Bei der Glatz GmbH dreht sich vieles um „die Fisch“. Seit über hundert Jahren importiert das Wiener Unternehmen feine Fischkonserven. Die Marke Nuri hat es Glatz besonders angetan. Die gute Beziehung über viele Dekaden mündete 2017 sogar in den Kauf der Nuri-Manufaktur in Portugal. Seither ist die Glatz GmbH nicht nur ein Fischhändler, sondern eben auch Produzent.
Wir sprechen mit Geschäftsführer Reinhard Korner über die Kultmarke, die seit jeher in den heimischen Vorratsschränken zu finden ist, und darüber, dass Fischdosen wieder in sind.
KURIER: Die Österreicher und Fischdosen – wie geht das zusammen?
Reinhard Korner: Da gibt es eine große Affinität. Ich denke, das hat mit der Kriegs- bzw. mit der Nachkriegszeit zu tun, wo die Konserve eine beliebte und praktische Verpackung für Lebensmittel war. Und es kommt auch aus der Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab. So kam die Fischdose in die Haushalte der Österreicher.
Wie zeitlos ist das Konzept Fischdose?
Das Produkt trifft immer noch aktuelle Trends: die besten Lebensmittel werden in der Dose portioniert und konserviert und es wird dabei nichts verschwendet. Wenn man die Dose öffnet, steigt einem quasi die Meeresluft in die Nase. Das ist zeitlos, vor allem, weil wir hier von hoher Qualität reden.
Welche Qualität ist das?
Wenn Sie mich so fragen: von der besten Sardinenqualität der Welt. Die lokalen Fischer in Matosinhos fahren täglich raus, um die Sardinen reinzuholen. Täglich kaufen wir am Fischmarkt die Fische zu, dürfen die Ersten sein, die sich die Ware aussuchen, weil wir den höchsten Preis bezahlen. Wir tun das ausschließlich in der Fangsaison – von Mai bis Oktober. Dann wird schnell und in Handarbeit verarbeitet und der Fisch ist am Nachmittag schon in der Dose. Nach einer Methode, die seit hundert Jahren dieselbe ist.
Das können nur kleine Mengen sein...
Unsere Mengen sind sehr überschaubar, etwa vier bis fünf Millionen Dosen im Jahr. Wobei Österreich der wichtigste Markt ist. Bei uns kommt nur in die Dose, was vor Ort im Meer ist. Manchmal sind die Fische größer, manchmal kleiner. Und manchmal gibt es keinen Fisch.
Und was passiert dann?
Wenn es keinen Fisch gibt, machen wir etwas anderes, verpacken oder räumen auf. Wie auch im Winter, wo wir zum Teil geschlossen haben.
Die Traditionsmarke wird in der Konservenfabrik Pinhais, einem 1920 gegründeten portugiesischen Unternehmen in Matosinhos, hergestellt. In der Manufaktur arbeitet man wie früher: frische Ware wird vom Fischmarkt noch am selben Tag in die Dosen gebracht.
Die Firma Glatz: Gibt es seit 1892 in vierter Generation, Eigentümer: Jakob Glatz. Die Glatz GmbH vertreibt Agrarprodukte und Fisch-, Frucht- und Gemüsekonserven. Nuri ist seit Jahrzehnten im Sortiment – als Nuri 2017 in Konkurs ging, wurde es von Glatz übernommen.
140 Mio. Euro Umsatz macht Glatz. Davon acht Millionen mit Nuri. Die Marke wird in 40 Länder exportiert.
Mitarbeiter: 140 in Portugal, 50 in Wien; eine Handvoll Büros in anderen Ländern.
Zum Problem der Überfischung: „Das existiert natürlich, dafür gibt es auch die Fangquoten. Wir sind eine kleine Manufaktur und verarbeiten nur, was wir lokal kriegen und was es gibt“, so Korner.
2017 gab es die Sardinenkrise und daraus resultierend die Reduktion der Fangquoten. Nuri ging in Konkurs und die Glatz GmbH. hat Nuri übernommen. Was haben Sie seither verändert?
Unser Eigentümer hatte immer schon den hohen Qualitätsanspruch. Er wollte nicht zulassen, dass es diese Produktion nicht mehr gibt. Wir haben nicht viel verändert, die Prozedur ist gleich geblieben, aber wir haben in die Marke und in das Haus in Portugal investiert. Es gibt dort jetzt auch ein Museum, das man besuchen kann.
Wieso gibt es diese enge Beziehung zu dieser Manufaktur?
Weil sie seit über hundert Jahren besteht und weil Nuri in Österreich ein großer Name ist. Die Fantasie und die Perspektive sind, dass wir diesen Erfolg künftig weiter internationalisieren können.
Wie viele Dosen verkaufen Sie in Österreich?
Von den vier bis fünf Millionen etwa die Hälfte. Der andere Teil geht in 40 Länder. In Österreich konnten wir den Absatz steigern: während Corona und jetzt durch die Teuerung sind Konserven stärker nachgefragt. Die Menschen kaufen wieder auf Vorrat.
Welches Absatzplus brachte Corona?
15 Prozent, über zumindest drei Jahre. In den USA liegt unser Wachstum bei 20 Prozent, da machen wir eine Million Euro Umsatz. Die Amerikaner lieben europäische Produkte.
Wie groß ist Ihre Konkurrenz? Der Weltmarkt ist ja riesig.
In der Kategorie Fischkonserven gibt es sehr viel Konkurrenz. Bei Premium-Sardinen stehen wir sehr oft für die gesamte Kategorie. Jede zweite verkaufte Sardinendose in Österreich ist von Nuri, also 50 Prozent Marktanteil. Viele wollen uns kopieren.
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