Pfandleihe-Chefin: "45 Prozent sind Stammkunden"

Pfandleihe-Chefin: "45 Prozent sind Stammkunden"
Karin Meier-Martetschläger betreibt eine Pfandleihanstalt. Warum ihre Kundschaft stetig steigt, aber das Verpfänden nur bedingt eine gute Idee ist.

Autos drängen sich über den überfüllten Währinger Gürtel und passieren das Geschäftslokal von Karin Meier-Martetschläger. So mancher Fahrer macht vielleicht Halt an ihrer Adresse. Dann, wenn es finanziell knapp geworden ist. Seit fast 50 Jahren führt die Familie Martetschläger im neunten Bezirk in Wien eine Pfandleihanstalt, die sich auf das Verpfänden von Autos und Lebensversicherungen spezialisiert hat.

Seit Corona geht der Bedarf steil nach oben, sagt Karin Meier-Martetschläger, die 2005 von der Mutter die Pfandleihe übernahm. Wie viele Kunden sie hat, verrät die Geschäftsfrau nicht, aber es sind „extrem viele“. Ob die Teuerung dem Pfandleihgeschäft aktuell in die Karten spielt und warum es gesellschaftlich anerkannt ist, sich einen Kredit aufzunehmen, aber nicht seine Besitztümer zu verpfänden, erzählt sie im KURIER Interview.

KURIER: Die Wirtschaftskrise trifft viele hart, die Inflation hält sich hierzulande bei acht Prozent. Spielt das dem Pfandgeschäft in die Karten?
Karin Meier-Martetschläger:
Die Nachfrage nach Pfanddarlehen findet immer zeitversetzt statt. Zuerst versucht jeder, nach dem Motto „irgendwie wird’s schon gehen“, zu wirtschaften. Nur irgendwann geht es nicht mehr. So war es auch bei der ersten Teuerungsrate. Die, die belehnen gekommen sind, sind nicht aufgrund der ersten hohen Stromrechnung gekommen. Aber jetzt ist es so weit. Andererseits haben wir auch einen Rechtsanwalt, der seine Lebensversicherung im oberen sechsstelligen Bereich belehnt, weil bei seinen russischen Klienten der Geldfluss nicht mehr funktioniert. Fakt ist: Wir sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

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