So schwierig ist der Aufstieg zum Spitzenverdiener

So schwierig ist der Aufstieg zum Spitzenverdiener
Harte Arbeit reicht meist nicht aus. Ein Gehalt von mehr als 100.000 Euro im Jahr ist für die meisten nur schwer zu erreichen. Wie es trotzdem gelingen kann.

Wie wird man in Österreich eigentlich zum Spitzenverdiener? So viel vorweg: Man sollte nichts dem Zufall überlassen.

„Wer ein Gehalt jenseits der 100.000 Euro im Jahr anstrebt, sollte  früh die richtigen Entscheidungen treffen“, sagt auch Gehaltsexperte Conrad Pramböck. Ein wichtiger Schritt ist die Ausbildung. „Zwar hat diese nur indirekte Auswirkungen, nur gut ausgebildete Menschen bekommen aber auch die gut bezahlten Jobs.“ So zeigen es auch die Zahlen: Kann ein Wirtschaftsuni-Absolvent  bereits beim Einstieg mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt  von 36.800 Euro brutto rechnen, sind es beim Absolventen einer Allgemeinbildenden Höheren Lehranstalt (AHS)  nur rund 30.900 Euro. 

Doch egal ob Uni- oder AHS-Absolvent, die Einstiegsgehälter sind von der 100.000 Euro Marke noch weit entfernt. „Das liegt daran, dass erst mit der Erfahrung ein wirklicher Gehaltssprung möglich ist“, erklärt Pramböck und bringt ein Beispiel: „Ein Unternehmensberater bekommt am Anfang  zwischen 36.000 bis 45.000 Euro, nach 20 Jahren sind bereits  bis zu 120.000 Euro drinnen.“ Ähnlich auch bei Maschinenbauern: Diese bekommen beim Einstieg zwischen 45.000 und 50.000 Euro brutto im Jahr.  Nach zehn bis 20 Jahren Arbeit sind es dagegen oft schon 90.000 Euro. „Maschinenbau gehört  zu einem der best bezahlten Berufe in Österreich“, sagt Pramböck.

Welche Branchen am besten bezahlen

Das sieht auch Gehaltsexpertin und Gründerin von Salary Negotiations Martina Ernst so. „Die Technik-, aber auch IT-, Pharma-, und Finanzbranchen zahlen tendenziell nun einmal die besten Gehälter, da diese auch wesentlich zur Wirtschaftsleistung  beitragen.“ Der Sozial-, Pflege-, oder Reinigungsbereich sowie die Gastronomie  entlohnen weniger gut. Gehälter zwischen 25.000 und 35.000 Euro brutto im Jahr seien hier die Regel. Und das, obwohl der Aufwand zur Erfüllung des Jobs unverhältnismäßig hoch ist und Fachkräfte  oft händeringend gesucht werden. „Die Nachfrage korreliert eben nur zum Teil mit der Höhe des Gehalts“, sagt Ernst.Und Pramböck fügt hinzu: „Der Grundsatz, wer viel leistet, verdient auch viel, stimmt ebenfalls nicht immer.“ 

Frauen verdienen weniger

Das sehe man übrigens auch, wenn man sich die unterschiedlichen Gehaltsentwicklungen von Männern und Frauen ansieht. Laut Statistik-Austria verdienten Frauen 2020 rund 37 Prozent weniger als Männer. Die Gründe dafür sind vielschichtig, den größten Einkommensknick verursachen aber Kinder. Ist der Verdienst bis zur Geburt des Kindes oft noch mit jenem der Männer vergleichbar, stürzt dieser dann ab. Und nach einer Karenz – im Schnitt 21 Monate lang – geht das Einkommen zurück. Weil Frauen dann oft und lange Teilzeit arbeiten (fast die Hälfte aller Frauen) und Karrierechancen weniger wahrnehmen. 

Gehaltskurve flacht ab

Doch nicht nur für Mütter, auch für die Österreicher insgesamt sind große Gehaltssprünge in der Vergangenheit  zu einer Seltenheit geworden. War früher Betriebszugehörigkeit ein großer Treiber für Gehaltssteigerungen, ist der Anstieg heute hauptsächlich inflationsgetrieben. „Die Gehaltskurve hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren definitiv abgeflacht“, sagt Ernst. Das beweist auch eine Studie des Statistik-Portals  Statista. Demnach sind die Nominallöhne 2019 um 2,9 Prozent angezogen. Umgerechnet auf den Reallohn, also der Verrechnung der Lohnentwicklung mit der Inflationsrate, ist das ein Anstieg um 1,4 Prozent. Im vergangenen Jahr kam zudem noch die Corona-Krise hinzu. Rund 36 Prozent der Österreicher mussten laut einer Statista-Umfrage deshalb Einkommensverluste hinnehmen  „Sieht man sich dann noch die heutigen Lebenshaltungskosten an, kann man ganz klar sagen, dass die Menschen für dieselbe Arbeit sich heute weniger leisten können, als dies noch vor etwa 15 Jahren der Fall war“, erklärt Pramböck. 

Attraktive Arbeitgeber zahlen angemessen

Aber wie wichtig ist den Arbeitnehmern heutzutage das Gehalt überhaupt noch? „Gehalt ist  einer der Schlüsselfaktoren, wenn es darum geht, gute Mitarbeiter zu bekommen und diese zu halten, aber Work-Life-Balance, Flexibilität und der Sinn sowie Nachhaltigkeit in der  Arbeit spielen  eine  genauso wichtige Rolle“, sagt Gerd Liegerer, Geschäftsführer des Employer Brand Experten Bud & Terence. Trotzdem, das Gehalt nur als Hygienefaktor kleinzureden, sei  falsch. „Mitarbeiter wollen, neben menschlicher Wertschätzung, auch gehaltlich wertgeschätzt werden.“ In der Praxis müssten das aber nicht gleich  500 Euro mehr im Monat sein. Wichtiger sei, dass das Gehalt dem Marktwert (hängt von der Ausbildung und Erfahrung des Mitarbeiters sowie von Größe und Standort des Unternehmens ab) entspreche. Fair ist es zudem nur, wenn  unabhängig vom Geschlecht dasselbe bezahlt wird. Auch bei den Generationen ist darauf zu achten, dass die Kluft nicht zu groß wird. Gerade in umkämpften Jobmärkten kann das der Vorsprung im Kampf um die Talente sein.  

Und wie wird man nun zum Spitzenverdiener?

Zusammenfassend kann man sagen, dass man am besten eine technische oder wirtschaftliche Ausbildung sowie eine Karriere in der Finanz-, IT-, oder Technik-Branche anstreben sollte. Jobpausen wie Karenz gilt es  kurz zu halten. Die Auswahl des Arbeitgebers ist ebenfalls wichtig. Und wie bei so vielem im Leben, braucht es natürlich auch für das große Gehalt die gewisse Portion Glück.  

Buchtipp

So schwierig ist der Aufstieg zum Spitzenverdiener

In seinem neuen Buch "Cash oder Hungertuch" zeigt Gehaltsexperte Conrad Pramböck auf, welche Umstände entscheidend sind, dass Menschen in ihren Dreißigern ein erfolgreiches Leben führen  und was das Frühstücksbuffet in einem 7-Sterne-Hotel mit den Karriereaussichten der jungen Generation zu tun hat.

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