Österreicher als bester Chinesisch-Sprecher

Österreicher als bester Chinesisch-Sprecher
Thomas Plesser ist ein Star in China. Er holte den Titel des best non-native Mandarin Speaker nach Österreich.

Von wegen verstaubt: In China werden Redewettbewerbe so rauschend inszeniert, dass selbst Dieter Bohlen vor Neid erblassen würde.

Ein bisschen ähnelt das Format tatsächlich den Superstars: Die Kandidaten müssen singen, tanzen, Filme synchronisieren, jonglieren und - nun der Unterschied - sich brillant artikulieren und debattieren können. Thomas Plesser kann all das. Auf Chinesisch, genauer gesagt in Mandarin. Anfang August hat der Mödlinger einen Sprachwettbewerb gewonnen und ist somit der international beste "non-native Mandarin Speaker".

Thomas Plesser - oder Wu Jia Qi, wie er in China genannt wird - ist 21 Jahre alt, studiert Internationale Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht an der WU Wien und Sinologie an der Uni Wien. Freizeit? "Natürlich. Mein Vorteil ist, dass ich Chinesisch ja bereits spreche", erklärt er.

So kam's: 2004/2005 nahm Familie Plesser einen chinesischen Austauschschüler auf, daraufhin absolvierte auch Thomas Plesser ein Austauschjahr in China. Statt des Zivildienstes machte er Friedensdienst. In China. "Es ist mir leicht gefallen, die Sprache zu lernen - warum weiß ich nicht. Ich habe nie aus Grammatikbüchern gelernt, sondern es einfach angewendet", erzählt er. Rund 2000 Zeichen weiß Thomas Plesser anzuwenden. Wie viele Zeichen Mandarin gesamt hat, ist bis heute nicht ganz klar. "Da streiten die Gelehrten, die Schätzungen gehen bis zu 6000 Zeichen", sagt Thomas Plesser. Der Durchschnittsbürger würde 2000, 3000 Zeichen beherrschen.

Das Spektakel

Österreicher als bester Chinesisch-Sprecher

Der Wettbewerb "Bridge of Friendship, Resonance of Passion" wird von den Konfuzius-Instituten veranstaltet. Vorentscheidungen gibt es in jedem Land, in dem diese einen Standort haben. Die besten zwei aus jedem Land werden nach China eingeladen. Heuer nahmen 120 Studierende aus 60 Ländern teil. Jeder Anwärter kann eine Begleitperson mitnehmen.

Einen Monat lang dauerten die Ausscheidungen in China. Unter der Woche wurden die Teilnehmer von professionellen Trainern auf die Show - die im nationalen TV übertragen wurde - vorbereitet. Plesser erklärt, was zu tun war: "Wir hielten Reden: In meiner ersten sprach ich über meine Verbindung zu China. Ich habe Diabolo jongliert, Zungenbrecher aufgesagt, einen Filmausschnitt von einem berühmten chinesischen Film synchronisiert." Dafür waren die Teilnehmer zuvor zwei Tage in Schanghai, um mit dem berühmtesten chinesischen Synchronsprecher zu üben. Plesser setzt fort: "Im Finale gab es eine Debattierrunde, ein kurzes Theaterstück und wir mussten spontan Aufgaben auf der Bühne lösen." Ein harter Monat. Der sich auszahlte: Denn das Gefühl des Sieges war überwältigend. "Es war toll, ganz schwer zu beschreiben", sagt er.

Österreicher als bester Chinesisch-Sprecher

Jedes Jahr verbringt das Sprachtalent einige Zeit in China. "Ich bin in beiden Ländern zu Hause. Ich mag nicht zu lange irgendwo bleiben. Nach einiger Zeit in China ist Österreich wieder schön, nach einiger Zeit hier zieht es mich wieder nach China".

Zurzeit ist er im Übrigen mit der WU in Montenegro. Fleißig. "Ich bin schon ein bisschen ehrgeizig. Doch ich weiß, dass ich all das tun kann, ist nicht selbstverständlich".

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