No-Go oder Traumberuf: Was es mit den Jobtests auf sich hat
„Pferdewirtschafterin?“, war die verblüffte Reaktion einer Kollegin, als sie die Ergebnisse ihres AMS-Berufskompass-Tests öffnete. Einer anderen Kollegin wurden Kirchenmusikerin oder Astrophysikerin vorgeschlagen. Alles sehr speziell und weit weg von dem, was sie aktuell machen.
Karriere-Coachin Christina Strasser probierte vor dem Gespräch diese Tests ebenfalls aus und befand die Job-Vorschläge als nicht gänzlich zutreffend: „Sie sind sehr gut überlegt, aber zu kurz, um einen passenden Beruf finden zu können.“
Ob solche Berufsorientierungstests bei der Suche nach dem Traumjob helfen können?
Laut Judith Csarmann (Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS) sei das aber gar nicht das Ziel: „Es geht um eine grobe Richtungsorientierung und nicht um einen Einzelberuf.“
Je nachdem, welche Antworten man im Fragebogen ankreuzt, werden von den 503 eingespeicherten Berufsbündeln jene empfohlen, die zum Profil passen. Wenn man etwa gerne draußen an der frischen Luft, aber nicht schwer körperlich arbeiten will, schlägt das System beispielsweise Friedhofsgärtnerin vor. Diese Ergebnisse basieren auf tatsächlichen Personen. „Menschen, die in diesen Berufen tätig sind, haben ein ähnliches Profil wie Sie.“
Die konkreten Berufsvorschläge seien deswegen im ersten Moment vielleicht komisch und man fragt sich, wie sie zu einem passen, aber was man nicht sofort bedenkt:
Manche Berufe sind einfach nur nicht so bekannt.
„Viele Jugendliche kommen mit sehr engen Job-Vorstellungen zu uns. Bei Mädchen sind es Jahr für Jahr Bürokauffrau, Einzelhandelskauffrau und Friseurin. Bei den Burschen Kfz-Mechaniker, Installateur und Bürokaufmann. Wir zeigen, wie viele Möglichkeiten es für ihre Persönlichkeit und Interessen gibt,“ erklärt Csarmann.
So könne man, wenn man sich einen kreativen Beruf wünscht, außer Friseurin auch Maskenbildnerin oder Konditorin oder ganz etwas anderes werden. Man sollte, laut Strasser, nach Zusammenhängen zwischen den Jobvorschlägen suchen: Ist es Handarbeit? Kreativität?
Der Selbsttest ergab in meinem Fall:
Animateurin und (für jeden Kommunikationswissenschaftsstudenten wohl Ironie) Taxifahrerin. Csarmann erkannte hier ein Muster: „Das sind alles sehr kommunikative Berufe. Somit passen die Vorschläge dann doch.“
Kann man seinen Traumjob übersehen,weil er nicht dem typischen Berufsbild entspricht? „Wir denken oft in Boxen,“ sagt Strasser. „Deswegen bin ich immer für das Ausprobieren.“ Je mehr Berufserfahrung man hat, desto einfacher sei es, Jobinteressen einzugrenzen, weil man schon weiß, was man will – oder eben nicht.
„Mich hat es immer fasziniert, wie Fußballspieler ihr Hobby zum Beruf machen. Wenn man das tut, was man liebt, kommt das Geld dann meist auch von allein. Vielleicht nicht sofort, aber wenn man dranbleibt, gelingt es.“ Heutzutage reiche es fast schon, nur seine Leidenschaft zu finden, meint Strasser. Der passende Job kann später entworfen werden.
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