Nicht nur für Wunderwuzzis

Nicht nur für Wunderwuzzis
Ein Abschluss an mehreren internationalen Unis geht einfacher denn je.

Am Ende wird Sarah Weigl ein Abschlusszeugnis von der Universität Graz in der Tasche haben. Und der Universität Bamberg. Auch der Unis in Venedig, Pecs, Paris Diderot, und dem City College New York. Doch Sarah Weigl ist kein akademisches Wunder. Sie studiert das Master-Studium "English and American Studies" mit Joint Degree.

Immer mehr heimische Universitäten bieten solche – in der Regel englischsprachigen Joint-Masterprogramme – an: Der Studienplan wird gemeinsam mit den internationalen Partner-Universitäten erstellt, ein Auslandssemester ist für die Studierenden Pflicht.

Auslandssemester gebe es sonst auch, meint Weigl. Aber keines, das zu einem Abschluss an mehreren internationalen Universitäten führt. Eine dieser Unis von innen gesehen zu haben, reicht. Im Wintersemester 2013 war die 24-Jährige in New York City. "Das hätte ich ohne dieses Studium nie machen können – am College zahlt man 6000 US-Dollar Studiengebühren pro Semester." Für Sarah Weigl war das Studium am City College New York gratis, ist es doch Partner der Karl-Franzens-Universität Graz, Weigls Heimatuni. Die Organisation übernahm die Uni Graz, etwa 300 Euro im Monat bekam sie Zuschuss, um sich das Leben in der Metropole besser leisten zu können. Abgesehen vom Auslandsstudium hatte ihr Studium inhaltlich einen Pluspunkt: "Ich konnte mich auf mein Lieblingsfach konzentrieren, habe mich für Literaturwissenschaft als Schwerpunkt entschieden."

Einfache Anerkennung

13 Joint-Degree-Programme werden derzeit an der Uni Graz angeboten, "zwei weitere sind in Planung", sagt Rektorin Christa Neuper. Der größte Vorteil sei, "dass es keine Anerkennungsprobleme gibt", meint sie. Schließlich sind die Studienpläne der Universitäten aufeinander abgestimmt. "Die Studienangebote der Partnerunis ergänzen einander." Die Studierenden bekommen so einen tieferen Einblick in ihr Studienfach – und lernen mehrere Blickwinkel kennen. Joint-Programme hätten einen guten Ruf, schließlich müssen sich die Studierenden um einen Studienplatz bewerben: "Das Motivationsschreiben und gute Noten zählen, daher haben wir auch besonders gute Studierende und so gut wie keinen Drop-out." Die Nachfrage ist groß: Für das Studium "Sustainable Development" gab es beispielsweise insgesamt mehr als 600 Bewerbungen und nur 164 Studienplätze, davon 40 an der Uni Graz.

Das Auswahlverfahren fand Sarah Weigl nicht allzuschwer: "Ausschlaggebend war wohl mein Motivationsschreiben", glaubt sie, "ich wollte in New York für meine Masterarbeit recherchieren." Neben einem fixen Studienplatz für ein Auslandssemester an einer Partner-Uni können die Studierenden auch ein Auslandssemester bei sogenannten Mobilitätspartnern verbringen. Auch andere heimische Universitäten setzen auf internationale Studienprogramme, schließlich bringe der Aufwand langfristigen Nutzen, "daraus entstehen auch Forschungskooperationen mit den Partner-Universitäten", sagt Rektorin Neuper.

Die Universitätenkonferenz hat aktuell eine Aufstellung aller Joint und Double Degrees (Studienkooperationen mit mehreren oder zweier Unis) gemacht – aufrufbar auf der Webseite www.uniko.ac.at/wissenswertes.

Sarah Weigl hofft, mit dem internationalen Abschluss bei der Jobsuche einen Vorteil zu haben. "Ich hoffe dass der Abschluss in Zeiten der Globalisierung bei Bewerbungsgesprächen Gewicht hat."

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