Schluss mit der Themensuche
Das hatte vor ihr noch keiner getan: Für ihre Diplomarbeit analysierte Elisabeth Oberzaucher die Wirkung von Pflanzen auf die Denkleistung des Menschen. Später berechnete die Verhaltensbiologin, wie viel Sex Sultan Mulai Ismail wohl hatte, um mehr als tausend Kinder zu zeugen. Dafür gab es den satirischen Ig-Nobelpreis an der Universität Harvard. Oberzaucher forscht mit Leidenschaft, "der Alltag ist mir eine große Inspiration". Das sollte er auch für die Studierenden sein, die ratlos vorm leeren Blatt Papier auf die thematische Erleuchtung für ihre Masterarbeit warten. Oberzaucher, die Studierende an der Uni Wien bei ihren Abschlussarbeiten co-betreut, empfiehlt, viel Wissenschaftliches zu lesen. "Jede Studie wirft mehr Fragen auf, als sie Wissen schafft", meint sie. Die Forscherin rät zum Austausch auf Facebook und zur Info-Beschaffung, etwa über Forscher-Tweets. "Habt keine Hemmungen, Kontakt mit Forschern aufzunehmen, sei es per eMail oder auf Kongressen", sagt sie.
Auswärts gesucht
Mit Eigeninitiative ist auch Katja Hölzl auf ihr Master-Thema gestoßen. Sie studierte an der FH Wels Biotechnologie und fand während ihrer Bachelor-Arbeit zum Bereich Tissue Engineering – was sie zwar sehr interessierte, aber an der FH Wels nicht angeboten wurde. Hölzl suchte außerhalb, fand eine Forschergruppe an der TU Wien und schrieb den Leiter an. Für ihre Grundlagenarbeit zur Labor-Aufzucht von menschlichen Zellen wurde sie mit dem Innovation-Award der FH Wels ausgezeichnet.
Nicht immer muss man das Thema selbst finden. Es gibt auch die Möglichkeit, aus vorgegebenen Themen des Betreuers zu wählen. "Das kann angenehm sein, weil der Professor sich im Thema auskennt", sagt Elisabeth Hefler von der Psychologischen Studierendenberatung in Wien. Interesse müsse beim Studierenden jedenfalls vorhanden sein, schließlich widme er sich dem Thema das nächste halbe Jahr. Allzu persönliche und emotionale Themen sollte man vermeiden, so Hefler, "denn das kann sehr belastend werden". Die größte Falle bei der Themenfindung sei eine unklare Fragestellung. Denn dann sei das Herumirren im Literaturdschungel unvermeidlich. Daher rät Hefler: "Regelmäßig den Kontakt zum Betreuer suchen", viel Zwischenfeedback einholen.
Früher landete die Abschlussarbeit nach der Sponsion im Daten-Nirvana oder unauffindbar in der Bibliothek. Das ändert sich: Die Arbeit in einem Fachmagazin zu publizieren, wird an den Unis forciert. Der Betreuer hat in der Regel gute Kontakte zu Fachverlagen. Apple und Amazon bieten zudem günstige eBook-Publikationen. Print-on-Demand-Verlage drucken auf Bestellung – Achtung vor unseriösen Angeboten. Preiswert und ebenso eindrucksvoll für die Bewerbungsmappe ist: Machen Sie sich mit Ihrem Fach-Blog zum Experten.
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