Sprachen lernen mit Hand und Fuß

APAJAE12 - 24022009 - DOHA - KATAR: ZU APA TEXT AA - Bundespraesident Heinz Fischer wird vom Emir des Staates Katar Sheikh Hamad Bin Khalifa Al-Thani am Dienstag, 24. Februar 2009, mit militaerischen Ehren im Regierungspalast in Doha empfangen. BP Fischer absolviert einen eintaegigen offiziellen Arbeitsbesuch in Katar. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Lerntypen gibt es nicht, das Gehirn lernt leichter, wenn der Körper sich dazu bewegt

Es war ein schwieriges Unterfangen. Die junge Sprachtrainerin sollte einer Handvoll Studenten Italienisch beibringen. Im Blockseminar. Nach drei Stunden war den müden Teilnehmern kaum ein Vokabel zu entlocken. Aus Verzweiflung unterstützte die Trainerin das Gesprochene mit Gesten. Die Studierenden ahmten nach, waren wieder konzentriert. In der nächsten Kurseinheit traute die Trainerin ihren Augen und Ohren nicht – die Studenten hatten sich alles perfekt gemerkt.

Diese Erkenntnis beschäftigt Manuela Macedonia noch heute. Nur unterrichtet sie längst nicht mehr Fremdsprachen, sondern erforscht als Neurolinguistin das menschliche Gehirn beim Spracherwerb.

Gleich zu Beginn unseres Gesprächs räumt sie mit einer der bekanntesten Theorien der Branche auf: den Lerntypen. Der visuelle Lerntyp lernt gut mit Bildern, der auditive nach Gehör, der kinästhetische, während er mit dem Kugelschreiber spielt? „Neurologisch gesehen der größte Blödsinn, reine Geschäftemacherei“, sagt Macedonia. Es gebe keine neurowissenschaftliche Grundlage zur Lerntypen-Theorie. Schon das Kleinkind erlerne die Sprache mit allen Sinnen. „Es riecht an der Zitrone, schmeckt sie, dann sagt es dazu ,One‘ und irgendwann ,Zitrone‘“, sagt die Wissenschafterin. Der gravierende Fehler passiere später, im Bildungssystem: Die Fremdsprache erlerne man nur mit Sehen und Hören. Eine Verarmung des Lernprozesses, meint Macedonia.

Experimente

Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig untersuchte die Forscherin die Auswirkungen vom gesprochenen Wort und der passenden Geste (beispielsweise mit den Armen ein Dach formen für „Haus“). Die Testpersonen mussten Vokabeln der Kunstsprache Vimmi lernen. Die Forscherin fand heraus: Je besser die Geste den Wortinhalt abbildete, desto leichter wurde das Vokabel gemerkt. Doch auch abstrakte Begriffe wurden mit Gesten leichter gelernt. Die Erklärung: Das Gehirn bildet über die Motorik ein weit verzweigtes neuronales Netzwerk, das Gedächtnis kann so das Gelernte leichter abrufen. Ein früheres Experiment der Forscherin zeigte auch die positive Wirkung auf das Langzeitgedächtnis: Nach 14 Monaten konnten die Probanden noch zehn Prozent der mit Geste gelernten Vokabeln wiedergeben, von den nur per Text und Bild gelernten Worten hatten sie sich nur ein Prozent gemerkt. Auch andere Forscher kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Mit diesem Ansatz lasse sich sogar Small Talk auf Japanisch in nur einer Viertelstunde erlernen, verspricht Macedonia. Und bedauert: Obwohl sie seit Jahren Vorträge hält, sind die Gesten noch nicht in den Kurszimmern angekommen.

„Yo quiero una caña, por favor.“ Bier bestellt man bei der Spanisch-Trainerin oft, doch hier ist die Tapas Bar echt: Das neue Wiener Bildungsinstitut Loqui bietet Erlebnissprachkurse im kulinarisch adäquaten Ambiente. Um den Spaß am Lernen zu erhöhen, wie Loqui-Gründerin Beatrice Fischer erklärt. Also wird bei Pint und Burger Englisch, bei Antipasti und Vino Italienisch palavert. www.loqui.at
Online-Plattformen helfen bei vollem Terminkalender: Auf busuu.com oder babbel.com kann man interaktiv Wortschatz und Grammatik verbessern.
Kultur und Mentalität eines Landes lassen sich mit Sprachreisen erfahren. Bei Education First (www.ef.co.at) kostet ein dreiwöchiger Intensivkurs in London 1800 Euro. Und den Muttersprachler fürs Fremdsprechen findet man hier: www.tandempartners.org

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