Sprechen Sie fremd?
Migranten sprechen mehr Sprachen als Österreicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Wiener Arbeiterkammer, für die 2300 Wiener Arbeitnehmer aus elf Herkunftsregionen befragt wurden. Durchschnittlich beherrschen sie 2,9 Sprachen, Spitzenreiter sind (neben Deutsch) Englisch, Serbokroatisch und Türkisch. Mehr als ein Drittel der Befragten spricht sogar eine vierte oder fünfte Sprache. Bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es 2,4 Sprachen.
Schon im Jahr 2006 hat der Sprachenmonitor des Instituts für Bildung in der Wirtschaft (ibw) den Fremdsprachenbedarf in Wirtschaft und Unternehmen analysiert. Aktuellere Daten gibt es nicht, Tendenzen seien aber auch heute gültig, sagt Studienautorin Sabine Tritscher-Archan, Projektleiterin für Fremdsprachen am ibw. Fremdsprachenkenntnisse seien generell in der Wirtschaft erwünscht, auf allen Ebenen, in allen Positionen – "der Manager braucht nur ein anderes Fremdsprachenniveau als die Fachkraft oder der Lehrling." Und Englisch sei nach wie vor die lingua franca der Wirtschaft.
Englisch ist unerlässlich Laut Sprachenmonitor würden 86 Prozent der befragten Unternehmen Fremdsprachenkenntnisse bei ihren Mitarbeitern benötigen – gefragt sei in erster Linie Englisch. Laut aktuellem Eurobarometer stünden die Österreicher in ihrer Sprachkompetenz im internationalen Vergleich zwar gar nicht schlecht da, aber gerade im Englischen würde es hapern: "Hier könnten sie sattelfester sein, da ist eindeutig ,room for improvement"", so Tritscher-Archan.
Fremdsprachenmuffel sind die Österreicher aber doch nicht: In Österreich ist die Zahl derer, die sagen, eine Fremdsprache gut zu beherrschen, laut Eurobarometer gar um 16 Prozentpunkte auf 78 Prozent gestiegen.
Am beliebtesten sind bei den Österreichern nach wie vor die großen europäischen Sprachen wie Italienisch oder Spanisch. Weit weniger beliebt sind die Ostsprachen. Als Eisbrecher sei die Kenntnis einer Ostsprache im osteuropäischen Markt zwar von Vorteil, "in der Wirtschaft werden Ostsprachen aber auch überschätzt", sagt die Expertin. Denn man müsse sie sehr gut beherrschen, um wirklich verhandeln zu können. "Viele Unternehmen greifen da auf Dolmetscher zurück."
Um eine Sprache wirklich zu erlernen, brauche man vor allem eines – Zeit: "Man muss in Weiterbildung einiges investieren, um einen Schritt höher zu kommen. Viele bleiben im Schul-Englisch stecken, wenn sie die Sprache nicht regelmäßig anwenden."
Am Bildungsmarkt haben sich die Institute an den Bedarf angepasst. Englisch gibt es in allen Varianten und Schwierigkeitsstufen, auch osteuropäische Sprachen oder Fernöstliches wie Chinesisch und Japanisch hat man in den vergangenen Jahren vermehrt in den Sprachenkatalog aufgenommen. Der am häufigsten angegebene Grund dafür, keine Sprache zu lernen, ist laut Eurobarometer für ein Drittel der EU-Bürger der Mangel an Ansporn. Durch fehlende Zeit und die Kosten bleibt ihnen ebenfalls die Sprache weg.
Vom Schnupperkurs zum Intensiv-Lehrgang
Wer eine Sprache erlernen will, findet vor allem in großen Städten ein Überangebot vor: Die Volkshochschulen haben das breiteste Angebot an Sprachkursen – von Indonesisch über Hebräisch bis hin zu Suaheli kann man hier nahezu alles lernen. www.vhs.at
Sprachen spielerisch lernen ist das Motto am WIFI Wien. Unentschlossene können Schnupperkurse in Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Chinesisch und Türkisch besuchen. www.wifi.at
Das Wiener Institut Spidi Languages bietet Online-Kurse sowie Blended-Learning (ab 800 Euro) an. Kurse und Preisliste auf www.spidi.at
Das Bfi Wien hat auch Japanisch und Bosnisch/Serbokroatisch im Programm. www.bfi-wien.at
Für einen Russisch-Kurs in der Kleinstgruppe muss man bei Anbieter Berlitz 1500 Euro berappen, dafür lernt man kompakt und intensiv – in fünf Wochen und 50 Einheiten. Zudem werden das Vier-Sprachen-Diplom und das Business-Sprachendiplom (Englisch und Zweitsprache in fünf Monaten) angeboten. Der Probeunterricht ist gratis. www.berlitz.at
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