Wir sind fleißiger als unsere Nachbarn, wechseln oft den Arbeitgeber, haben die meisten arbeitsfreien Tage im Jahr und immer noch hohe Pensionen. Doch was macht den österreichischen Arbeitsalltag noch aus? Wir zeigen sechs Besonderheiten, die herausstechen.
1,7 Millionen Arbeitsplätze werden in Österreich jedes Jahr neu besetzt. Das betrifft vor allem die Branchen Bau und Tourismus und Arbeitsplätze gering qualifizierter und angelernter Kräfte. Der Großteil ist jedoch nur kurze Zeit ohne Job. „Ein Drittel der arbeitslos gewordenen Menschen landet nach zwei, drei Monaten wieder beim selben Arbeitnehmer“, sagt Gernot Mitter, Arbeitsmarkt-Experte der Arbeiterkammer Wien. Die Menschen werden in auftragsschwachen Zeiten beim AMS geparkt und dann wieder abgeholt. Betriebe gleichen so saison- oder witterungsbedingte Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs aus.
Drei Gruppen werden am österreichischen Arbeitsmarkt diskriminiert, indem es nur schwer gelingt, sie dauerhaft und vollständig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das sind einerseits die Frauen. Sie verdienen laut aktueller OECD-Studie um 21,5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Prognostiziert wird, dass sich der Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern in
Österreich erst im Jahr 2058 schließen könnte. In Bezug auf die geschlechterspezifische Lohnlücke ist
Österreich immer noch Schlusslicht in
Europa. Die zweite Gruppe, die diskriminiert wird, sind Menschen mit Migrationshintergrund. Die Erwerbsquote von Migranten liegt in
Österreich deutlich unter jener der Inländer. In die Erwerbsquote werden sowohl Menschen eingerechnet, die einen Job haben, als auch jene, die eine Arbeit suchen. Erfasst werden also alle 20- bis 64-Jährigen, die dem Arbeitsmarkt aktiv zur Verfügung stehen und nach einer wirtschaftlich produktiven Tätigkeit streben. Dabei schneidet
Österreich im EU-Vergleich laut Eurostat-Publikation besonders schlecht ab. Unter Inländern beträgt die Erwerbsquote 80 Prozent, bei Migranten aus einem Drittland lediglich 66 Prozent. Schuld daran sind sprachliche Defizite, mangelnde Qualifikationen sowie, ob Frauen kulturell bedingt überhaupt die Möglichkeit haben, arbeiten zu gehen. Die dritte, stark diskriminierte Gruppe sind ältere Menschen. Arbeitnehmer über 50, die arbeitslos werden, sind oft dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt. Die Chancen auf einen Wiedereinstieg sind sehr schlecht. Die Arbeitslosigkeit Älterer ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im Jänner dieses Jahres waren 121.184 Personen über 50 arbeitslos.
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