Prepaid nach Berlin

Die Papayer-Gründer mit ihrem Team: Valentin Stalf ist der dritte Mann von links, links neben ihm steht Maximilian Tayenthal
Zwei Wiener wollen von Berlin aus das Jugendkonto neu erfinden

Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, die zwei Wirtschaftstypen aus Wien, traten vor die Delegation von Axel Springer, ohne Prototyp zum Anfassen – und das via Skype. Das kann leicht daneben gehen. Denn ob der Daumen bei der Jury nach oben oder nach unten geht, hängt dann noch mehr vom Menschen und seiner Überzeugungskraft alleine ab.

Papayer heißt das Start-up von Valentin Stalf, 28, und Maximilian Tayenthal, 33, ein Finanzmanagement-Tool für Teenager und Eltern. Im Aussehen ähnlich einer Kreditkarte, im Kern, aber viel unschuldiger, denn alles Geld, das ausgegeben werden kann, muss im vorhinein aufgebucht werden.

Prepaid-Karten sind an sich nichts Neues, aber hier sollen Teenager – und ihre Eltern, wenn gewünscht – via APP die Ausgaben in Echtzeit verfolgen können und eingreifen. Weitere Argumente der Gründer: Kein Weg zur Bank, kein Anstellen am Schalter, keine Streitereien über die Kreditkartenabrechnung am Ende des Monats. Zudem praktisch für die zunehmenden Einkäufe via Internet.

Axel Springer war schnell überzeugt. Noch am selben Tag hatten Stalf und Tayenthal die Zusage, Papayer wurde aus Hunderten Einsendungen ausgewählt und als eines von acht Start-ups in das Plug and Play-Accelerator-Programm aufgenommen.

Neben einer kräftigen Finanzspritze und kostenlosen Büroräumen für drei Monate, gibt es Beratung durch gründungserfahrene Mentoren und Fachpaten. Fünf Prozent Beteiligung an Papayer bekam der Verlag dafür.

82 Prozent halten die Gründer noch in eigenen Händen. Neben Axel Springer haben vier weitere Business Angels das Potenzial gerochen und investiert.

Wieso Berlin

Stalf und Tayenthal kennen einander aus der Schulzeit. Beide sind gut ausgebildet: Maximilian Tayenthal ist das finanzielle Mastermind, studierte Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaften in Wien, Paris und Rotterdam. Zuletzt arbeitete er in einer Anwaltskanzlei. Valentin Stalf bringt das Know-How mit: Er studierte Accounting und Finance im schweizerischen St. Gallen und war vor dem Sprung in die Selbstständigkeit bei Rocket-Internet, einem Start-up-Inkubator der Gebrüder Samwer, den legendären Seriengründern tätig. Dort begleitete er Start-ups im Payment-Bereich.

„Wir wollten etwas gemeinsam machen. Ich habe nicht lange überlegt, denn es ist attraktiv, zu gründen. In einem Start-up sind die Entscheidungswege kurz, man kann schnell eigene Ideen umsetzen und hat die Möglichkeit sein eigenes Team aufzubauen“, sagt Maximilian Tayenthal, der CFO. Die erste Mitarbeiterin war eine Human-Ressources-Managerin – das richtige Team sei laut Tayenthal für ein Start-up enorm wichtig.

Im Frühling gegründet, zogen Stalf und Tayenthal bald von Wien nach Berlin. Nicht nur, weil Axel Springer dort sitzt. Berlin ist glamouröser aber roher als Wien, gilt längst als Gründerbiotop Europas. Dort ist es leichter, sagt man in der internationalen Szene. Dort seien die richtigen Leute, stimme der Mindset. Wien hingegen muss sich als Start-up-Hub erst etablieren, bis es unter Investoren und Gründern als attraktiver Standort gilt.

Elf Menschen zählt Papayer mittlerweile. Sie betreuen ein Geschäftsmodell, das es noch nicht am Markt gibt: Die Prepaid-Karte ist bis Ende Dezember in der Testphase. Die Gründer nehmen sich die Zeit, denn Fehler sind gerade in der Finanzbranche besonders heikel.

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