So kriegen Sie Ihr Lampenfieber in den Griff

Keine Angst mehr vor dem Auftritt.
Warum wir unter Druck versagen – und wie die Geheimformel gegen Lampenfieber lautet: Neurobiologe Henning Beck verrät, wie wir unser Gehirn trainieren können, um besser mit Stresssituationen umzugehen.

Viele Menschen leiden unter Stresssymptomen, wenn sie eine Rede halten oder vor Publikum sprechen sollen. Genau genommen: Sie erleben körperliche und emotionale Symptome, die das Kontrollvermögen massiv beeinflussen. Normalerweise nimmt die Furcht im Laufe der Jahre ab, belegt eine Studie der Sigmund Freud Privatuniversität und der Milton Erickson Akademie in Kooperation mit dem Kommunikationstrainer Thomas Klock. Doch 20 Prozent der Personen, die unter großer Angst leiden, gaben an, dass die Belastungen im Laufe der Karriere sogar zugenommen haben.

Blackouts und Blamagen

Das Problem: Wer sich von der Angst vor dem Versagen, einem Blackout oder einer Blamage lähmen lässt, sabotiert damit auch seine eigene Karriere. Denn es gehört zu vielen Jobs dazu, dass man vor Kollegen und mit Kunden spricht oder Vorträge hält. Die Folge: Lampenfieber wird zu einem Karriere-Stolperstein.

Auch wenn es Lampenfieber-Geplagte nicht hören wollen: Lampenfieber ist eigentlich etwas Positives. In der richtigen Dosierung kann die Aufregung vor Auftritten sogar anspornen. In Fachkreisen wird daher zwischen Lampenfieber und Auftrittsangst unterschieden. Gesunde Aufregung erhöht die Konzentrationsfähigkeit und treibt zu Höchstleistungen an. Auftrittsangst dagegen senkt die Leistungsfähigkeit. Denn die Begleiterscheinungen – weiche Knie, versagende Stimme, Schweißausbrüche – wirken sich negativ aus. Die Angst, vor Publikum zu versagen, kann man jedoch in den Griff bekommen.

Druck schwächt uns

Je mehr Druck wir verspüren, desto schwieriger wird es, Leistung zu erbringen, schreibt Henning Beck in seinem Buch "Irren ist nützlich". Er verrät darin, "warum wir unter Druck versagen" – und wie die Geheimformel gegen Lampenfieber lautet. "Der Druck lässt sich nicht abschalten, aber man kann sein Gehirn trainieren, besser damit umzugehen", schreibt Beck. Er nennt ein Beispiel: Wer eine Rede übt, macht den Fehler, bei jedem Versprecher neu zu beginnen. Das ist aber die falsche Methode, denn damit trainiert man das Blackout regelrecht ein. Besser ist es, sich auch beim Üben unter Druck zu setzen, etwa, indem man nur einen Versuch hat, den Text fehlerfrei aufzusagen. In diesem Fall macht man bei Versprechern einfach weiter. "So entwickelt das Gehirn Abwehrstrategien für ein Blackout", macht Beck deutlich. Immer wenn wir vor Publikum sprechen, erwartet uns Belohnung oder Bestrafung. In diesen Situationen regen wir uns so auf, dass wir versagen. Abhilfe schafft in diesem Fall Reframing, also das Umdeuten der Situation. "Wenn man Probanden erklärt, schwitzende Hände und ein pochendes Herz wären gut, um die bestmögliche Leistung zu erzielen, schneiden sie auch besser ab", erklärt der Autor.

Sein Fazit: Druck lässt sich nicht abschalten, aber man kann sein Gehirn trainieren, besser damit umzugehen. So gibt es zum Beispiel auch keine unprofessionellen Aussetzer, sondern nur einen unprofessionellen Umgang damit: Wer den Aussetzer gezielt anspricht, statt ihn zu vertuschen, wirkt auf das Publikum sympathisch. Denn das kann schließlich jedem passieren.

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