Die Österreicher und ihre Dosen-Sardinen: Eine überraschende Verbindung

Die Österreicher und ihre Dosen-Sardinen: Eine überraschende Verbindung
Die Österreicher lieben den salzigen Fisch aus der Dose. Manche so sehr, dass sie sogar 249 Euro dafür bezahlen.

Bei der Glatz GmbH dreht sich vieles um „die Fisch“. Seit über hundert Jahren importiert das Wiener Unternehmen feine Fischkonserven. Die Marke Nuri hat es Glatz besonders angetan. Die gute Beziehung über viele Dekaden mündete 2017 sogar in den Kauf der Nuri-Manufaktur in Portugal. Seither ist die Glatz GmbH nicht nur ein Fischhändler, sondern eben auch Produzent.

Wir sprechen mit Geschäftsführer Reinhard Korner über die Kultmarke, die seit jeher in den heimischen Vorratsschränken zu finden ist, und darüber, dass Fischdosen wieder in sind.

KURIER: Die Österreicher und Fischdosen – wie geht das zusammen?

Reinhard Korner: Da gibt es eine große Affinität. Ich denke, das hat mit der Kriegs- bzw. mit der Nachkriegszeit zu tun, wo die Konserve eine beliebte und praktische Verpackung für Lebensmittel war. Und es kommt auch aus der Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab. So kam die Fischdose in die Haushalte der Österreicher.

Wie zeitlos ist das Konzept Fischdose?

Das Produkt trifft immer noch aktuelle Trends: die besten Lebensmittel werden in der Dose portioniert und konserviert und es wird dabei nichts verschwendet. Wenn man die Dose öffnet, steigt einem quasi die Meeresluft in die Nase. Das ist zeitlos, vor allem, weil wir hier von hoher Qualität reden.

Welche Qualität ist das?

Wenn Sie mich so fragen: von der besten Sardinenqualität der Welt. Die lokalen Fischer in Matosinhos fahren täglich raus, um die Sardinen reinzuholen. Täglich kaufen wir am Fischmarkt die Fische zu, dürfen die Ersten sein, die sich die Ware aussuchen, weil wir den höchsten Preis bezahlen. Wir tun das ausschließlich in der Fangsaison – von Mai bis Oktober. Dann wird schnell und in Handarbeit verarbeitet und der Fisch ist am Nachmittag schon in der Dose. Nach einer Methode, die seit hundert Jahren dieselbe ist.

Das können nur kleine Mengen sein...

Unsere Mengen sind sehr überschaubar, etwa vier bis fünf Millionen Dosen im Jahr. Wobei Österreich der wichtigste Markt ist. Bei uns kommt nur in die Dose, was vor Ort im Meer ist. Manchmal sind die Fische größer, manchmal kleiner. Und manchmal gibt es keinen Fisch.

Und was passiert dann? 

Wenn es keinen Fisch gibt, machen wir etwas anderes, verpacken oder räumen auf. Wie auch im Winter, wo wir zum Teil geschlossen haben.

2017 gab es die Sardinenkrise und daraus resultierend die Reduktion der Fangquoten. Nuri ging in Konkurs und die Glatz GmbH. hat Nuri übernommen. Was haben Sie seither verändert?

Unser Eigentümer hatte immer schon den hohen Qualitätsanspruch. Er wollte nicht zulassen, dass es diese Produktion nicht mehr gibt. Wir haben nicht viel verändert, die Prozedur ist gleich geblieben, aber wir haben in die Marke und in das Haus in Portugal investiert. Es gibt dort jetzt auch ein Museum, das man besuchen kann.

Wieso gibt es diese enge Beziehung zu dieser Manufaktur?

Weil sie seit über hundert Jahren besteht und weil Nuri in Österreich ein großer Name ist. Die Fantasie und die Perspektive sind, dass wir diesen Erfolg künftig weiter internationalisieren können.

Wie viele Dosen verkaufen Sie in Österreich?

Von den vier bis fünf Millionen etwa die Hälfte. Der andere Teil geht in 40 Länder. In Österreich konnten wir den Absatz steigern: während Corona und jetzt durch die Teuerung sind Konserven stärker nachgefragt. Die Menschen kaufen wieder auf Vorrat.

Die Österreicher und ihre Dosen-Sardinen: Eine überraschende Verbindung

Reinhard Korner, Geschäftsführer der Glatz GmbH, die 2017 Nuri gekauft hat 

Welches Absatzplus brachte Corona?

15 Prozent, über zumindest drei Jahre. In den USA liegt unser Wachstum bei 20 Prozent, da machen wir eine Million Euro Umsatz. Die Amerikaner lieben europäische Produkte.

Wie groß ist Ihre Konkurrenz? Der Weltmarkt ist ja riesig.

In der Kategorie Fischkonserven gibt es sehr viel Konkurrenz. Bei Premium-Sardinen stehen wir sehr oft für die gesamte Kategorie. Jede zweite verkaufte Sardinendose in Österreich ist von Nuri, also 50 Prozent Marktanteil. Viele wollen uns kopieren.

Sardinen werden neuerdings in Haubenlokalen serviert, es gibt auch sogenannte Jahrgangssardinen. Wie edel kann man so ein Produkt machen? 

Ziemlich edel. Wir haben jetzt auch Paté im Sortiment und Öl, erzählen unsere Geschichte und haben einen Shop in der Wiener Herrengasse.

Wie viel kostet dort Ihre teuerste Dose?

249 Euro, weil sie mit der Nuri (Anm.: Segelschiff) in 249 Tagen um die Welt gesegelt ist.

Wie lange ist so eine Dose eigentlich haltbar? 

Wir schreiben fünf Jahre drauf. Haben aber gerade eine aus 1992 gegessen – köstlich.

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