Raus aus der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist gestiegen. Aber auch die Dauer wuchs an: Arbeitslose waren 2014 im Schnitt 104 Tage lang ohne Job, das ist eine ganze Woche mehr als noch im Jahr davor (97 Tage).
429.000 Menschen in Österreich hatten zuletzt keinen Job – nicht den Mut verlieren, es gibt Auswege.

Es ist kein Trost für den Einzelnen, dass er seine Lage mit knapp 429.000 Menschen in Österreich teilt. Fast eine halbe Million Menschen waren Ende März arbeitslos. Elisabeth Oehry vom Arbeitsmarktservice (AMS) sagt: "Die Arbeitslosigkeit ist immer eine schreckliche und eine bedrohliche Situation – wenn man es positiv formulieren mag, eine große Herausforderung." Doch sie gibt auch Hoffnung: "Wir wissen, dass die meisten nicht in der Arbeitslosigkeit verharren werden. Wir wissen, dass Menschen wieder Arbeit finden." Die Statistik bestätigt: Der Großteil der Jobsuchenden findet schnell wieder ins Arbeitsleben zurück. 69 Prozent finden innerhalb der ersten drei Monate wieder Arbeit. Damit das gelingt, braucht es einen starken Willen. Auch wenn es eine unglaubliche Kraftanstrengung ist, ihn nach etlichen Rückschlägen aufzubringen.

Darüber reden Je länger die Phase der Arbeitslosigkeit andauert, desto weniger werden die sozialen Kontakte und desto geringer wird auch das Selbstvertrauen. Später kommen Schulden, Wohnungsprobleme, psychische oder physische Probleme dazu. Dabei ist es keine Schande, arbeitslos zu sein. Sie müssen sich nicht zurückziehen und diese Situation alleine ertragen. Das ist sogar kontraproduktiv. "Man muss darüber sprechen, sagen ,Ich bin auf Arbeitssuche‘", sagt Elisabeth Oehry. Hören Sie sich bei Freunden, Bekannten, ehemaligen Arbeitskollegen um.

Den Arbeitsmarkt recherchieren Die Zahl der Arbeitslosen ist im März im Vergleich zum Vorjahr am stärksten bei den Menschen mit Migrationshintergrund, bei Personen mit Behinderung und Älteren gestiegen. Für jeden gestaltet sich die Arbeitssuche anders. "Wenn man jahrelang eine Stelle hatte und dann erstmals im Alter arbeitslos wird, dann tut sich ein Graben auf. Man weiß oft gar nicht mehr, wie man sich auf dem Arbeitsmarkt bewegt, wie ein Bewerbungsschreiben aussieht, was der eigene Wert ist", sagt Elisabeth Oehry. Sie rät dazu, den Arbeitsmarkt zu recherchieren und sich seiner Stärken bewusst zu werden. Denn jeder Mensch habe einen Wert am Arbeitsmarkt, nur sei dieser oft nicht im Bewusstsein des Betroffenen manifestiert. "Es geht darum, sich zu fragen: ,Was kann ich denn, worauf kann ich stolz sein und worauf kann das Unternehmen stolz sein, wenn es mich hat.‘" Das stärke das Selbstbewusstsein.

Höher qualifizieren Arbeitslos zu sein trifft längst nicht nur die weniger gut Qualifizierten. Auch top Ausgebildete kommen in diese Situation. Der beste Schutz gegen (erneute) Arbeitslosigkeit ist dennoch eine gute Ausbildung, Weiterbildungen und vielfältige Qualifikationen.

Aktiv sein Darauf zu warten, vermittelt zu werden, sei nicht genug, sagt Elisabeth Oehry. Selber tätig und aktiv werden, sämtliche Suchkanäle und Netzwerke zu nutzen, sei wichtig. Jobinserate in Zeitungen und auf Onlineportalen sind die Basis jeder Recherche. Man müsse, so Oehry, auch in Alternativen denken. "Es ist nicht immer der gerade Weg, der zum Ziel führt."

Österreich hatte lange die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU – doch sie steigt unaufhörlich und liegt laut Eurostat im März bei 5,6 Prozent (national: 9,4 Prozent). Gleichwohl Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch gut dasteht: Die Arbeitslosenquote in Spanien etwa liegt bei 23 Prozent, bei den unter 25-Jährigen sogar bei 50 Prozent. Auch in Griechenland und Italien ist die Situation weiterhin dramatisch: Im Dezember lag die Jugendarbeitslosenquote in Griechenland sogar bei 51,2 Prozent und in Italien sind 729.000 Junge im Alter zwischen 15 und 24 Jahren auf Arbeitssuche. Wie absurd die Lage in Italien ist, zeigt sich in dem erbitterten Kampf um 25 Krankenpflegerstellen in einem Mailänder Krankenhaus: 13.000 Kandidaten haben sich um die Jobs beworben, wie die Tageszeitung Corriere della Sera berichtete.
In den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union hatten im Februar rund 23,9 Millionen Menschen keine Arbeit. Damit sind in den Euro-Ländern so wenige Menschen arbeitslos wie zuletzt vor knapp drei Jahren – ein schwacher Trost.

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