Studierende planen die Zukunft

Bei der win2 im Schloss Esterházy konnten Studierende zukunftsträchtige Ideen spinnen
Armutsbekämpfung, Mobilität der Zukunft, digitaler Wandel – bei der win² gibt’s Lösungen.

Am dritten Tag ist die Stimmung ruhig und zufrieden. Die Studierenden stehen in Grüppchen zwischen den steinernen Säulen mit Blick auf den Schlossgarten: Sie reden, scherzen, begrüßen vorbeigehende Kollegen – nach drei gemeinsamen Tagen kennt man sich. Ein paar von ihnen wirken müde. Die gestrige Nacht hat etwas länger gedauert, erzählt einer. Zu rund achzigst sei man in den Haydnkeller auf ein paar Drinks gegangen. Es muss ein Schauspiel gewesen sein, das Eisenstadt sonst selten sieht: Ein Schwarm intelligenter, schick gekleideter Juristen und Wirtschaftswissenschafter in ihren 20ern, die einen drauf machen.

Netzwerken, wie man das auch nennen kann, steht neben der Arbeit mit Experten an aktuellen Problemstellungen, bei der exklusiven Zukunftskonferenz win² ganz oben auf dem Plan. Sie fand heuer von 29. bis 31. Mai erneut im Schloss Esterházy statt. Dabei sein kann hier nicht jeder: Man muss sich um einen der wenigen Plätze bewerben, die Unternehmen wählen dann die Teilnehmer aus. Nur die Besten, die Strebsamen und Interessierten werden eingeladen, um mit den Experten der zwölf Top-Unternehmen in kleinen Gruppen Konzepte für die Zukunft zu erarbeiten.

Drei Tage Inspiration

Die Organisatoren der win² haben sich für das Zehn-Jahre-Jubiläum ordentlich ins Zeug gelegt: Finanzminister Hans-Jörg Schelling hält die Eröffnungsrede. Seine Message: "Seien sie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Nur wer die Komfortzone verlässt, kann Erfolg haben." Auch Außenminister Sebastian Kurz ist zu Gast: "Junge Leute werden noch immer für Jobs ausgebildet, die es in einigen Jahren nicht mehr geben wird." Die Politik müsse hier eingreifen. Er fordert zudem mehr Unternehmertum und eine Kultur des Scheiterns.

Am Nachmittag beginnen die Studierenden und die Experten intensiv an den Aufgabenstellungen zu arbeiten. In der Arbeitsgruppe Mc Donald’s sucht man nach einer Zukunftsstrategie für das Burger Business; in der REWE Gruppe fragt man sich, was der Kunde morgen will; beim ÖAMTC und der voestalpine steht die neue Mobilität im Fokus; die Weltbank-Arbeitsgruppe soll gemeinsam mit dem Finanzminister von Bosnien und Herzegowina eine Economic Developmenet Strategie ausarbeiten. Der Leiter dieser Arbeitsgruppe ist selbst noch ein junger Mann: Fritz Florian Bachmair. Als Student war er selbst Teilnehmer der win², mittlerweile arbeitet er bei der Weltbank in Washington. Er sagt: "Unser Ziel ist es, die Armut zu reduzieren. Umso besser die Mitarbeiter sind, desto eher wird das gelingen." Aber man rekrutiert hier nicht, man positioniert sich viel eher als Arbeitgeber, der viel zu bieten hat und auch viel fordert. Von den Denkansätzen der Studierenden ist Bachmair begeistert: "Es sind sehr spannende Ideen. Interessant finde ich, dass viele post-moderne Denkansätze kamen. Manche bezweifeln, dass Wirtschaftswachstum der einzige Weg aus der Armut ist."

Nach der win²

Auch die Studierenden sind begeistert, das Setting sei einmalig. Aber auch ungewohnt: "Hier will jeder etwas beitragen. An der Uni gibt’s in Gruppen sonst immer einige, die sich zurücklehnen. Das ist hier anders", sagt eine Teilnehmerin. Eine andere meint: "Hier lernt man sehr viel und es ist wirklich gut, dass die Konferenz nicht in Wien ist." In Wien würden sich wahrscheinlich alle spätestens am Abend trennen, aber hier in Eisenstadt bleibt man zusammen, netzwerkt und redet mit Leuten, die man sonst nie getroffen hätte.

Zum Schluss werden die besten Präsentationen prämiert: Die Arbeitsgruppe Microsoft gewinnt. Es gibt Applaus und für das Organisationsteam Standing Ovations.

Alle Teilnehmer der win² scheinen zufrieden, wohl wissend, dass durch die Teilnahme an der win² wichtige Kontakte und gute Freundschaften gewonnen werden, die oft das weitere (Berufs-)Leben mitbestimmen.

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