Der schrägste Lesestoff für entspannte Tage
An der Cote d’Azur, auf Mallorca oder beim Trekking in den Anden liegt ja gemeinhin (und hoffentlich) nichts ferner als der eigene Job. Einen Karriereratgeber zum Denkanstoß, ohne die grauen Zellen allzu sehr zum Glühen zu bringen, findet man mit diesen Buchtipps der anderen Art. Schräge Geschichten, unkonventionelle Thesen und platte Büro-Banalitäten sorgen für Unterhaltung – und stimmen bisweilen nachdenklich.
Viel Kreatives tut sich in der Managementliteratur. Durchforstet man die Büchermassen, merkt man schnell: Manager können von so gut wie allem lernen. Von Tierwelt, Religion und alten Hochkulturen.
Farm der Tiere
Womit wir bei den Tieren wären: Vijay Govindarajan und Chris Trimble, zwei berühmte Innovationsexperten, waren es offenbar leid, mit Fachjargon um sich zu schlagen. Daher die Fabel „Die Schaf-Strategie“: Der maroden Windsor Farm droht die Übernahme durch einen mächtigen Mitbewerber. Das kreative Schaf Stella hat die rettende Idee, Juniorchefin Deirdre, ein Pferd, ist erleichtert. Die Autoren sehen das Buch freilich als Ergänzung zu akademischen Innovationsschinken. Warum sie dafür arme Tiere mit Businessplänen, drohenden Insolvenzen und Traineeprogrammen martern, bleibt offen.
Die Schaf-Strategie. Wie Innovation zum Erfolg führt. Von V. Govindarajan und C. Trimble. Droemer, € 14,99.
Für Schreibtisch-Täter
Das Buch „Nie wieder Stapel“ leuchtet orange aus dem Bücherhaufen auf dem Schreibtisch der etwas chaotischen Autorin dieser Zeilen. Die sicher gut gemeinten Ratschläge von Nicole Sehl – Ein- und Ausgangsfächer, bunte Mappen , alte Unterlagen in den Müll – finden wohl nur unter Ordnungsfanatikern eine Leserschaft. Die schlechte Nachricht: Die Tipps ersetzen das Aufräumen nicht. Schade. Denn bald wird „Nie wieder Stapel“ unterm Stapel verschwunden sein.
Nie wieder Stapel. In fünf einfachen Schritten zum perfekt organisierten Schreibtisch! Wiley Verlag, € 16,95.
Zehn Gebote
Jüdische Philosophie trifft Management: Managercoach Thomas D. Zweifel und Rabbi Aaron L. Raskin leiten von den zehn Geboten Verhaltensregeln für Manager ab – anhand von Reflexionen über das Judentum und Anekdoten aus der Wirtschaftswelt. Das zweite Gebot, sich keine Götzen zu schaffen, wird zur Regel „authentisch bleiben“, das sechste Gebot („Du sollst nicht töten“) zum konstruktiven Umgang mit negativen Emotionen. „Den Sabbat heiligen“ (siebtes Gebot) impliziert, Nein zu sagen. Klingt nach Effekthascherei. Ist aber Lektüre, die notgedrungen klüger macht.
Der Rabbi und der CEO. Was Führungskräfte von den zehn Geboten lernen können. Linde Verlag, € 24,90.
Maya für Manager
Das Ende des Maya-Kalenders haben wir überlebt. Die Maya leider nicht. Die niedergegangene Hochkultur der Maya war sehr hierarchisch, mit strengen Gesetzen und klaren Rollen. Doch auch talentierte Bauernkinder konnten gesellschaftlich aufsteigen. Autor Albert Stähli möchte der Maya-Gesellschaft Positives für aktuelle Bildungsdebatten abgewinnen. Für Ethnologie-Freunde.
Maya Management. Lernen von einer Elitekultur. Von Albert Stähli. Frankfurter Allgemeine Buch, € 20,50.
Die Wahl der Wale
Die Tatsache, dass Waltrainer einen eingesperrten Orka dazu bringen, durch den Reifen zu springen, animierte Bestsellerautor Ken Blanchard dazu, gemeinsam mit SeaWorld-Leiter Chuck Tompkins den Walgesang auf die Mitarbeiterführung zu singen. In der romanesken Erzählung lässt er Manager Wes Kingsley von Waltrainer Dave Yardley lernen. Vertrauen schaffen, loben statt kritisieren, den anderen als Individuum behandeln – damit habe man bei Wal und Mitarbeiter Erfolg. Tja. Für diese bahnbrechenden Erkenntnisse hätte man auch einfach die Mitarbeiter fragen können. Und es bleibt die Frage: Haben die topmotivierten Wale in Wahrheit nur keine andere Wahl, zu Fischfutter zu gelangen?
Whale Done! So motivieren Sie jedes Team zu Spitzenleistungen. Von Ken Blanchard u.a., Goldmann Verlag, € 11,90. Neuauflage ab 15. Juli.
Engel auf der Erfolgswelle
Wem Ratio und Bauchgefühl beim Managen nicht reichen, der kann auf eine, sagen wir mal, unorthodoxe Entscheidungshilfe zurückgreifen. Ulrike Passern rät zur Anrufung der Engel in der Geistigen Welt. Wer jetzt wissen will, wie: Die Autorin gibt auch Tipps für die Kontaktaufnahme. Bei den teuflischen Korruptionsskandalen der Vergangenheit vielleicht gar keine schlechte Idee. Wings for Life.
Mit den eigenen Engeln zum Erfolg. Von Ulrike Passern. USP Publishing, € 20,60.
Manga fürs Team
Graue Textwüsten sucht man hier vergebens: Das Einmaleins der Teamführung liest sich in der bunt illustrierten Manga-Version (es gibt auch eine „langweilige“) doch ganz nett: Ein Team braucht Vertrauen, Konflikt, Verpflichtung, Verantwortlichkeit und muss die Aufmerksamkeit auf Resultate richten. Wie viele Manga-Fans es unter den Führungskräften gibt, sei dahingestellt.
Die fünf Dysfunktionen eines Teams. Eine illustrierte Leadership-Fabel, Von Patrick Lencioni. Wiley Verlag, € 19,90.
Drei Striche reichen
Ob man so den großen Präsentationscoup landet, ist fraglich. Aber wem beim Networking mit dem Geschäftspartner an der Bar das spontane Bedürfnis nach visueller Erläuterung befällt, der macht’s wie Dan Roam und strichelt gekonnt den Gedanken auf die Serviette. Laut Dan Roam ist die Skizze das perfekte Medium für die kreative Problemlösung im Business. Denn gute Lösungen haben auf einer Serviette Platz.
Auf der Serviette erklärt. Mit ein paar Strichen schnell überzeugen statt lange präsentieren. Von Dan Roam, Redline Verlag, € 19,90.
Arschlöcher zähmen
Jeder kennt eines. So mancher schlägt sich beruflich damit herum. Gitta Härter nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zähmung der Arschlöcher im Berufsleben geht. Sie stellt sechs Arschlochtypen vor, die besonderer Behandlung bedürfen. Und zeigt, wie man sich ihnen gekonnt entzieht.
30 Minuten: Arschlöcher zähmen. Von Gitta Härter. Gabal Verlag, € 8,90.
Mit Kampfgeist führen
Die asiatische Kampfkunst Aikido kommt ganz ohne Angriff aus. Daraus leiten Robert Burdy und Philippe Orban Prinzipien für Manager ab – für mehr Harmonie im Joballtag. Statt dem „Mehr an Gewinn“ hinterherzuhecheln, empfehlen sie das Prinzip des Aikido zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Gar nicht peinlich, sondern clever leiten die Autoren davon die konkrete Management-Praxis ab. Nebenbei lernt man tatsächlich Aikido. Kann sicher nicht schaden.
Das Aikido-Prinzip. Nutze die Kraft deines Gegners. Von Robert Burdy und Philippe Orban. Econ Verlag, € 19.99.
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