Tal der Gründer: Das Silicon Valley

Tal der Gründer: Das Silicon Valley
Hier kann man groß werden, wie Facebook und Google. Drei Österreicher und der Versuch, ihre Start-ups in den Olymp zu heben.
Tal der Gründer: Das Silicon Valley

Das ist die  Geburtsgarage von Google – vielleicht steht das in  hundert  Jahren an einer der Wellblechtüren im Silicon Valley. Ein paar Meter weiter könnte geschrieben stehen: Von hier aus hat Facebook   Milliarden Menschen verlinkt. Und noch einmal um die Ecke ein weiteres Schild: Hier entstand 1967 der erste Apple-Computer. Schon heute ist unbestritten: Das Silicon Valley ist die Wiege des digitalisierten  Zeitalters.

Dafür ist es erstaunlich unästhetisch und hässlich:   Viele einstöckige Einfamilienhäuser, graue mehrstöckige Bürohäuser, das Backstein-Areal der Stanford-Universität, Kreisverkehre, sehr sauber gemähte Rasen, keine Raucher,  sehr weitläufig.  Im Silicon  Valley  geht es nicht um die Show, es geht  um Effizienz und  Produktivität. Wie es hier aussieht, ist den Amerikanern egal.    

Alle warten  im  Silicon Valley auf the next big thing.  Was das sein wird, weiß heute noch niemand.   Nicht einmal Thad Leingang, Director der Startup Conference, die an diesem Tag in Mountain View stattfindet, kann  den Trend vorhersagen.   "I have no idea", sagt der Amerikaner mit Wohlstandsbauch und roter Nase, während er sich das Gesicht mit Sonnencreme verschmiert. Er sitzt am Rande des Brunnens vor dem Center of Performing Arts, wo heute sieben Unternehmer ihr Start-up vor einer Jury, bestehend aus Investoren und Branchengrößen, präsentieren.  Sie müssen in wenigen Minuten erklären, worum es geht, wieso sie erfolgreich sein werden, was sie von der Konkurrenz unterscheidet. Nach dem Pitch müssen sich die Gründer, die auf der großen Bühne ein wenig verloren wirken, den Fragen und dem Feedback der Jurymitglieder stellen

Der Pitch

Thomas Lidy ist einer der sieben Unternehmer.  Er stellt sein Start-up Spectral Mind vor, eine intelligente Audio-Plattform. Eine große Sache, auch wenn er den Pitch an diesem Tag nicht gewinnt.  "Das Feedback war gut", sagt er. Noch sichtlich nervös blickt  er rechts und links, grüßt. Hier kennt sich sowieso jeder.  Hier  sind die Amerikaner noch offener als im Rest des Landes.  

Seit drei Jahren gibt es  Spectral Mind bereits. Doch es fehlt das zündende Element. Deswegen ist Lidy hier. "Meine Ziele:  einen strategischen Partner finden,  Funding – und ich will den Spirit aufsaugen. Hier findet  gleich  eine Party statt, es ist wichtig hinzugehen. Kommt ihr mit?" Wir gehen hin, denn dort ist der Spirit. Dort sind  alle beisammen – Investoren,  Gründer, potenzielle Partner,  Elite-Studierende  und Professoren der Stanford Universität. Man trinkt  Bier und redet übers Geschäft.  Im Silicon Valley geht es immer ums Geschäft, das ist der Deal.

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Weiterkommen

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"Abends auszugehen ist ein Businesscase. Du musst hier sehr kommunikativ sein und bei Veranstaltung Leute aktiv ansprechen, dich vorstellen und erklären, was du machst", sagt Vincenz Leichtfried.   Mit der Lederhose und dem Häferl  in Rot-Weiß-Rot   wirkt der Wiener   vertraut.  Hinter ihm steht eine Palme.  Sonst ist die Terrasse des Plug and Play Centers in Sunnyvale, wo die drei Österreicher einen Arbeitsplatz haben,  nicht weiter bemerkenswert. Nur, dass die WiFi-Verbindung – wie überall im Silicon Valley –  überraschend schlecht ist, fällt auf. Vincenz Leichtfried ist hier, um sein  Unternehmen I2U (Information to You)   einen individuell priorisierten Nachrichtenreader, voranzutreiben.   Der Sitz des Unternehmens ist in Wien. Vincenz Leichtfried hat I2U bereits  bei Verlagen wie Axel Springer vorgestellt. "Ins Silicon Valley zu gehen war der nächste Schritt. Hier ist es einfach lässig: Egal, wohin du gehst, die Leute wissen, wovon du redest. Kann dir jemand  nicht weiterhelfen, kennt er jemanden, der dir weiterhelfen kann. Man kommt hier sehr schnell weiter", erzählt er. Vor Kurzem hat er  I2U bereits  bei Turner Broadcast (Anm.: CNN) präsentiert.

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Der Exit

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Die Mentalität im Silicon Valley spießt sich mit der österreichischen, wo Familienunternehmen  von Generation zu Generation weitergegeben werden. Und Beständigkeit einen konservativen Nachgeschmack hat.  Im Silicon Valley ist das Maß der Dinge der gute Exit.  Instagram hat es vorgemacht (Anm.: online nachzulesen). "Hier zählen Exits. Daran muss man sich als Österreicher erst gewöhnen", sagt Michael Leczek. Er ist mit Leichtfried  und  Lidy für drei  Monate  mit der WKO Initiative "Go Silicon Valley" hier.  

Die Selbstständigkeit des ehemaligen Casinodirektors   entstand aus der Not  heraus.  "Mit dem Ziel, den Casino-Betrieb kostendeckend zu machen, begab ich mich auf Suche nach innovativen Produkten. Da ich nichts Passendes finden konnte, beschloss ich, selbst eines zu entwickeln", erzählt er.  Seine Firma MojoWin ist eine Kombination aus Casino- und Internet Gaming, die Technologie ist bereits patentiert.  "Im Silicon Valley zu sein  bedeutet, eine komplett neue Sichtweise  zu bekommen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, an die man nie gedacht hat. Zum Beispiel Crowdfunding", erzählt er.  Bei Crowdfunding  finanziert eine  Community gemeinsam ein Projekt.     Gegen Kleinstbeträge bekommen  die Geldgeber Benefits eingeräumt,   etwa eine limitierte Auflage eines Produkts.  

 Im Silicon Valley sitzt die Branche  gebündelt an einem Ort und  es wird schnell klar, wenn jemand ein ähnliches Produkt entwickelt. "Wenn du in Österreich sitzt, glaubst du, was du machst, macht  keiner", sagt Leczek.  Zudem wird im Silicon Valley offen übers Business gesprochen. "Du brauchst auch keine Angst haben,  dass dir vielleicht jemand etwas wegnimmt. Ideen gibt es viele, aber du musst sie umsetzen können", sagt Vincenz Leichtfried.

Doch auch, wenn  das Silicon Valley die besten Bedingungen für einen Erfolg bereitstellt: Der große Exit bleibt oft ein Traum.

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