Spektakuläre Erfindungen

Studierende und Professoren forschen und entwickeln für den Alltag

Welcher Studierende hat sich nicht schon einmal eine eigene Bierbrauanlage für die WG gewünscht? Eben. Ein Professor der FH Oberösterreich hat eine ebensolche entwickelt und in Serie gebracht. Forschung, die Spaß macht – und „Probleme“ des Alltags löst.

Alle Hochschulen des Landes haben spektakuläre Erfindungen zu bieten. Viele davon entstehen in Kooperation mit der Industrie oder anderen Universitäten. Ein Beispiel hierfür ist das Wetter-Prognosesystem MetGIS: Auf dieser Online-Plattform werden mehrmals täglich aktualisierte Wetter-Vorhersagen in sieben Sprachen für rund 200 Regionen zur Verfügung gestellt. Besonders interessant ist MetGIS für die Prognose des Bergwetters: Die exakte Seehöhe und Lage von Vorhersagepunkten werden hier berücksichtigt. Auch der Lawinenwarndienst der Pyrenäen und der Wetterdienst Bhutans nutzen MetGIS. So international es gebraucht wird, so international wurde es auch entwickelt: mit Beiträgen von Forschungsinstituten, Universitäten und Wetterdiensten aus Österreich, der Schweiz, Russland, Japan, Peru, Chile, Argentinien und den USA konzipiert. Seit 2005 liegt die Koordination der Entwicklungsarbeit bei der Uni Wien.

Wenn eine Brücke den Schiffen die freie Fahrt versperrt, müssen ihre zwei Teile entweder hochgezogen, gedreht oder ins Wasser versenkt werden. Professor Johann Kollegger von der TU Wien hat nach einer Möglichkeit gesucht, die weniger Energie braucht: Er hat eine Klappbrücke entwickelt, die nur zwei einfache Wasserbehälter und eine kleine Pumpe, die mit Solarzellen betrieben werden kann, benötigt. Ganz oben am Brückenpfeiler befindet sich ein Wasserreservoir, aus dem Wasser in zwei Metallbehälter geleitet werden kann, die am Brückenpfeiler montiert sind. Sind die Behälter voll, sinken sie nach unten und klappen zugleich die Brückenfahrbahnen hoch. Am Ende liegen die Fahrbahnen am Brückenpfeiler an, und Schiffe können passieren.

Eine Bierbrauanlage für zu Hause? Studententräume werden wahr: Professor Alexander Jäger von der FH Oberösterreich in Wels hat für den deutschen Haushaltsgerätehersteller Bielmeier das weltweit erste komplette Brauset für Hobbybrauer entwickelt. „Im Brauset ist tatsächlich alles vorhanden, was zum Brauen eines eigenen Bieres notwendig ist, lediglich das Wasser wird nicht mitgeliefert“, sagt Jäger. Nur einen Tag braucht das Brauen, weitere sechs Wochen aber braucht das Bier im kühlen Keller bis es schmeckt. Die Bierbrauanlage des Welser Brauteams um Professor Jäger und Robert Burgholzer ist sogar im Handel erhältlich: Rund 550 Euro kostet das Set. Alle Geräte werden aus Edelstahl gefertigt, die Zutaten kommen aus Oberösterreich.

Bei Stickerei denken die wenigsten an Batterien und schon gar nicht an Hightech. Professor Thomas Bechtold der Uni Innsbruck hat quergedacht: Er hatte gemeinsam mit drei Vorarlberger Stickereien die Idee, mithilfe von Stickereitechnik leitende Strukturen als Stromverteiler für elektrochemische Verfahren zu erzeugen. Auf einem Grundmaterial werden Fäden aus leitendem und nicht-leitendem Material durch Stickerei so befestigt, dass eine dreidimensionale elektrisch leitende Struktur entsteht. Insbesondere E-Bikes oder Elektroautos könnten von der Technologie profitieren. „Die Gewichtsreduktion der Speichersysteme besitzt gerade in diesem Bereich eine hohe Priorität“, betont Bechtold. Das Patent wurde angemeldet.

Wie man Enzyme aus der Natur dazu bringt, Kunststoffbausteine für Polyamide herzustellen, hat Professor Wolfgang Kroutil und sein Team an der Karl-Franzens-Universität in Graz herausgefunden. Das Prinzip ist einfach: Man nehme drei Enzyme – eine Alkoholdehydrogenase, eine Transaminase und eine Alanindehydrogenase –, gebe sie in einen Topf mit wässriger Lösung, füge etwas Salz hinzu, schüttle die Mixtur – und heraus kommt ein Polymerbaustein, ein Amin, für die Herstellung eines Spezialkunststoffs mit tollen Eigenschaften: hoch belastbar und elastisch. Dieser hoch beanspruchbare Kunststoff kann etwa zur Erzeugung von Snowboards, Segelschiffen oder Flügeln von Windkraftwerken verwendet werden.

Mithilfe der „Zwei-Photonen-Lithografie“ lassen sich mikroskopisch kleine Details in drei Dimensionen ausdrucken. Das Verfahren war bekannt, hatte bisher jedoch einen Nachteil: Es war langsam. Wissenschafter der TU Wien konnten die Geschwindigkeit deutlich steigern: „Unser Gerät schafft in einer Sekunde fünf Meter“, sagt Jürgen Stampfl von der TU. Zum Ausdrucken wird flüssiges Harz verwendet, das genau an den gewünschten Stellen durch Laserstrahlen ausgehärtet wird. Die höhere Geschwindigkeit macht die Technik für die Industrie interessant. Die Forscher suchen derzeit nach bio-kompatiblen Harzen für medizinische Anwendungen. Damit könnte man Strukturen bauen, die lebende Zellen als Gerüst benutzen können, um Gewebe nachzubilden.

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