So falsch! Sieben Uni-Irrtümer

Studium ist nur Party und süßes Nichtstun? Irrtum Nummer eins.
Das Unileben lockt mit dem Versprechen von Freiheit und viel Kohle nach dem Abschluss – alles Märchen?

1: Alles Uni, alles easy?

Zu Beginn des Studiums tagträumt man von Nachmittagen, die man in der Wiese liegend Wolkenformationen betrachten wird. Denkt an die Nächte, in denen man in Bars über das Leben philosophiert. Man glaubt, dass man endlich nur lernen muss, was das Leben wirklich braucht. Reiner studentischer Selbstbetrug ist das. Denn die Uni ist nicht so easy: Wochenlang zu Hause einsperren und lernen und schreiben gehören zum Studium, ebenso wie Stunden in stinkigen, kleinen Seminarräumen, wenn draußen die Sonne scheint. Und der Ärger, keinen Platz in Seminaren zu bekommen und die Angst vor der nächsten Prüfung. Arghhh! Andererseits: Wem nützt es, die Zeit schon prophylaktisch zu versauen? Lasst es. Träumen ist eben doch viel schöner.

2: Gruppenarbeiten sind das Letzte!

Sind sie. Aber die Menschen, mit denen ihr im Studium enger zusammenarbeitet, bleiben oft ein Leben lang gute Kontakte. Seid lieb zueinander, man weiß nie, wer einmal Präsident wird.

3: Mit einem Uni-Abschluss reich werden?

Sie war 19 Jahre alt, hatte am Juridicum inskribiert und verkündete am Festival auf der Toilette: „Ich werde Rechtsanwältin und stinkreich“. Stimmt schon, Jus-Absolventen verhungern nicht. So wie die wenigsten Akademiker. Aber reich werden, während die frisch lackierten Fingernägel trocknen? Eine Illusion. In Österreich verdienen Master-Absolventen 38.400 Euro im Jahr. Wer mehr will, muss in die Schweiz, wo die Master-Absolventen im Schnitt ein Einstiegssalär von 72.000 Euro erhalten. Wer in Österreich dort hin will, muss Bestnoten haben, Fremdsprachen beherrschen und einige Jahre lang eine Rund-um-die-Uhr-Woche ertragen.

4: Neben der Uni arbeiten geht locker?

Immerhin 36 Prozent der Studierenden frönen dem Luxus, die Zeit rein dem Studium zu widmen. Für den großen Rest ist das Studileben ohne Job jedoch nicht bestreitbar. Neben der reinen Notwendigkeit kommt die Lust am eigenen Geld dazu: Wer das einmal hatte, will nie wieder in die andere Welt zurück. Dass „Mo Money Mo Problems“ bedeutet, sang Notorious B.I.G. schon in den 1990er-Jahren. Denn unterm Geldverdienen leidet die Moral. Und das Studium. Dem neuen Universitätsreport nach sagen 52 Prozent der Studierenden Schwierigkeiten damit zu haben, Studium und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren.

5. Den Bachelor mach’ ich in fünf Semestern!

Vergiss es. Studierende brauchen für ein Bachelorstudium statt den anberaumten sechs Semestern an der Uni Wien im Durchschnitt acht Semester, an der WU Wien sind es 8,1; an der TU Wien sind es 8,3. Die Uni-Zeit ist eben eine Reise – genießt sie, nutzt sie.

6: Studienabbrecher sind Versager?

„Auf der Uni ist Angeben angesagt, und dass man cool war, konnte man beweisen, indem man das Studium vernachlässigte“ – Bill Gates schmiss lieber das Mathe-Studium und wurde Milliardär. Es ist keine Schande, die Uni abzubrechen, wenn die Vorlesungen langweilen, wenn die Studi-Kollegen anöden, wenn die Zeit sinnvoller als mit theoretische Hirnakrobatik genützt werden kann. Aus irgendeinem Zwang heraus die Uni auszusitzen macht weder Sinn noch glücklich und keinesfalls reicher.

7: Die Welt braucht mich!

Das stimmt sogar. Will man aus der Studienzeit aber wirklich etwas mitnehmen, etwas Charakterbildendes, dann muss man eines behirnen: Auch andere sind wichtig für die Welt. Die Gedanken anderer sind wichtig. Vielleicht entsteht aus Diskurs wirklich Großes? Es besteht die Gefahr, nach der Uni wirklich schlauer zu sein.

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