Spiele-Einkäufer: „Wir müssen früh reagieren“
Der Spielzeughandel boomt vor Weihnachten – auch beim weltgrößten Händler Toys“R“Us. Der Einkauf wird für Zentraleuropa von der Zentrale in Köln geregelt, Christian Reinisch ist für die nationalen Besonderheiten bei Süßigkeiten, Getränken und Spielwaren – wie Matador und Piatnik – in Österreich und der Schweiz zuständig.
KURIER: Einkauf bedeutet Reisen. Wie viele Hotelzimmer haben Sie in Ihrer Karriere von innen gesehen?Christian Reinisch: Ich bin seit zehn Jahren einmal im Monat für mehrere Tage in der Schweiz und immer in Hotelzimmern. Also einige.
Warum wollten Sie in den Einkauf?
Ich wollte das Technische mit dem Wirtschaftlichen verbinden, deswegen habe ich mich bei Toys“R“Us beworben.
Wie hat sich der Einkauf in den vergangenen 15 Jahren verändert?
Wir haben mehr EDV-Unterstützung, rufen das Sortiment über Datenbanken ab. Agenden werden stärker gebündelt: Früher ist von jeder Landesorganisation ein Einkäufer nach Hong Kong geflogen. Heute fliegt ein Einkäufer für ganz Europa hin.
Welche Fähigkeiten braucht es?
Umsichtig, bodenständig verlässlich, kommunikativ sein, den Überblick behalten. Man muss nicht Wirtschaft studiert haben, sollte aber wissen, was ein Deckungsbeitrag ist. Auch darf man aus seiner Einstellung heraus keine Fehlentscheidungen treffen.
Inwiefern?
Ich war Zivildiener, bin Pazifist, verkaufe dennoch Plastikgewehre in der Schweiz. Es gibt nun mal den Markt dafür. Bei einer ferngesteuerten Cruise Missile würde ich aber die Frage stellen, ob das sein muss.
Wie kommt die Ware ins Sortiment?
Man muss entscheiden, passt das Produkt ins Sortiment, gibt es Platz. Es ist Geschmackssache. Und wir beobachten die Nachfrage in den USA und England. Ist dort der Zenit überschritten, müssen wir hier früh reagieren, sonst bleiben wir auf der Ware sitzen. Für Weihnachten plane ich bereits im August.
Mit wem stimmen Sie sich ab?
Der Spielwarenmarkt ist sehr international, vieles ist vorgegeben. Bei der nationenbezogenen Ware entscheide ich zu 99 Prozent. Auch passt nicht alles für den österreichischen Markt, da entscheide ich dann mit.
Ihre größte Herausforderung?
Die Schweizer Sprache und Mentalität.
Welches Spielzeug empfehlen Sie dem Christkind?
Tiptoi von Ravensburger (ein interaktives Lernspiel, Anm.).
Werdegang
Christian Reinisch, brach sein Medizin-Studium ab, absolvierte das Kolleg für Maschinenbau und eine Lehre als Industriekaufmann. Bei Toys“R“Us in Graz startete er als Abteilungsleiter für den Verkauf und übernahm 1995 den Einkauf für heute 15 Filialen in Österreich. Seit 2003 ist er zudem als Einkäufer für die Schweiz zuständig.
Unternehmen
Toys“R“Us ist weltgrößter Spielzeug- händler mit Sitz in den USA. Die Schweiz, Deutschland und Österreich werden von Köln aus gesteuert.
Kommentare