Was Chefs aus der Corona-Krise gelernt haben

Corona brachte Boom für digitales Lernen
Die Coronakrise hat hinsichtlich Leadership für einige Veränderungen gesorgt. Fünf Dinge, die Vorgesetzte aus dieser Zeit gelernt haben (sollten).

In den vergangenen Wochen mussten Chefs und Chefinnen oft schwierige Entscheidungen treffen, Mitarbeiter über Distanz führen, über Wochen ins Ungewisse steuern. Die Krise wurde für viele zur Bewährungsprobe. Gleichzeitig haben Führungskräfte dabei unheimlich viel gelernt, sagt Expertin Regina Jankowitsch. Sie sprach mit dem KURIER über die fünf wichtigsten Erkenntnisse:

Direkte Kommunikation

„In der Mitarbeiterkommunikation bereiten sich viele Führungskräfte oft weniger penibel vor als für externe Meetings“, so die Expertin. Nicht wenige hätten es sich angewöhnt, Anweisungen per Mail an Mitarbeiter oder Teams zu verschicken. „Diese Methode kann man nach Corona endgültig zu Grabe tragen“, sagt Jankowitsch. „Die Krise hat klar gezeigt, wie wichtig direkte Kommunikation mit Mitarbeitern ist.“ Insgesamt sei die Kommunikation intensiver geworden und damit auch ermüdend, aber: „Nur so kann man ein Team gut unterstützen.“

Effizientere Meetings

Wer kannte sie nicht: Stundenlange Besprechungen, die am Ende keine klaren Ergebnisse lieferten. „Es wird eine neue, effizientere Form von Meetings geben“, so Jankowitsch. Aufgrund der vielen Video-Sitzungen weiß man: Klare Strukturen und Regeln verkürzen die Sitzungsdauer, machen Besprechungen effizienter. „Sie werden jene Meetings ersetzen, bei denen Anfahrt und Abreise länger dauern, als das Meeting selbst.“ Ausnahme: „Persönliche Treffen bleiben wichtig, wenn Vertrauen aufgebaut werden muss oder Probleme besprochen werden.“

Weniger Misstrauen

Die Krise hat gezeigt: „Die Arbeit im Homeoffice klappt, die Technik funktioniert auch“, so Jankowitsch. „Ich glaube, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern nun mehr vertrauen. Sie haben in der Krise neue Seiten kennengelernt und wissen, wie sie mit Belastungen umgehen.“ Während der Zusammenarbeit über Bildschirme sei zwar viel Zwischenmenschliches verloren gegangen, gleichzeitig sei eine neue Form der Nähe entstanden. „Video-Calls haben Chefs auch mehr Einblicke in das Privatleben gegeben.“

Mut zusprechen

Bestehende Ängste im Team anzusprechen und zu relativieren, wird in Zukunft zu einer der wichtigsten Kompetenzen für Führungskräfte, ist sich die Expertin sicher. „Es ist wichtig, offen sagen zu können, wie es dem Unternehmen geht. Denn überall da, wo Angst ist, ist Transparenz eine gute Lösung.“ Zudem müsse auch ein Umfeld geschaffen werden, wo Erfolge gewürdigt werden. „Führungskräfte sollten nach der Krise nicht vergessen, Mitarbeitern auch den Applaus zu geben, den sie verdient haben.“

Runterfahren

„Für die Workaholics unter den Chefs war Corona wie eine therapeutische Intervention“, sagt Jankowitsch. „Sie waren phasenweise gezwungen, zu entschleunigen, sich zu erden und nicht jeden Tag 14 Stunden zu arbeiten. Die Expertin vergleicht das plötzliche Runterfahren mit dem klassischen Pensionsschock, den viele Chefs aus oberen und mittleren Managements erleben würden. „Nun wissen sie, wie es ist, außerhalb des Scheinwerferlichts zu stehen und haben weniger Angst mehr davor.“

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