stellt ein Hindernis dar: „Die technologische Entwicklung ist dem Ausbildungssystem immer voraus“, sagt Beate Sprenger vom AMS und ergänzt: „Bildungseinrichtungen müssten Fachkräfte für Jobs ausbilden, die erst in zehn Jahren entstehen, um einem Fachkräftemangel generell entgegenwirken zu können. Das ist leider schwer möglich.“

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