Next Level: Der erste Job

Ein cool blickender Jugendlicher Mann vor Graffiti Bildnummer: 41470844
Im ersten Job ist alles anders als in der Schule. Jugendliche erzählen, wie sie nach Matura und Pflichtschule das Spiel der Arbeitswelt erlernt haben.

Nach der Schule studieren? Muss nicht sein. Zwar entscheiden sich wenige AHS-Maturanten für einen Job – die meisten zieht es an Uni oder Fachhochschule. Bei berufsbildenden höheren Schulen wie HAK, HTL oder HLW sieht es aber anders aus: vier von zehn Absolventen starten nach der Matura ins Berufsleben.

Einfach sei der Jobeinstieg ohne Studium aber nicht, meint Karrierecoach Andrea Jindra: "In unserer Gesellschaft gibt es die Tendenz zur Höherqualifizierung. Es gibt sicher Jobs, für die eine Matura ausreicht." Für die berufliche Weiterentwicklung seien Ausbildungen und Lehrgänge sinnvoll. "Es muss ja nicht immer ein Studium sein."

Den Berufseinstieg würden junge Leute am besten über Praktika finden, meint Günter Nowak, Studienautor des "AMS Matura Monitoring" und Obmann des Vereins Bildung und Beruf (www.bildungundberuf.at). "Wer den Jobeinstieg nach der Matura schafft, war meist an einer berufsbildenden höheren Schule, hat ein Praktikum absolviert oder bekam den Job über das Lehrpersonal vermittelt", sagt er. Schulformen wie HAK oder HTL haben oft gute Kontakte zu Unternehmen.

Dominik Lukic wählte nach der HAK-Matura das Arbeitsleben und bekam einen Job im Kundenservice von Uniqa. Die Umstellung von Schule auf Job sei gewöhnungsbedürftig gewesen: "Ich musste von null anfangen, an der HAK lernt man nicht viel über Versicherungen." Lukic bekam Einschulungen. Mit 19 Jahren Verantwortung zu übernehmen, war für ihn aber kein Problem. "Ich habe den Job von Anfang an ernst genommen, man wird auch gut vorbereitet." Bei Uniqa sind 10 Prozent der neuen Innendienst-Mitarbeiter Maturanten, sagt HR-Teamleiterin Irene Wieser: "Sie bekommen Schulungen und Mentoring, auf Weiterbildung wird großer Wert gelegt."

Einstiegshilfe

"Kein Unternehmen erwartet vom Einsteiger, dass er alles kann und weiß", sagt Andrea Jindra. Die Firmen müssten die Einschulungen aber gut planen. Der Berufseinsteiger selber könne auch einiges tun: "Anfangs ist jeder unsicher. Fragen zu stellen ist viel besser als sich in die Arbeit zu stürzen und dann eine auf den Deckel zu kriegen, weil man etwas falsch gemacht hat." Auch bei der Einschulung in einem Heft das Wichtigste mitzuschreiben, würde helfen – "dann stellt man dieselben Fragen nicht noch mal."

Dass man mit Fragen weiterkommt, weiß auch Anna Rastl. Sie fand nach Matura und Abschluss an der Fachschule für Metalldesign ihren ersten Job bei einem Trachtenschmuck-Hersteller. "Es ist besser, man fragt nach, als man macht irgendeinen Blödsinn", rät sie. "Man ist am Anfang nervös, glaubt, man muss alles perfekt beherrschen, was man gelernt hat. Ich habe mich anfangs auch nicht getraut, Fragen zu stellen, wurde aber dazu ermutigt." Auch in ihrem zweiten Job als Münz-Graveurin bei der Münze Österreich musste die 25-Jährige viel Neues lernen. " Das Arbeitsleben ist aber viel einfacher, als man es sich vorstellt."

Das findet auch Miche Stefanova. Die 16-Jährige macht gerade eine Lehre zur Systemgastronomin bei Nordsee in Wien. "Man hat Kundenkontakt, das ist ganz anders als in der Schule. Ich habe die Kollegen beim Kontakt mit den Kunden beobachtet, dann war das überhaupt nicht schwierig", erzählt sie.

Für Marco Wejwoda war die Einarbeitungszeit bei Billa erst als Kassier und dann als Lehrling zum Einzelhandelskaufmann wichtig – auch wenn die Umstellung von Schule auf Job nicht einfach war: "Anfangs hatte ich Fuß- und Kopfschmerzen vom Stress. Aber seit ich gemerkt habe, dass ich mit Stress gut umgehen kann, bin ich motiviert."

Am größten ist das Ausmaß der Verantwortung wohl, wenn man nach der Schule seine eigene Firma gründet. Aus Stefan Salchers Maturaprojekt an der HTL Salzburg wurde die Musik-App phono music. Über das Programm aws first bekamen er und seine drei Co-Gründer 20.000 Euro, um die App weiterzuentwickeln. Die Gründer treffen alle Entscheidungen selbst. "Für mich ist es einfacher, selbst die Verantwortung zu übernehmen, als etwas zu tun, wofür ein anderer die Verantwortung hat", sagt Salcher. Die Schule motivierte ihn zur Selbstständigkeit – aus einem interessanten Grund: "Wenn im System Schule alles vorgegeben ist, wünscht man sich, aus dem System auszubrechen."

Schon während der Schulzeit ist es möglich, berufliche Erfahrungen für später zu sammeln – und zwar durch Ferialjobs und Praktika. In der HTL ist vorgegeben, dass die Schüler Pflichtpraktika absolvieren müssen. Die Wahrscheinlichkeit, nach der Matura einen Job zu ergattern, ist recht gut – sofern das Unternehmen Mitarbeiter sucht.

Auch wenn man ein Gymnasium besucht, ist es clever, ein Praktikum in den Ferien zu machen. Wer nach der Matura in den öffentlichen Dienst will, kann beispielsweise bei der Stadt Wien ein Ferialpraktikum machen. Das Bundeskanzleramt nimmt im Sommer 30 Ferialpraktikanten auf, auch Verwaltungspraktika sind später möglich – nur offene Stellen gibt es wenige.
Schüler, die sich für Naturwissenschaften interessieren, können sich um ein Sommerpraktikum bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG bewerben (www.ffg.at/praktikaboerse). Weitere Praktika für Schüler gibt es auf www.aubi-plus.at/schuelerpraktikum/2015 und www.praktikum.info. Ein weiterer Tipp: Bei einem interessanten Unternehmen anrufen und fragen, ob es die Möglichkeit gibt, ein Schülerpraktikum oder Schnuppertage dort zu verbringen.

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