Studie: Uni-Stadt Wien muss attraktiver werden
Die Hochschulen werden weltweit immer internationaler. Die Zahl der Studierenden weltweit, die für ein Studium ins Ausland gehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt - vor allem Studierende aus asiatischen Schwellenländern wie Vietnam und Südkorea zieht es ins Ausland. Wer internationale Studierende gewinne, schaffe internationale Vernetzung, könne Handelsbeziehungen mit anderen Ländern stärken und die Regionen durch Konsumausgaben der Studierenden aufwerten, sagte Alexander Van der Bellen, Beauftragter der Stadt Wien für Universitäten und Forschung, am Dienstag vor Journalisten. Auch in Österreichs wichtigstem Hochschulstandort Wien hat jeder Vierte der rund 190.000 Studierenden eine ausländische Staatsbürgerschaft - ihr Anteil ist ähnlich hoch wie an Londoner oder Pariser Universitäten. Jedoch: Die meisten Studierenden kommen aus Deutschland und Südosteuropa, rund die Hälfte für ein Bachelorstudium.
Keine Strategie
Das sei per se noch nichts Schlechtes, sagte van der Bellen. "Aber ist es vernünftig, den asiatischen Raum derart schleifen zu lassen?" Außerdem müsste doch jede Universität größtes Interesse daran haben, PhD-Studierende aus aller Welt anzuziehen - sie würden den Forschungsstandort aufwerten. Doch eine neue Studie zur Attraktivität des Hochschulstandort Wiens im internationalen Vergleich, mit der van der Bellen das Joanneum Research beauftragte, zeigt: Die Stadt Wien und ihre Universitäten haben keine Strategie, um gezielt die klügsten Köpfe der Welt anzuwerben. Im Gegensatz zu den im Studienvergleich untersuchten Ländern Deutschland und die Niederlande: "Deutschland und die Niederlande errichten Büros in den Zielländern, um ausländische Studierende anzusprechen", so Van der Bellen, Studierende aus Drittstaaten würden in Deutschland einer Studieneignungsprüfung unterzogen und könnten dann an jeder beliebigen deutschen Hochschule studieren. Sie bekämen vermehrt Stipendien, Unterstützung bei der Wohnungssuche, auch sei das Zeitausmaß für Nebenjobs während des Studiums in Deutschland erweitert worden. Die Studierenden hätten nach Abschluss des Studiums ganze 18 Monate Zeit, um einen Job zu suchen, ein erstrebenswertes Ziel für Österreich: "In Österreich sind es nur sechs Monate. Österreich trägt die Ausbildungskosten für ausländische Studierende, macht aber zu, wenn es darum geht, sie am Arbeitsmarkt zu behalten." Damit gibt Van der Bellen der Österreichischen Hochschülerschaft Rückendeckung, die seit einigen Wochen über eine Petition das volle Arbeitsrecht für Studierende aus Drittstaaten fordern. Bisher dürfen Bachelor-Studierende aus Nicht-EWR-Staaten nur zehn Stunden pro Woche, Master-Studierende 20 Stunden pro Woche neben dem Studium arbeiten. "Eine Ausweitung wäre wichtig", so Van der Bellen, "dadurch lernen sie den österreichischen Arbeitsmarkt besser kennen."
Weniger Hürden, mehr Geld
Er fordert die Stadt Wien und die Hochschulen auf, dringend eine Strategie zu entwickeln, "sonst besteht das Risiko, dass Wien an Attraktivität für internationale Studierende verliert." Österreich müsse bürokratische Hürden bei Visa und Rot-Weiß-Rot-Card aufheben. Van der Bellen kann sich auch vorstellen, in den österreichischen Botschaften eigene Berater zum Fremdenrecht einzusetzen. Auch die Stadt Wien nahm er in die Pflicht: Sie könne ihr Budget für Forschungsförderung aufstocken, Stipendien für Studierende vergeben. Übrigens wurde auch der Hochschulstandort Schweiz untersucht. Fazit: Die Schweiz hat es nicht nötig, Werbung zu machen, sie hat so hohe Forschungsattraktivität, dass die Besten von alleine kommen. Am Ende hake es wie so oft am Budget: So bekomme die ETH Zürich etwa drei bis vier Mal so viel staatliche Förderung wie die TU Wien. "Es wäre schön, wenn wir die Schweiz wären", so Van der Bellen.
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