Rektoren lehnen PhD-Reform auf EU-Ebene ab

Der PhD soll forschungsintensiv bleiben, fordern Rektoren.
PhD. Forschung sei in Gefahr, sagen Uni-Chefs.

Erst der Bachelor, dann der Master. Und wer in die Forschung will, macht das Doktorat. Das System ist bekannt. Europäische Uni-Rektoren warnen vor einer Entwertung des PhD durch die Bologna-Reform. Anlass dafür ist das Vorhaben von Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission, die Promotionsphase an Bachelor- und Masterstudium anzugleichen. Lernziele sollen für Doktoranden vorgegeben, Studienleistungen in ECTS gemessen werden. Die EU-Kommission will zudem auch "arbeitsmarktorientierte Zusatzqualifikationen" vorschreiben.

Die Rektorenkonferenzen von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und der Schweiz befürchten, dass "das Wesen der Promotion als erster Phase forschungsbasierter Arbeit" verwässert werden könnte. Die Uni-Chefs sehen in den Plänen einen Eingriff in die Freiheit von Forschung und Lehre, "das internationale Erfolgsmodell der Promotion" sei dadurch gefährdet. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie "die eigenständige Forschungsleistung als Zentrum der Promotion beizubehalten".

Forschung im Fokus

Auch die österreichische Universitätenkonferenz (uniko) bereitet eine Empfehlung für die Europäische Kommission vor. Die selbstständige und individuelle Forschungsleistung soll demnach weiterhin im Mittelpunkt des PhD stehen, erklärt die Vizevorsitzende des Forums Forschung der uniko und Vizerektorin der Uni Wien, Susanne Weigelin-Schwiedrzik. Das Doktorat solle nicht als dritter Zyklus in der Bologna-Architektur im Sinne der Fortsetzung eines Studiums begriffen werden, sondern die Forschung im Vordergrund bleiben. Europaweite Ansätze, im Zuge des PhD-Programms verpflichtende Lehrveranstaltungen anzubieten, hält Weigelin-Schwiedrzik nicht für angemessen: "Wir vertreten an der Universität Wien die Auffassung, dass die Doktoratsstudierenden durch die zwei vorangegangenen Studienphasen auf Bachelor- und Master-Niveau die Befähigung zu selbstständigem wissenschaftlichen Arbeiten erworben haben und deshalb in der Doktoratsphase hauptsächlich ihre Eigenständigkeit in der Forschung weiterentwickeln sollen", führt sie gegenüber dem KURIER aus. Lehrveranstaltungen sollten zwar nicht im Vordergrund stehen, vorstellen kann sie sich aber Hilfestellungen für junge Wissenschaftler, die sie stärker als bisher auf eine mögliche Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft vorbereiten. Immerhin finden nur 25 bis 50 von 100 Doktoranden eine Post-Doc-Stelle im Forschungsbereich.

Bis zu einer Reform des PhD auf europäischer Ebene dürfte es sowieso noch dauern. In der European University Association (EUA) werde die Frage der Öffnung für den außeruniversitären Arbeitsmarkt intensiv diskutiert und die EU mache in ihren Programmen entsprechende Vorgaben. Bisher gebe es aber keine ausdrücklichen EU-Dokumente mit Empfehlungen für eine solche Weiterentwicklung des Doktorats, so Weigelin-Schwiedrzik.

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