Selbstständig aus Gründen

MigrantInnen wählen oft den Schritt in die Selbstständigkeit, weil für sie die Türen in Firmen eher zu bleiben.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Sein eigener Boss sein – das ist für Menschen mit Migrationshintergrund oft ein noch größerer Traum als für den oder die Ur-ÖsterreicherIn. Und ein Weg, den sie vermehrt beschreiten, gleich aus mehreren Gründen.

Zum einen hat das mit der Unternehmenskultur zu tun: Handwerk und Kaufmannschaft sind in vielen Ländern größer angeschrieben als bei uns. Außerdem spielen die Rahmenbedingungen mit, in denen man aufgewachsen ist: Je weniger der Sozialstaat für einen regelt, desto mehr ist man darauf aus, sein eigenes Reich zu schaffen. Auch die Familientraditionen sind ein Faktor: Wenn schon der Vater oder die Mutter oder die Großeltern selbstständig waren, dann ist das „Unternehmergen“ sozusagen vorhanden.

Und leider hat es auch mit einer gewissen Form der Diskriminierung zu tun. Wer offensichtlich Migrationshintergrund hat, dem bleibt oft gar nichts anderes übrig, als sein eigenes Geschäft zu betreiben. Der wird schon im Bewerbungsprozess benachteiligt, mehr noch, wird zum Vorstellungsgespräch oft nicht einmal eingeladen. Eine bittere Tatsache in einer traditionell diversen Bevölkerung.

Zusätzlich gibt es im kleinen Österreich die Macht der Seilschaften. Man muss schon jemanden kennen, um schnell etwas zu erreichen, das schlägt sich durch den gesamten Alltag – vom Impfen bis zur Wohnungsvergabe bis zum Job. Ist man neu im Land, kennt man eher niemanden und tut sich somit auch schwer beim Aktivieren von Kontakten.

Alles in allem keine besonders guten Nachrichten, was die Integration von MigrantInnen  in den Arbeitsmarkt betrifft. Als Selbstständige  leben sie aber zumindest mit einem entscheidenden Vorteil – mit dem Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Der lässt sich als Landesbeamter nur schwer verwirklichen.

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