Rückkehr ins Büro: „Die Regeln sind neu geschrieben“

Rückkehr ins Büro:  „Die Regeln sind neu geschrieben“
Die Homeoffice-Zeit bleibt nicht ohne Spuren. Wie Corona die Arbeitswelt verändert hat und warum Heimarbeit weiter verbreitet bleiben könnte.

Nach fast zwei Monaten Homeoffice denken viele Unternehmen nun wieder an die Rückkehr ins Büro. Doch die Wiederbelebung der verwaisten Arbeitsplätze wird eher schrittweise ausfallen und im Schichtbetrieb. Auch gibt es im Vorfeld viele Fragen zu klären. Stehen Schreibtische weit genug auseinander, gibt es genug Desinfektionsmittel, wurde der Konferenzraum ausreichend gelüftet?

„Auch mit der Rückkehr ins Büro, wird die Arbeit nicht mehr so wie vorher sein. Wir kehren nicht in die alte Realität zurück, sondern in eine neue“, sagt auch Kristina Knezevic, Country Managerin von XING in Österreich. „Großraumbüros werden bis zu zwei Dritteln leer bleiben, Schulen sind im Schichtbetrieb, es besteht Maskenpflicht und wir müssen Abstand zu Kollegen halten. Das wird ganz klar eine neue Form der Zusammenarbeit.“

Karten sind neu gemischt

Das Zurück in die Büros wird auch für Führungskräfte zur Herausforderung. Denn die Karten werden wieder neu gemischt. Lange Zeit haben Mitarbeiter alleine von zuhause gearbeitet – aber wie rauft man sich plötzlich wieder im Team zusammen? Vom Gedanken, nun wieder die alte Präsenzkultur leben zu können, alle Mitarbeiter um sich zu haben und Aufgaben zu verteilen, müssen sich Chefs verabschieden, so Knezevic.

„Die Regeln sind neu geschrieben.“ Aufgrund des Schichtbetriebs würden Teams nun an zwei Orten arbeiten: im Büro und von zuhause. „Es müssen zwei Teams koordiniert werden. Agile Führungskompetenzen, virtuelles Vernetzen und eine offene Kommunikation werden noch wichtiger.“

Homeoffice funktioniert

Die vergangenen Wochen hätten den Trend des neuen Arbeitens verstärkt, so Knezevic. „Das wird auch so weitergehen“, ist sich die Expertin sicher. Das unfreiwillige Experiment habe gezeigt, dass die erforderlichen Technologien für eine ortsungebundene Arbeitskultur existieren und funktionieren. Zwar wurden viele Betriebe kalt erwischt und seien mit der plötzlichen Heimarbeit überfordert gewesen.

Betriebe, in denen flexibles und eigenständiges Arbeiten Teil der Unternehmenskultur ist, waren hier klar im Vorteil . „Aber selbst kritische Stimmen haben nun festgestellt, dass produktive Teamarbeit auch remote möglich ist.“ Zeitweise im Homeoffice zu arbeiten, könne damit auch nach Corona bestehen bleiben.

Neue Arbeitsroutinen

Für die Post-Corona-Zeit stellt sich auch die Frage, was von der alten Arbeitskultur bestehen bleibt. „Die Krise ist eine Chance, Arbeitsroutinen neu zu überdenken und Altes über Bord zu werfen“, so Knezevic. Die Anwesenheitspflicht könnte aufgeweicht und die Anzahl und Dauer von Meetings reduziert werden. Auch das Wertesystem unter Arbeitnehmern könnte sich verändern. „Mitarbeiter haben gemerkt, was Arbeit ohne verpflichtende Präsenzkultur bedeutet und werden Homeoffice-Arbeit auch einfordern.“

Gleichzeitig gewinnen Firmenstandorte wieder an Bedeutung. „Hier wird sich nicht nur ausgetauscht, sondern gemeinsam etwas vorangebracht.“ Für jene mit Betreuungspflichten sei das Homeoffice auch zur Doppelbelastung geworden, so Knezevic. „Man weiß zu schätzen, welche Ruhe Büros ausstrahlen und auf Sesseln zu arbeiten, bei denen man nicht unter Rückenschmerzen leidet.“

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