Neue Chefin von Barbie und Ken
Margaret (Margo) Georgiadis hat es wieder getan. Sie hat ihren Arbeitgeber Google zum mittlerweile zweiten Mal für ein anderes Unternehmen verlassen. Zunächst für den Online-Rabattvermittler Groupon – dann ist sie wieder zu Google zurückgekehrt – und nun für den US-Spielzeughersteller Mattel. In einem Interview betont sie, dass Mitarbeiter nicht den Arbeitgeber verlassen, sondern ihren Chef. Diese Aussage könnte darauf schließen lassen, dass zwischen ihr und Google-Chef Larry Page nicht gerade das beste Einvernehmen bestand.
Große Herausforderung
Bei ihrer Antrittsrede betonte die Harvard-Absolventin, dass es ihr „eine Ehre sei, für Mattel während dieser aufregenden Zeit der Neupositionierung zu arbeiten.“ Gleichzeitig steht die 53-jährige vor einer großen Herausforderung, da der Spielzeugherstellers mit Marken wie Matchbox, Fisher-Price oder Hot Wheels in der Krise steckt. Im wichtigen Weihnachtsquartal hat Mattel Federn gelassen. Die gewinnverwöhnten Anleger waren „not amused“, die Aktie des Spielwarenherstellers gab nachbörslich um zehn Prozent nach. Der Hintergrund: Mattel leidet unter dem Verlust eines Großauftrags von Disney, der die Spielzeugprinzessinnen, unter anderem aus dem Film „Frozen“, nun vom Konkurrenten Hasbro produzieren lässt. Georgiadis’ Aufgabe wird es sein, die Weichen für die Zukunft zu stellen, in einer Zeit, wo elektronische Spielzeuge auf dem Vormarsch sind und mit Barbies nicht mehr die großen Umsätze erzielen werden können. Doch die authentische und selbstbewusste Managerin, die auch im Aufsichtsrat von McDonald’s sitzt, weiß um ihre Stärken. In einem Interview verriet die dreifache Mutter: „Ich versuche nicht, eine Superheldin zu sein, die gibt es nur im Fernsehen. Aber ich arbeite sehr hart, wenn ich im Büro bin. Ich stelle auch klar, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringen will.“ Manchmal, erzählt sie, lässt sie ihr Mobiltelefon über Nacht im Auto, damit sie nicht verleitet wird, zu arbeiten.
Start-up
Begonnen hat alles im Jahr 1945. Mattel wurde von Harold Matson, Elliot Handler und dessen Frau Ruth Handler in einer Garage gegründet. Der Firmenname setzt sich zusammen aus Matsons Spitzname „Matt“ und „Elliot“. Zunächst wurden Bilderrahmen und Puppenmöbel aus Holz hergestellt, dann die ersten Puppenkleider. Diese waren so erfolgreich, dass sich das Ehepaar Handler nach Trennung von dem Partner Matson vermehrt auf Spielzeug konzentrierte. Nachdem Ruth Handler ihre Tochter dabei beobachtet hatte, wie sie mit ausgeschnittenen Papierpuppen spielte und sie an- und auszog, entstand die Idee der ersten Barbie. Eine dreidimensionale Ankleidepuppe, mit der Mädchen nachspielen können, was sie bei den Eltern beobachten. Handler taufte die Puppe auf den Spitznamen ihrer Tochter Barbara, Ken wurde nach Handlers Sohn benannt. 1959 erschien die erste Barbie und 1961 der erste Ken. Die Modelle begeisterten Generationen von Mädchen. 30 Jahre nach Gründung des Unternehmens, 1975, scheiden Ruth und Elliot Handler aus dem Unternehmen aus. In den Jahren darauf erfolgten unter neuer Führung zahlreiche Kooperationen und werden Lizenzverträge abgeschlossen: Mit Disney, Ferrari, Harry Potter und der Formel 1.
Nummer 2 im Spielwarengeschäft
Noch ist Mattel die Nummer 2 weltweit hinter Lego mit einem Jahresumsatz von 6,7 Milliarden US-Dollar. Um diese Position zu halten und nicht an Hasbro zu verlieren, wurde Margo Georgiadis geholt. Sie ist ein Quereinsteiger in der Spielzeug-Industrie, bringt aber von Google Technik-Erfahrungen und Führungskompetenzen mit. Diesen frischen Wind braucht der Konzern, der derzeit mit Hauptsitz in El Segundo in Kalifornien über 31.000 Mitarbeiter in 42 Ländern beschäftigt und seine Produkte in mehr als 150 Staaten verkauft, dringend. Und Georgiadis wird bald zeigen müssen, ob sie die Richtige für diesen Job ist. Denn schon für andere Manager hat sich Mattel als Schleudersitz entpuppt. 2015 hatte der damalige Vorstandschef Bryan Stockton wegen schlechter Zahlen im Barbie-Geschäft seinen Rücktritt erklärt. Nachfolger Alexander Sinclair bleibt zwar im Unternehmen, rückt aber hinter Georgiadis in die zweite Reihe. So gesehen gibt es auch für die neue Chefin einen Plan B. Klappt es mit Mattel nicht, könnte sie zum nunmehr dritten Mal bei Google andocken.
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